Prototyp vorgestellt
Vorbild für zukünftige Brücken
Mechernich - (red). „Es geht um einen Prototyp, der im Mühlenpark über den
Bleibach errichtet werden soll“, erklärte Jonas Thull,
wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Aachen, im
zuständigen Stadtentwicklungsausschuss.
Der Prototyp ist das Ergebnis des Forschungsprojektes „Nachhaltige
Standardbrücken in Holzbauweise“, für die sich federführend die
Fachhochschule (FH) verantwortlich zeichnet. Neben der FH gehören zum
Planungsteam zwei Ingenieurbüros, ein Holzbaubetrieb, der
Landesbetrieb Wald und Holz NRW als auch die Stadt Mechernich.
Das Bauwerk soll als Vorbild für zukünftige Brücken dienen und
werde nach dem neuesten Stand der Technik und der Forschung gebaut, so
Thull: „Der Prototyp beruht auf den Ergebnissen einer umfangreichen
Bestandsanalyse.“
An der Bestandsanalyse, die in der ersten Phase des
Forschungsprojektes erfolgte und an der 292 von 396 Kommunen in
Nordrhein-Westfalen teilgenommen haben, hatte ergeben, dass derzeit 96
Prozent der Holzbrücken nicht ausreichend geschützte Brücken sind
und bereits vor der angesetzten Lebensdauer von 30 Jahren teilweise
stark verschlissen sind.
Das Forscherteam hat daraufhin einen Standardtyp entwickelt. Dieser
ist in der Art einer sogenannten „Deckbrücke“ konzipiert, dabei
befinden sich die Hauptträger unterhalb eines robusten Gehbelags. In
der Standardversion sind grundsätzlich Brückenlängen von bis zu 16
Meter möglich. Die maximale Nutzbreite liegt bei bis zu drei Meter.
Die Brücke, die direkt am Mühlenpark-Café errichtet werden soll,
wird eine Spannweite von zehn Meter und Breite von 1,80 Meter
umfassen.
In früheren Jahrhunderten habe man zum Schutz immer ein Dach über
die Holzbrücke vorgesehen – wie etwa bei der ältesten
europäischen Holzbrücke, die heute noch in Luzern erhalten ist.
„In der Moderne versuchen wir das jetzt mit anderen Mitteln“,
machte Thull deutlich. Man hole das Dach eine Etage tiefer, also auf
den Boden der Brücke. Bei dem neuen Modell wird ein Natursteinbelag
das Tragwerk darunter schützen. „Weil wir damit eine deutlich
höhere Lebensdauer haben“, erklärte Thull. „Damit können wir
bei der Holzbrücke eine Lebensdauer von mindestens 80 Jahren
erreichen. Das war in der Vergangenheit nicht üblich.“
Dadurch könne man auf eine aufwändige und pflegeintensive
Dachkonstruktion verzichten, so der Jungforscher. Holz überzeuge
nicht nur optisch, sondern auch was die Ökobilanz und den
schädlichen CO2-Ausstoß angehe. Hauptsächlich Fichte und Lärche
aus heimischen Wäldern soll bei dem Brückenbauwerk im Mühlenpark
zum Einsatz kommen.
Die Brücke soll zusätzlich mit einem Monitoring ausgestattet werden.
„Das bedeutet, wir als FH Aachen überwachen das Bauwerk nach
Fertigstellung über mehrere Jahrzehnte und messen sowohl die
Holzfeuchte, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit und
Verformungen.“ Dazu werde man auch regelmäßig vor Ort sein, um die
Daten auszuwerten.
Die Stadt Mechernich hat das Forschungsprojekt über drei Jahre
intensiv begleitet - so war eine enge Verzahnung von Wissenschaft und
Praxis möglich. Die Stadt freue sich und sei auch stolz darauf, Teil
des europäischen Forschungsprojektes zu sein, so Stadtplaner Thomas
Schiefer: „Hier wird Nachhaltigkeit gelebt.“ Die Zusammenarbeit
mit der innovativen Fachhochschule und jungen kreativen Studenten habe
Spaß gemacht. „Mit dem Projekt geht es schließlich auch um die
Frage, wie nutzen wir Ressourcen zukünftig“, so Schiefer weiter.
Die Brücke sei zwar wie andere Holzbrücken auch in der
„Anschaffung“ etwas teurer, dafür aber mit deutlich geringeren
Instandhaltungskosten verbunden. Im Haushalt sind für das Vorhaben
rund 25.000 Euro eingestellt. Für das außergewöhnliche Projekt
versucht man außerdem noch Fördergelder zu akquirieren.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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