Das Klinikum hat jetzt eine eigene "künstliche Lunge"
Hochmoderne ECMO-Maschine

Wenn nichts mehr hilft, kann die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) immer noch Leben retten. Darüber freuen sich (von links) Dr. Christian Mey, Professor Dr. Gerd Molter und Klinikum-Geschäftsführer Hans Peter Zimmermann. | Foto: Klinikum Leverkusen
  • Wenn nichts mehr hilft, kann die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) immer noch Leben retten. Darüber freuen sich (von links) Dr. Christian Mey, Professor Dr. Gerd Molter und Klinikum-Geschäftsführer Hans Peter Zimmermann.
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Leverkusen - Wenn nichts mehr hilft und selbst Beatmungsmaschinen ein
Menschenleben kaum noch retten könnten, gibt es noch eine letzte
Chance: sie heißt extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO.

Diese Maschine sieht auf den ersten Blick recht unscheinbar aus. Doch
hinter hochmoderner Technik verbirgt sich quasi eine künstliche
Lunge, die technisch einer Herz-Lungen-Maschine gleicht. Das Klinikum
Leverkusen ist neuerdings im Besitz eines solchen Gerätes, das
notfalls auch bei Covid-19-Patienten eingesetzt werden kann. Indirekt
ist die zeitnahe Anschaffung des 90.000 Euro teuren Apparates nur
durch die Pandemie möglich geworden. Denn die Finanzierung erfolgte
über Fördermittel aus Bundes- und Landesmitteln.

Professor Dr. Gerd Peter Molter, Direktor der Klinik für Anästhesie
und operative Intensivmedizin: „Wir haben dieses Gerät angeschafft,
um Patienten mit schwersten Lungenversagen oder kombinierten
Lungen-Herz-Versagen eine ultimative Therapieoption anbieten zu
können.“ Mit anderen Worten: der Einsatz der künstlichen Lunge ist
gefährlich, aber auch alternativlos. Denn die einzige Alternative
würde Ersticken lauten.

Schon in den letzten Jahren kam die ECMO immer mal wieder zum Einsatz.
Allerdings mussten die Mediziner dazu ein Gerät ausleihen. Zum
Beispiel auch in den Jahren der Grippewelle 2017 und 2018. „Da gab
es etliche Lungenversagen und wir hatten das Gerät mehrfach im
Einsatz“, erinnert sich Dr. Christian Mey, zuständiger Oberarzt auf
der Intensivstation mit Covid-19-Patienten. Die Maschine zu mieten
benötige einen Vorlauf von rund zwölf Stunden. Das sei das eine
deutliche Einschränkung der Handlungsfähigkeit, wenn man es ums
Überleben gehe. Jetzt sei das Gerät sofort zur Stelle und innerhalb
von zwei Stunden einsatzbereit.

Es wird vor allem dann benötigt, wenn die eigene Lunge eines
Patienten den lebensnotwendigen Gasaustausch nicht mehr bewältigen
kann. Die ECMO kann die Lunge nahezu komplett über Tage oder Wochen
ersetzen. Eine Patientin, deren Lunge sehr schwer geschädigt war, sei
sogar 50 Tage auf diese Weise beatmet worden, so Mey. Indem das Blut
der Frau außerhalb ihres Körpers mit Sauerstoff angereichert wurde,
erhielt die Lunge genügend Zeit zur Erholung.

Vereinfacht beschrieben funktioniert das System mit Hilfe einer Pumpe,
die bis zu sechs Liter Blut pro Minute außerhalb des Körpers durch
einen Membran-Oxygenator leitet, der wiederum Kohlendioxid aus dem
Blut entfernt und zugleich mit Sauerstoff anreichert. Das aufbereitete
Blut wird anschließend in den Körper zurückgeführt.

Mey wertet die Maschine als „technische Errungenschaft, mit der man
Leuten helfen kann, aber auch gut geschulte Pflegekräfte braucht, die
in der Lage sind, dieses Gerät zu bedienen.“ Nicht zuletzt deshalb
wird deren Einsatz als letzte Therapiemöglichkeit betrachtet. Die
ECMO heile eine Erkrankung nicht, sei aber oft die letzte Möglichkeit
für Patienten. Aktuell sei die Maschine nicht im Einsatz. „Ich
rechne aber mit einem Bedarf von etwa vier bis acht Einsätzen pro
Jahr“, schätzt der Mediziner.

- Gabi Knops-Feiler

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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