Zündorferin ist unschlagbar
79-jährige Porzerin holt drei Tauch-Goldmedaillen

Foto: pep

Wie viele Meter können Sie im Schwimmbad mit einem Atemzug tauchen? Zehn Meter? 25 Meter? Oder gar 50? Hannelore Becker aus Porz-Zündorf hat fast 100 Meter geschafft und ist damit Weltmeisterin geworden – mit 79 Jahren.

Atemtechnik üben, Krafttraining, Meditation – ein Jahr lang haben diese Übungen den Alltag von Hannelore Becker bestimmt. Lohn der Mühen: Der Gewinn von drei Goldmedaillen bei den CMAS World Freediving Championships in Belgrad. Dort ist die Zündorferin in drei Kategorien angetreten und hat in ihrer Altersklasse auch drei Mal gewonnen. „Beim dritten Gang auf das Treppchen war ich schon ein richtiger Profi“, scherzt die 79-Jährige. Während ihr bei den beiden Malen davor mächtig die Knie gezittert haben und sie sehr nervös gewesen sei, habe sie nachher gewunken und Luftküsse verteilt.

Großer Ehrgeiz

Sport gehörte für Hannelore Becker immer zum Leben dazu. Fasziniert hat sie besonders das Element Wasser. Doch es sollte etwas dauern, bis sie dort richtig heimisch geworden ist. Zunächst war es Schnuppertauchen, dem folgte mit knapp 60 Jahren ein Tauchkurs. Wenn Hannelore Becker an den zurückdenkt, muss sie sich schütteln. „Der war ein Graus.“ Der Anzug saß nicht richtig, zu groß war die Haube, das Wasser dunkel und kalt. Deswegen aber aufgeben? Nicht für Hannelore Becker. Sie habe sich nie vor Herausforderungen gedrückt. „Ich war und bin eine Kämpferin“, sagt sie.

Das ist sie auch bei ihrem ersten Tauchgang im Meer. Auf dem indonesischen Bali ist sie mit einer Tauchgruppe unterwegs. Die Strömung ist stark. „Ich bin ins Wasser und war weg“, erzählt Hannelore Becker. Sie beißt die Zähne zusammen, packt es und kann die Schönheit der Unterwasserwelt genießen. Es folgten weitere Urlaube, die Becker größtenteils unter Wasser verbracht hat. Andere Taucher haben ihr in Ägypten die Hand gereicht und sie mit ihrem Einverständnis ein ganzes Stück runtergezogen. „Da habe ich Probleme mit den Ohren bekommen“, sagt die Seniorin. „Ab da stand für mich fest, ich mach Apnoe.“ Der Unterschied dabei zum Gerätetauchen: Es wird nur ein Atemzug für den Tauchgang genutzt.

100 Meter ohne Atemzug

Dafür ist vor allem eins nötig: „Training, Training, Training“, sagt Hannelore Becker. Sie ist über 60 Jahre alt, als sie mit ihrem neuen Hobby beginnt. Oft habe sie die Frage gehört, ob sie verrückt sei, erinnert sie sich. „Doch wieso ist es verrückt, sich auch im Alter zu bewegen und das zu tun, was einem Spaß macht?“, hält Hannelore Becker dagegen. Sich selbst auch Herausforderungen stellen, könne man immer, in jedem Alter, nicht nur in jungen Jahren.

Bei der Weltmeisterschaft in Belgrad lautet eine Herausforderung, mit einem Atemzug so viele Meter zurückzulegen, wie es nur geht. Nicht in die Tiefe, wie man es vielleicht aus dem Fernsehen kennt, sondern auf Strecke in einem Schwimmbecken. Knapp 100 Meter stehen am Ende für Hannelore zu Buche. Bei einer anderen Übung gilt es, unter Wasser so lange die Luft anzuhalten wie möglich. 3:05 Minuten sind es dieses Mal. Zwar habe sie schon ein Mal über 4 Minuten geschafft, doch nicht an diesem Tag. „Sicherheit geht immer vor“, sagt Hannelore Becker.

Am Ende der Wettkämpfe ist Hannelore Becker drei Mal Weltmeisterin. Ihr Trainer Werner Giove sei ganz stolz gewesen, sagt die Zündorferin. Stolz sind auch die Familie, Freunde sowie die Mitglieder ihres Heimatvereins Tauchsportgemeinschaft Porz, und sie selbst ist es auch. Und das kann Hannelore Becker auch sein, mit ihren drei Goldmedaillen um den Hals. (pep.)

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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