Outdoor ist "in"
Wer sich langsam bewegt, kann mehr entdecken
Porz - (sr) Wer schon immer durch das Kölner Grün wandert, joggt oder
radelt, muss sich daran gewöhnen, dass die Wege regelmäßig
rappelvoll sind. Andere haben den großen Stadtwald und die vielen
Grünanlagen in und um Köln erst in den letzten Monaten kennen und
schätzen gelernt. Doch was die meisten Kölner nicht wahrnehmen, ist,
was um sie herum da alles wächst.
Wie viele Kräuter, Stauden oder auch Bäume Nahrhaftes bieten, manche
sogar heilende oder giftige Wirkung auf den menschlichen Körper
haben. Doch es gibt auch in der Großstadt Menschen, die sich damit
auskennen.
Auf Gut Leidenhausen am Rande der Wahner Heide zum Beispiel, hat
Joanna Zingsheim sich zur Kräuterpädagogin ausbilden lassen.
Inzwischen bietet sie Seminare und Exkursionen an, wenn es die
Infektionszahlen zulassen live, ansonsten im Internet. „Unsere
online-Vorträge kommen sehr gut an“, sagt sie und freut sich auf
einen vielversprechenden Sommer.
Dann will sie mit Erwachsenen, aber vor allem mit Kindern, losziehen,
um ihnen zu zeigen, was so alles im Wald, auf der Wiese und sogar am
Gehweg alles wächst. Löwenzahn zum Beispiel. „Bereits aus einer
handvoll dicker Blüten lässt sich Löwenzahngelee machen“, sagt
sie. „Zum Sammeln von Kräutern und Blüten reicht meist ein kleiner
Beutel. Manchmal nehme ich meine Mütze“. Auf einer kleinen,
naturbelassenen Wiese finden sich jede Menge verschiedener Kräuter.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) lässt sich fast überall auf
Wiesen und an Wegrändern finden. Von Anfang April bis September
lässt er sich am besten ernten. Er war vor allem während der
Hungersnöte in Europa wertvolles „Grünzeug“. Eine seiner vielen
Bezeichnungen ist „Lungenblattl“. Er soll reizmildernd und leicht
hustenlösend sein, nach Insektenstichen kühlend und schmerzlindernd
wirken. Doch Vorsicht mit dem Einsatz von Kräutern als Heilmittel,
denn der Schritt von der Arznei zum Gift ist oft nur minimal. Auf die
Dosierung kommt es an. Die Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna)
ist dafür ein gutes Beispiel. Unter anderem das Atropin in der
Pflanze wurde früher oft als Heilmittel genutzt, allerdings werden
Vergiftungen mit ihren Beeren auch heute noch regelmäßig gemeldet,
die im schlimmsten Fall tödlich enden können.
Andere Pflanzen dagegen können bedenkenlos gepflückt und verarbeitet
werden. Selbst das weitverbreitete Gänseblümchen ist essbar, so wie
auch der Huflattich, das Johanniskraut, die Brennnessel oder der
Holunder. Aus ungespritzten Rosenblättern lässt sich Rosenzucker
herstellen, aus Feuerdorn Marmelade.
Für alle, die sich auch gerne einmal langsam bewegen, gibt es viel in
der Natur zu entdecken, selbst in einer Großstadt. Wer sich dafür
interessiert, kann sich Bestimmungsbücher oder eine App für das
Smartphone zulegen, oder eines der Seminare von Joanna Zingsheim
besuchen. Ihre Seminare, die sie für das Umweltbildungszentrum
leitet, sind übrigens kostenfrei, so auch ihre Kräuter-Kochtipps,
die sie online gestellt hat. Einfach einmal bei
www.gut-leidenhausen.de oder dem Youtube-Kanal „Entdecker Eule“
vorbeischauen.
Redakteur/in:Sabine Robels aus Köln |
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