Abschied von der Bühne des Lebens
Kurt Stichnoth starb 92-jährig

Im Alter von 90 Jahren verabschiedete sich der Leverkusener Ex-Prinz und Sänger Kurt Stichnoth bei „Leverkusens kleinster Sitzung“ (LKS) im Kulturausbesserungswerk von der Bühne. Jetzt trat er auch von der Bühne des Lebens ab.  | Foto: Screenshot: Gabi Knops-Feiler
  • Im Alter von 90 Jahren verabschiedete sich der Leverkusener Ex-Prinz und Sänger Kurt Stichnoth bei „Leverkusens kleinster Sitzung“ (LKS) im Kulturausbesserungswerk von der Bühne. Jetzt trat er auch von der Bühne des Lebens ab.
  • Foto: Screenshot: Gabi Knops-Feiler

Leverkusen (gkf). Vor zwei Jahren nahm der gebürtige Wiesdorfer Kurt Stichnoth seinen Abschied von der Bühne. Jetzt verabschiedete er sich endgültig von der Bühne des Lebens. Der Leverkusener Liedermacher und ehemalige Karnevalsprinz Kurt II., der die Narren in der Session 1988/1989 regierte, starb im Alter von 92 Jahren. Nur wenige Tage, nachdem Tochter Katrin Rüßmann ihn zuletzt besucht hatte, wurde er leblos in seinem Apartment aufgefunden. Auf eigenen Wunsch wird der Verstorbene im engsten Familienkreis und im Odenthaler „Trostwald“ bestattet.

„Adios Leverkusen, Goodbye“, tönte es ein letztes Mal aus seiner Kehle bei „Leverkusens kleinster Sitzung“ (LKS) im Kulturausbesserungswerk. „In meinem Alter“, scherzte Stichnoth bei dieser Gelegenheit, „weiß man nicht, wache ich am andern Morgen neben einer hübschen Frau oder einem Engelchen auf.“ „Typisch Papa“, kommentierte Katrin Rüßmann seinen Humor.

Für das LKS-Team sei es wiederum „eine große Ehre“ gewesen, so Wolfgang Müller-Schlesinger, dass sich Stichnoth beim letzten Auftritt bewusst für diesen Rahmen entschieden hatte. Schließlich sei seine Komposition „Leverkusen, das klingt schon wie Musik“ bereits seit 25 Jahren als Schlusslied nach jeder Sitzung erklungen und wurde traditionell von Künstlern und Publikum gemeinsam gesungen. „Für mich war er immer mein Papa. Und nicht der Mann, der in der Öffentlichkeit stand“, sagte Tochter Katrin Rüßmann. Deshalb freue sie sich umso mehr, dass so viele Menschen Interesse an seinem Schicksal gezeigt hätten.

1931 in Wiesdorf geboren und zur Schule gegangen, begann Stichnoth 1945 eine Ausbildung als Musterzeichner für Stoffdruckmuster bei der Textilveredelungsfirma Schusterinsel in Opladen.

Nebenbei besuchte er die Meisterschule in Wuppertal-Vohwinkel und absolvierte eine Ausbildung zum Reprofotografen. Einige Jahre später wechselte er zur Firma Buchheim nach Wermelskirchen, um dort Entwürfe für Dekostoffe via Fototechnik zu erstellen. Nach dem Ende der Firma und einer erfolgreichen Umschulung als Tiefdruckretuscheur arbeitete Stichnoth bis 1987 als Industriegrafiker bei der Bayer AG und wechselte freiwillig in den Vorruhestand.

Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stand Stichnoth erstmals im Jahr 1947 mit seinem Vortrag als „Leverkusener Fremdenführer“. Auch anschließend blieb er im Grunde dieser Rolle treu, indem er sein Publikum meistens musikalisch zu den diversen Orten seiner Heimatstadt führte. Einmal beobachtete er einen Bagger, der Häuser in Wiesdorf unter sich begrub. Anschließend entstand der Titel „Wiesdorf vor zwanzig, dreißig Jahr.“ Das Lied „schlug ein wie eine Bombe“, beschrieb Stichnoth. Und alle verlangten nach einer Schallplatte. Doch die Plattenfirma lachte ihn aus und sagte, dass kein Mensch Lieder aus Leverkusen brauche. Stichnoth wagte es dennoch und veröffentlichte seine erste Single auf eigene Rechnung. Und verkaufte auf Anhieb 14.000 Tonspeicher.

Stichnoth feierte Schallplattenerfolge als Solist und Heimatsänger. Und fand Erfüllung als Chorsänger beim Männerchor Germania Opladen. Dem Chor, sagte Stichnoth unlängst, habe er „die schönste Zeit meines Lebens zu verdanken.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte er fast alle seine gesammelten Fotos, Texte, Zeichnungen und andere Werke dem Stadtarchiv übergeben und den örtlichen Geschichtsvereinen anvertraut.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Gabi Knops-Feiler aus Leverkusen

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