Ultranet: Trassenführung bleibt umstritten
Ärger und Sorgen bleiben
Geyen - Von „guter Nachbarschaft“ zu sprechen, würde die tatsächlich
Situation verkennen . Nein, Amprion - Betreiber von 11.000 Kiloemetern
Höchstspannungsleitungen in Deutschland und Firmensitz in Brauweiler
- und die Menschen in Geyen werden so schnell keine Freunde (mehr).
Die Fronten sind hart. Und werden es auch bleiben. Das wurde deutlich,
als Amprion-Vertreter in dieser Woche auf dem Jakob Pohl-Platz in
Geyen zum Informationsaustausch auf Mitglieder der „Pulheimer
Bürgerinitiative gegen Ultranet“, kurz PBU, trafen.
Während die Einen - Amprion nämlich - den Bau der neuen Hybridmasten
als Erweiterung einer bestehenden Trasse sehen obwohl tatsächlich
neue Masten errichtet werden (müssen), sagen die betroffenen
Bürgerinnen und Bürger: „Von Bestand kann keine Rede sein, das ist
ein Neubau.“
Wichtig zu wissen: Es geht hier nicht etwa um semathische Feinheiten,
sondern um Kernpunkte im Genehmigungsverfahren. Denn, die knapp 80
Meter hohen Hybridmasten stehen zum Teil so nah an der Wohnbebauung,
dass zum Beispiel sogenannte Dienstbarkeiten im Grundbuch eingetragen
werden müssen. An dieser Stelle etwa erwarten die Anwohner, dass
diese Dienstbarkeiten durch den Netzbetreiber neu beantragt werden
sollten. Amprion sieht das ausdrücklich anders, wie Sprecherin Joelle
Bouillon jetzt noch einmal betont hat. Und während die
Amprion-Vertreterin in einer öffentlichen Sitzung des Pulheimer Rates
einmal gesagt haben soll, die neuen Masten passten sich „harmonisch
ins Landschaftsbild ein“, haben die Geyener Angst vor den, wie sie
sagen, „Monstermasten“ in ihren Gärten. Und sie haben Fragen,
viele Fragen. Eine mehr als zwei Meter lange Liste hatten die
PBU-Vertreter mit auf den Jakob Pohl-Platz gebracht: Gibt es
Erkenntnisse über mögliche Emissionen durch die neuen
Höchstspannungsleitungen? Wird es lauter als heute? Und wenn ja, um
wieviel lauter?
Die allermeisten Antworten der Amprion-Vertreter waren an diesem
frühen Spätsommerabend für die Anwohner „unbefriedigend, weil
ausweichend und nichtssagend“.
Man befinde sich in einem „geordneten Genehmigungsverfahren“,
hatte Joelle Boullion gesagt und ergänzend hinzugefügt, die
Entscheidung, auch Ultranetleitungen über die neuen Masten zu
verlegen, sei erst während der Planungsphase gefallen. Ellen
Westphal, PBU-Mitglied, sieht das ganz anders: „Das ist so perfide
ausgeklügelt und von langer Hand geplant.“
Der PBU-Vorsitzende Sebastian Locker kritisiert in diesem Zusammenhang
die sehr zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit der Netzbetreiber. In
der Antwort auf eine seiner Mails vom Beginn des Jahres sei keine Rede
vom „Ultranet“ gewesen, obwohl die Entscheidung damals längst
gefallen war. Begründung von Joelle Boullion: „Sie hatten ja auch
nicht konkret danach gefragt.“ Frage: „Warum hat es bisher keine
öffentliche Infoveranstaltung gegeben?“ Antwort: „Wir hatten eine
in Hürth.“
Ohne Zweifel, die Geyener scheinen bestens im Thema und vorbereitet.
Sie werden die ihnen offen stehenden Möglichkeiten ausschöpfen
wollen, sammeln nicht Unterschriften und moralische Unterstützung,
sondern auch finanzielle Mittel für eine juristische
Auseinandersetzung. Ihre Zielsetzung haben sie klar formuliert:
Entweder kommen die Stromleitungen in die Erde, oder aber die Masten
400 Meter von der Wohnbebauung weg.
Nicht eingreifen mussten übrigens an diesem Abend die beiden eigens
dienstverpflichteten Ordnungshüter („Wir haben uns die
Zusatzschicht auch nicht freiwillig ausgesucht...“).
Die Diskussion wurde durchaus kontrovers, engagiert und in Teilen
emotional, aber stets im Rahmen der guten Sitten geführt.
Maßgeblichen Anteil daran hatte unter anderem auch der von Amprion
verpflichtete, externe, „Mediator“.
- Ulf-Stefan Dahmen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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