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Politik Aktiv!
Wird konservatives Denken wieder modern?

Klaus Besier | Foto: HJU

Das war das Thema des Oktober-Stammtisches des Vereins „Politik Aktiv!“. Der Vorsitzende des Vereins, Günter Klein, freute sich unseren Freund und Mitglied Klaus Besier als Vortragenden begrüßen zu dürfen. Er hat sich des zu Beginn schwierig wirkenden Themas angenommen und beeindruckte die Teilnehmer mit einer fundierten Vorbereitung und umfassender Literaturrecherche.
Nach der Klärung des Ursprungs des Begriffs als politische Denkform hörten die Teilnehmer interessante Ausführungen zur ideengeschichtlichen Einordnung. Besier sieht einen wichtigen Ursprung in der Reaktion auf die Französische Revolution. Im Dreiklang der damaligen Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit betonen Konservative an Stelle der Revolution die Kontinuität und die gewachsenen Traditionen.
Breiten Raum nahm die Diskussion ein, warum der Begriff des Konservativen gerade in Deutschland besonders belastet ist. Wichtiger Grund hierfür war, dass die Konservativen nach dem verlorenen I. Weltkrieg vor allem republikfeindlich und antiparlamentarisch auftraten. Als geschichtliche Belege benannte er die sog. „konservative Revolution“, aber auch den „Tag von Potsdam“ 21.03.1933, die Inszenierung von Versöhnung des preußisch-deutschen Konservatismus mit der NS-Bewegung anlässlich der Reichstagseröffnung. „Weiterhin war nach Holocaust und dem Zusammenbruch durch fehlendes gewachsenes geschichtliches Erbe der Konservatismus in Deutschland dauerhaft diskreditiert, oft erfolgte eine historisch falsche Gleichsetzung mit dem Nationalsozialismus“ so der Vortragende.
Mit großem Interesse folgten die Teilnehmer den Ausführungen des Referenten zu den Konservativen der Gegenwart und damit zu denen in der CDU. Prägend hier war der politische Katholizismus (Zentrum; Kulturkampf) als stärkste Wurzel der Unionsparteien. Hierfür standen v.a. der Arbeitnehmerflügel (Sozialausschüsse) und der Konflikt der Sozialausschüsse mit dem Wirtschaftsflügel (Ordoliberalen).

Mutige Veränderung trifft verlässliche Vergangenheit

Erst mit dem Ludwigshafener Programm von 1978 hatte das Konservative auch Einzug in die CDU-Programmatik gehalten. Das spätere Bestreben, die so genannte politische Mitte einzunehmen, hat das „Konservative“ in der CDU allerdings an den Rand gedrängt, was bei der Schwesterpartei CSU lange anders verlief. Daneben gab und gibt es auch Versuche neuer Ansätze konservativen Denkens, so findet z.B. oft eine Abgrenzung zwischen „Strukturkonservativ“ versus „Wertkonservativ“ (Erhard Eppler) statt. Ebenso ist eine bemerkenswerte Diskussion zur Ablösung der alten „rechts-links“-Verortung und der Versuch einer Vereinnahmung des Begriffs durch Bündnis 90 Die Grünen (Kretschmann) zu beobachten. Allerdings gibt es glücklicherweise auch von CDU-nahen Autoren eine Renaissance konservativen Denkens. Allen voran der junge Mainzer Professor für Geschichte, Andreas Rödder, der in seinem Buch „Konservativ 21.0“ eine Agenda für eine moderne konservative Politik für Deutschland skizziert. Klaus Besier belegte diese und weitere Aussagen durch die reichlich mitgeführte Literatur.
Günter Klein, der Vorsitzende von „Politik Aktiv!“, bedankte sich für die fundierte Darstellung. Ein anspruchsvolles Thema und weit mehr als nur eine Richtungsdebatte. Ohne historische Zusammenhänge zu kennen und zu verstehen, besteht aber die Gefahr, dass der Begriff des Konservativen zu einer leeren Worthülse verkommt.

LeserReporter/in:

H.-J. Unger aus Swisttal

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