Interview mit Peter Brings
„Ich muss aufpassen, dass ich nicht weine“

Peter Brings berichtet von der Zusammenarbeit mit dem 
Bonner Beethoven Orchester.   | Foto: Mumpi Künster
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  • Peter Brings berichtet von der Zusammenarbeit mit dem
    Bonner Beethoven Orchester.
  • Foto: Mumpi Künster

Die Kölner Kultband Brings gibt es schon seit 33 Jahren. Das 25-jährige Jubiläum wurde ausgelassen mit 48.000 Zuschauern im RheinEnergieSTADION in Köln gefeiert. Die Gruppe war immer für eine Überraschung gut. Am 18. und 19. August gibt es wieder zwei besondere Brings-Momente. Dann spielen die fünf beliebten Kölschrocker zusammen mit dem Bonner Beethoven Orchester zwei Open-Air-Konzerte vor dem Kölner Dom.

von Reinhard Franke

Im Interview mit den Rheinischen Anzeigenblättern spricht Sänger Peter Brings über die Zusammenarbeit mit dem Orchester, die Bandgeschichte und das Thema Luxus.

Peter, wie kam die Idee zustande mit dem Beethoven-Orchester aus Bonn zwei Konzerte am Kölner Dom zu spielen?

Christian (Schlagzeuger Christian Blüm, d. Red.) und Harry (Gitarrist und Gründungsmitglied Harry Alfter, d. Red.) kommen aus Bonn. Und Christian hat gute Beziehungen zum Dirigenten des Orchesters. Er fragte ihn, ob er sich vorstellen könne mit uns zu spielen. Und so fing die Geschichte an. Wir haben erstmal vier Songs zusammen eingespielt und es gab auch einen kleinen Auftritt. Danach kam uns Corona in die Quere, aber in dieser Zeit konnten wir mit dem Orchester ein ganzes Album aufnehmen.

Was bedeutet Dir dieses Zusammenspiel mit dem Orchester?

Die Zusammenarbeit war für uns insofern ein Flash, weil wir unsere Songs in einem ganz neuen Gewand gehört haben, das hätten wir uns vorher nie vorstellen können. Eine Nummer wie „Liebe gewinnt“ zum ersten Mal mit dem Orchester zu spielen, war der Hammer. Da hatte ich Tränen in den Augen. Als ich dann das ganze Album hören konnte, habe ich zu den Jungs gesagt ‚So muss unsere Musik eigentlich klingen‘. Es ist der Wahnsinn, wenn 52 Menschen deine Songs spielen. Eigentlich kann man das gar nicht beschreiben.

Wie liefen die Proben im Vorfeld ab?

Das Orchester passt ja nicht in den Proberaum... Das stimmt. Wir haben von dem Orchester beziehungsweise von dem Arrangeur Sound Files bekommen. So konnten wir hören, was das Orchester spielt und wussten in etwa, was unser Part sein wird. Wir haben dem Arrangeur unsere Live-Arrangements geschickt und daraufhin hat er alles dazu geschrieben. Es war also gar nicht so schwer. Wenn man als Rockband Noten in den Proberaum legt, wird es auf einmal ganz still.

Im Vorfeld der beiden Roncalliplatz-Konzerte gab es bei Facebook regelmäßig ein paar Ausschnitte aus eurem Kinofilm „BRINGS - nix för lau“ zum gemeinsamen Einstimmen auf die zwei großen Konzerte im August. Da werden die ersten beiden Rockalben gespielt. Wie kam diese Idee zustande?

Das haben wir uns in der Pandemie überlegt. Wir haben rumgehangen und uns gesagt ‚Lasst uns doch die ersten beiden Alben nochmal zur Brust nehmen.‘ Viele Fans der ersten Stunde wollten uns und die alten Songs nochmal auf der Bühne sehen. Dann sind wir in den Proberaum gegangen und haben uns einfach das Zeug drauf geschafft. Und schließlich haben wir ein Konzert im Brückenforum in Bonn gespielt. Es war ein bisschen nostalgisch und hat richtig Spaß gemacht. Es sind schließlich unsere Wurzeln. Die Musik hat sich in den vergangenen Jahren geändert, aber das Gefühl auf der Bühne ist dasselbe geblieben. Am Ende konnten wir das auch nur machen, weil die Pandemie da war.

Wart ihr 2020 eigentlich enttäuscht, dass das Konzert in Bonn nur eine einmalige Sache war?

Wir waren nicht wirklich enttäuscht. Wir wussten, dass wir das nur in dieser Zeit machen konnten. Klar, es gibt immer irgendwelche Leute, die sagen ‚Macht doch mal wieder Rockmusik‘, aber man hat in Bonn gesehen, dass das Konzert nicht sofort ausverkauft war. Hätten wir es geschafft damit zehn Gigs hintereinander zu spielen, dann wäre es eine Überlegung wert gewesen damit auf Tour zu gehen. Das ist ein wenig Nostalgie der alten Fans. Es gibt immer Leute, die rum motzen und die alten Brings zurückhaben wollen. Ende der 1990er-Jahre/Anfang 2000 hat das mit der Rockmusik bei uns gar nicht mehr funktioniert. Auf jeden Fall nicht mehr so, das wir davon hätten leben können. So kamen wir dank „Superjeilezick“ in den Karneval.

