Erschütternde Historie
Was wird aus dem jüdischen Waisenhaus?
Der Altbau an der Aachener Straße 443 steht unbewohnt da. Künftig, so die Idee, soll das Haus als Wohn- und Begegnungsstätte genutzt werden. Allerdings hat das Gebäude eine erschütternde Vergangenheit. Bis 1941 war es ein jüdisches Waisenhaus.
von Hans-Willi Hermans
Braunsfeld. Verriegelt und verrammelt, offensichtlich unbewohnt und ungenutzt: Das Haus an der Aachener Straße 443 gibt so manchem Passanten Rätsel auf.
Bis vor wenigen Jahren war hier noch das griechische Lyzeum untergebracht. Nun soll die Verwaltung auf Antrag der SPD-Fraktion in der Lindenthaler Bezirksvertretung wieder eine „gemeinwohlorientierte Nutzung“ des Hauses herbeiführen. Wenn möglich, soll es eine Wohn- und Begegnungsstätte werden.
Dabei muss die Verwaltung taktvoll und behutsam vorgehen. Das hat mit der aufwühlenden Geschichte des Gebäudes zu tun. Denn einst war darin das Jüdische Waisenhaus untergebracht, bis es die Nationalsozialisten im Frühjahr 1941 auflösten.
Die verbliebenen Kinder und Betreuer wurden in die Ghettohäuser Cäcilienstraße und St.-Apern-Straße verbracht und von dort im Juli 1942 nach Minsk deportiert. Wenige Tage nach ihrer Ankunft wurden die Kölner Waisenkinder erschossen. Eine Gedenktafel und Stolpersteine vor dem Haus erinnern an diese erschütternde Geschichte.
Vor etwa drei Jahren wurde bekannt, dass das Liegenschaftsamt der Stadt mit einem Investor über die Zukunft des Gebäudes verhandele. Angestrebt wurde demnach eine Mischnutzung aus Studentenwohnungen und einer Kultur- und Begegnungsstätte, die an die Geschichte des Hauses anknüpft. Leerstand verbessert aber nicht unbedingt den Zustand von Häusern, deshalb forderte die SPD, dass die Pläne „schnellstmöglich“ umgesetzt werden. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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