Bürger fordern Gedenkstätte
„Wildes KZ“ wird abgerissen
Still ruht der Bagger – das sah in den vergangenen Wochen noch anders aus. Da war schweres Gerät im Einsatz. Zwei der drei Gebäude sind auf dem Grundstück an der Kreuzung Hochkreuz abgerissen. Das letzte soll noch folgen, heißt es seitens der Stadt.
Eil/Gremberghoven. Mit dem Abriss sind einige Bürgerinnen und Bürger allerdings nicht einverstanden. Eine Online Petition wurde ins Leben gerufen. Und auch Stadtkonservator Thomas Werner hat Post bekommen, von Klaus Schäfer zum Beispiel. Sein Appell: „Diesen besonderen historischen Ereignisort aus der Frühphase der Etablierung der Diktatur zu schützen.“ Denn die Gebäude haben eine Vergangenheit, und wahrlich keine schöne. Von Juli bis November 1933 dienten sie der SA als Haftlager und Folterstätte. Zuvor war dort bis zum Jahr 1931 die „Fabrik für elektrische Zünder Köln“ angesiedelt.
Mit der Machtergreifung der Nazis wurden in den Gebäuden Menschen inhaftiert und gefoltert. In Büchern wird der Ort deswegen auch als „wildes KZ“ bezeichnet. Um an dieses dunkle Kapitel zu erinnern, gibt es die Forderung, das Areal der heutigen Kreuzung Frankfurter Straße, Maarhäuser Weg/Steinstraße als einen Erinnerungsort zu etablieren. Der Erhalt eines solchen historischen Gebäudes sei gerade „angesichts der zunehmenden rechten Gewalt in den letzten Jahren“ wichtig, heißt es in einem offenen Brief der Vernetzung, einem Zusammenschluss von Porzer Bürgervereinen mit rund 2000 Mitgliedern. Eine Gedenkstätte an der Stelle zu errichten, sei „der Porzer Bevölkerung sehr wichtig“.
Die Stadt bescheinigt dem Areal durchaus eine „herausragende Bedeutung“. Das Lager sei Zeichen eines frühen Terrorinstruments zur Durchsetzung der NS-Herrschaft. Dies sei anhand von Quellen oder wissenschaftlichen Aufsätzen belegt. Aber: „Allein aufgrund seiner ehemaligen Nutzung kann ein Objekt nicht unter Denkmalschutz gestellt werden“, so ein Sprecher der Stadt. Und die Gebäude waren und sind einem Projekt im Weg: dem vierspurigen Ausbau der Frankfurter Straße in Richtung Eil.
Um das Projekt umzusetzen hatte die Stadt das Grundstück gekauft. Innerhalb der Verwaltung wurde über die Gebäude diskutiert. Das Amt für Denkmalschutz hat den Schutz für die drei Gebäude abgelehnt. Das NS-Dokumentationszentrum (NS-DOK) hat dem Abriss nur zugestimmt, wenn vor Ort künftig ein würdiges Gedenken möglich sei. Das NS-DOK will ein Erinnerungszeichen und historische Information am Ort. Der genaue Standort wird noch festgelegt. Online sollen zudem Informationen zu der Geschichte des Areals abgerufen werden können. Auch ist eine Vortragsveranstaltung zur Geschichte des Nationalsozialismus in Porz und des ehemaligen SA-Lagers geplant. (pep)
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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