Brings waren in den 1990er-Jahren Kölschrocker, dann hat die Band der Karneval gerettet, jetzt werdet ihr sogar von einem Orchester begleitet. Was entgegnet ihr Kritikern, die sagen „Brings spielen in jeder Schublade, die sich ihnen öffnet“?

Das kann man schon so sehen. Aber es ist eigentlich völlig egal, in welchem Genre wir uns bewegen. Wichtig ist, dass wir als Band bei uns bleiben. Das haben wir in den 33 Jahren geschafft. Es war alles dabei: Discomusik, Rock, Schlager, Pop, Polka. Wir haben viele Musikstile, die uns Spaß machen und zu denen unsere Texte passen, durchgespielt. Die Kritiker sind uns ziemlich egal.

Vermisst ihr es nicht wieder Rocker sein zu können?

Was heißt richtig Rocker sein zu können? Das ist einfach ein Lebensgefühl. Ich bin ein richtiger Rocker und vermisse das gar nicht. Ich kann das bei meinen Kindern und in der Band sein. Das werde ich so lange in mir behalten, bis der Sensenmann kommt.

Brings sind eine soziale Band, wo das Miteinander noch groß geschrieben wird. Dafür werdet ihr geliebt.

Wir sind tatsächlich sozial. Und so leben wir auch nach draußen. Man muss doch nur mal schauen, was heutzutage Tickets kosten. Als Band ist man dafür verantwortlich, dass man Konzerte gibt, zu denen auch Menschen mit einer kleinen Geldbörse hingehen können. Wir wollen die Leute vor der Bühne haben. So ist es naheliegend, dass wir Preise machen, die für unser Verständnis sozial verträglich sind. Eine normal arbeitende Familie muss es sich leisten können auf ein Konzert von uns zu kommen, etwas zu trinken und gesund wieder nach Hause zu fahren. Das muss bezahlbar sein.

Was ist für Dich Luxus? Du hast keine fette Karre, sondern fährst mit einem roten Roller durch Köln.

Luxus ist ein gutes Lebensgefühl. Morgens wach zu werden, dem lieben Gott zu danken, dass ich auf diesem Planeten bin und das machen darf, was ich momentan mache. Wir leben unseren Traum und unsere Musik. Dass wir Fünf die zurückliegenden 33 Jahre freibestimmt durch unser Leben gegangen sind und unser Schicksal selbst in die Hand genommen haben. Das ist für mich der pure Luxus. Auch, dass ich mit meiner Familie zusammen sein darf und alle gesund sind. Dass wir in Deutschland in Frieden leben können, ist für mich auch Luxus. Fette Karren finde ich auch cool, aber ich fahre damit nicht gerne durch die Gegend. Da genügt mir mein Toyota und mein roter Roller. Ich könnte es nicht mehr vertreten mit so einer Karre rumzufahren. Das verstehe ich nicht unter Luxus.

Was erwartet die Leute am Roncalliplatz?

Sie werden eine super eingespielte Band mit einem top eingespielten Orchester vorfinden. Wahrscheinlich werden wir sehr nervös sein, aber wir freuen uns tierisch auf die zwei Abende. So etwas haben wir noch nicht gemacht, das ist schon sehr aufregend. Die Leute können sich auf ein geiles Konzert mit einem Orchester freuen.

Das aktuelle Album heißt „Alles Tutti!“, war das immer in den vergangenen Jahren so oder gab es auch mal richtig Zoff?

Friede, Freude, Eierkuchen gab es bei uns noch nie. Bei uns ist es wie in einer Familie, da geht es hoch her und es wird viel diskutiert. Jeder darf seinen Senf zu Themen abgeben und am Ende wird demokratisch entschieden. Wenn wir uns geneinsam für etwas entscheiden, geht es nach vorne. „Alles Tutti!“ steht ja dafür, wenn bei einem Orchester alle volles Programm spielen und es absolut laut ist. Genauso fühlt es sich auch an, wenn die 52 Musikerinnen und Musiker mit uns auf die Bühne kommen und loslegen. Dann wird alles tutti sein, dann fliegt die Kuh tief. Und ich muss aufpassen, dass ich vor dem Kölner Dom nicht weine.

Letzte Frage: Wie blickst Du auf die Bandgeschichte zurück?

Ich schaue mit einer absoluten Zufriedenheit zurück. Wir haben viel mehr geschafft, als ich es mir hätte jemals vorstellen können. Inzwischen sind wir eine Kölner Institution geworden. Wenn ich manchmal durch unser Viertel laufe, denke ich schon ich wäre der Bürgermeister. Die Leute lieben uns und unser Wort hat hin und wieder auch Gewicht in der Stadt. Die Kölner nehmen uns ernst. Das ist einfach schön. Wir lieben diese Stadt. Ich kann als älter werdender Musiker nur total happy auf unsere Karriere zurückblicken. Wir haben es geschafft diese Band zusammenzuhalten, das ist nicht selbstverständlich. Wir haben zweimal im Stadion gespielt und wir haben für 2024 in der Eifel etwas Riesiges vor. Ich kann aber noch nicht mehr verraten.

Interviewer Reinhard Franke kennt Peter Brings seit vielen Jahren und begleitet die Band schon lange journalistisch.[/p]

Peter Brings berichtet von der Zusammenarbeit mit dem 
Bonner Beethoven Orchester.   | Foto: Mumpi Künster
„Die Kölner nehmen uns ernst. Das ist einfach schön. Wir lieben diese Stadt“, sagt Peter Brings.  | Foto: Mumpi Künster
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