Alte Obstsorten neu entdecken
Regionale Obstsorten neu entdeckt
Königswinter - Vielerlei Äpfel-, Birnen- und Kirschensorten waren noch vor 100
Jahren in aller Munde. Und das im doppelten Sinne. Zum einen war die
Vielfalt an Obstsorten geradezu lebenswichtig, weil sie
unterschiedlich genutzt werden konnten. Die einen eigneten sich zum
Einkochen oder Einmusen, die anderen zum Lagern oder direkt essen.
Andere konnten getrocknet werden oder wurden zu Marmeladen. Auch die
Umgebung verlangte unterschiedliche Sorten. Je nach Landstrich war das
Klima mal rauer, mal milder, die Böden leichter oder schwerer, da war
Vielfalt gefragt. Zum anderen kannten die Menschen von einst noch so
wohlklingende Namen wie „Uhlhorns Wunderkirsche“,
„Kruitwiehnbirne“, „Huetjansbirne“ oder „Tulpenapfel“.
Auch das „Rheinische Seidenhemdchen“, ein kugelförmiger rosa bis
dunkelroter Apfel, war Vielen geläufig.
Heute macht die hohe Mobilität per Flugzeug und Schiff es möglich,
dass Obstsorten zu jeder Zeit an jedem Ort -jedenfalls in unserem
Lebensraum - zu haben sind. Das Kriterium „Vielfalt“ in Sachen
Obst wurde zur Nebensache. Seit den 1960 Jahren stellten zudem viele
Agrarbetriebe auf hoch effektive Monokulturen um. Es wurden sogar
Rodungsprämien gezahlt, um die vermeintlich unzeitgemäßen
Strukturen in der Landschaft zu beseitigen.
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben
bedroht“, unter diesem Projekttitel startete im Jahr 2008 deshalb
ein Projekt im Rahmen des Netzwerks Kulturlandschaft des
Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) gemeinsam mit den Biologischen
Stationen im Rheinland. Es galt, die alten rheinischen Obstsorten auf
zu spüren, zu sichern und zu beschreiben.
Das nunmehr neun Jahre währende Projekt hat viele Helfer
herausgefordert. Zahlreiche alte Obstsorten sind entdeckt worden,
teils in ländlichen Hausgärten, auf Wiesen oder in versteckten
Gefilden. Manche vom Aussterben bedrohte Sorten konnten noch mittels
Edelreiser von vergreisten Altbäumen abveredelt und somit erhalten
werden. Im Jahr 2010 gab es einen Zwischenbericht. Ein erstes
Obstsortenhandbuch mit 49 Sortensteckbriefen wurde veröffentlicht.
2016 endete das Förderprojekt.
Auf dem Löwenburgerhof vor der Kulisse einer Streuobstwiese wurde nun
das zweite Handbuch mit 100 Steckbriefen alter Sorten vorgestellt.
Auch eine Liste gesuchter Obstsorten gibt es in dem Buch. Mit dabei in
der Vortellungsrunde waren Professor Jürgen Rolle, Vorsitzender des
LVR-Kulturausschusses, Horst Becker, Staatssekretär beim NRW-
Umweltministerium sowie Dr. Dieter Steinwarz, Leiter der Biostation
Rhein-Sieg und Barbara Bouillon, Biologin.
Gegen eine Schutzgebühr von 7 Euro kann das Werk per E-Mail unter
nadermann@biostation-rhein-sieg.de bestellt werden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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