"Postfrisch" oder gestempelt?
Eine Marke auf einem Brief erzählt eine Geschichte

Der Vorsitzende der Briefmarkenfreunde Rheinbach, Udo Lucas, sammelt zum Beispiel schwerpunktmäßig China. | Foto: art
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  • Der Vorsitzende der Briefmarkenfreunde Rheinbach, Udo Lucas, sammelt zum Beispiel schwerpunktmäßig China.
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Rheinbach - (art) Briefmarkensammeln ist ein reiner Männersport. Das ist
zumindest die Erfahrung von Harald Hoock aus Swisttal, seit über 20
Jahren Mitglied bei den Rheinbacher Briefmarkenfreunden. „Das stimmt
nur bedingt, einige gibt es schon“, hält Vereinskollege Friedhelm
Strautz dagegen.

Just beim Tauschtreffen betritt eine Dame den Raum im Himmeroder Hof,
ein Album unter dem Arm. Sie ist allerdings nicht selbst Sammlerin,
sondern hat vielmehr ein Album geerbt und möchte eine Einschätzung
der Sammlung. In diesem Fall muss Wilfried Skupnik sie allerdings
enttäuschen: es befinden sich keine Schätze darunter.

Etwa 15 der insgesamt 40 Mitglieder der Briefmarkenfreunde sind zum
regelmäßigen Tauschtreffen am ersten Donnerstag eines Monats
gekommen. Seit Jahrzehnten sind sie alle begeisterte Sammler. Umso
mehr bedauern sie, dass die Jugend sich kaum noch für das Hobby
interessiert.

„Briefmarkensammeln ist sehr lehrreich, gerade für junge Leute“,
betont Strautz, selbst seit 1969 Mitglied im Verein. „Zum Beispiel
wenn man die Bundesrepublik sammelt. Es gibt sehr viele Gedenktage,
etwa zu den Fuggern, dazu gibt es dann tolle
Hintergrundinformationen.“ Sein Wissen hat Sammler Strautz
vereinsintern den Beinamen „unser Wikipedia in Person“
eingebracht, wie der Vorsitzende Udo Lucas verrät. „Die Menge der
Möglichkeiten ist einfach so riesig, dass man sich auf einen
Ausschnitt konzentrieren muss. Das habe ich zum Beispiel in der AG
Preußen getan“, sagt Strautz.

In der Frage, ob Briefmarken „postfrisch“ und ungebraucht oder
besser „gestempelt“ und auf einem Brief oder einer Karte gesammelt
werden sollten, sind sie tolerant: jeder so wie er es mag. Obwohl:
„Eine Marke auf einem Brief erzählt eine Geschichte. Heute wird man
einen Brief mit einer Marke viel besser los als einzelne Marken“,
sagt Hermann Bothe.

Stark nachgefragt als Sammelgebiet sei zurzeit noch China, erläutert
der Vereinsvorsitzende Lucas. Und nennt dafür mehrere Gründe: „Die
Chinesen sind selbst Spieler und Spekulanten. Es gibt in China drei
Statussymbole: die Eigentumswohnung, das Auto und die
Briefmarkensammlung.“ 30 Millionen Briefmarkensammler gebe es in
China, von rund 1,3 Milliarden Einwohnern, sagt der Physiker.

Seine persönliche Visitenkarte weist ihn auf Englisch und auf
Chinesisch als Briefmarkensammler aus. Seine Sammelleidenschaft für
das Schwerpunktgebiet hat schon als Student begonnen. Und war damals
auch irgendwie tragisch, wie er anhand dieser Anekdote verrät:
„Ende der 1980er Jahre wurde mir eine Briefmarke für 1.000 Deutsche
Mark zum Kauf angeboten. Ich habe sie damals nicht gekauft. Als
Student hätte ich dann für drei Monate wieder zu meinen Eltern
ziehen müssen. Diese Marke ist dann fünf Jahre später für 58.000
versteigert worden.“

Es habe sich konkret um eine Marke gehandelt mit der Schrift „Das
ganze Land ist rot“. Der Graveur habe allerdings Taiwan nicht rot
gemacht, sodass die Marke nach einigen Tagen zurückgezogen worden
sei. „Wer eine gekauft hatte, musste sich auch zurückgeben. Deshalb
sind nur wenige erhalten.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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