Eigenblut statt Transfusion
Klinikum Leverkusen behandelt nach modernsten Standards

- Professor Dr. Gerd Molter (links) und Dr. Jens Friedrich demonstrieren den Ablauf der ambulanten Therapie zur Steigerung der Blutbildung.
- Foto: Britta Meyer
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Leverkusen - Seit April werden Patienten des Klinikums vor einer Operation, wenn
nötig, durch ein „Patient-Blood-Management“ (PBM) vorbereitet.
Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2011 empfohlene
Behandlungskonzept unterstützt die Blutbildung und soll die
Transfusion von Fremdblut so weit wie möglich reduzieren. „Ein
großer Vorteil für unsere Patienten“, versichert Professor Dr.
Gerd Molter, Chef der Klinik für Anästhesie und operative
Intensivmedizin.
Denn wie neuere Studien ergeben haben, birgt Fremdblut einen höheren
Risikofaktor als Eigenblut. So steigt die Infektionsrate und
Durchblutungsprobleme der Organe treten häufiger auf als bei
Patienten, die keine Bluttransfusion benötigt haben. Daher wurde in
Deutschland in den vergangenen Jahren, ausgehend von der Uniklinik in
Frankfurt und den Häusern in Bonn, Münster und Kiel, die
Vorabbehandlung der Patienten mit einer blutbildenden Therapie
gestartet. Mit großem Erfolg, wie Dr. Jens Friedrich, Oberarzt in der
von Prof. Molter geleiteten Klinik, erklärt.
Nach und nach haben sich weitere Häuser dem Projekt angeschlossen und
so gehört das Klinikum nun zu den sieben Krankenhäusern, die nach
den Qualitätsrichtlinien des PBM behandeln. „Das macht uns ein
wenig stolz“, versichert Prof. Dr. Gerd Molter. Angewendet wird das
PBM bei allen Patienten, die unter einer begründeten Anämie
(Blutarmut) leiden.
Dies sind häufig Menschen mit einer chronischen Entzündung oder
einer Tumorerkrankung. Ohnehin geschwächt, bilden sie nicht
ausreichend Blut, um einen starken Verlust während einer Operation,
etwa am Magen, bei einem Bauchaneurysma oder an der Speiseröhre,
auszugleichen. Unterziehen sie sich rund vier Wochen vor der Operation
einer Behandlung mit dem blutfördernden Medikament, das durch eine
Transfusion in mehreren ambulanten Sitzungen verabreicht wird, steigt
die Chance, dass eine Bluttransfusion überflüssig wird.
„Ein Vorteil für die Patienten, die durch eine Entzündung im
Körper oder eine Tumorerkrankung, ohnehin geschwächt sind“,
erklärt Dr. Jens Friedrich. „Unser Bestreben ist es, diese
Patienten so gut wie möglich auf ihre Operation vorzubereiten.“
Auch im Falle eines akuten Eingriffs kann durch die Verabreichung des
blutbildenden Medikaments noch kurzfristig die Transfusionsmenge an
Fremdblut so gering wie möglich gehalten werden. „Das ist unser
Ziel, jeder Blutkonserve weniger ist besser für den betroffenen
Patienten“, erklärt Friedrich.
Positiver Nebeneffekt dabei ist, dass so auch der Bedarf an
Blutkonserven durch freiwillige Blutspenden sinkt. „Der
demografische Wandel führt dazu, dass wir nicht mehr so viel
Fremdblut zur Verfügung haben, wie wir benötigen“, klärt
Friedrich auf. Mit dem PBM wird daher nicht nur in Sachen
Patientensicherheit Vorschub geleistet, sondern auch ein drohender
Engpass in der Versorgung geschlossen.
Zur Patientenaufklärung informieren die Spezialisten des Klinikums
zum Thema „Patient Blood Management“ am Donnerstag, 13. Dezember,
von 17 bis 18.30 Uhr im Seminarraum Dhünn/Rhein, Geb. 7.R, EG,
Paracelsusstraße 15.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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