Starkregen in der Voreifel
Schlammige Fluten kosteten Menschenleben
Meckenheim/Rheinbach - (prl) Natürlich hatten die meisten die Warnung vor dem ergiebigen
Dauerregen mitbekommen. Was auf die Region tatsächlich zukommen
würde, davon hatte zuvor wohl niemand eine Vorstellung. Schlammige
Fluten ließen unzählige Keller volllaufen, zerstörten Häuser und
Existenzen, kosteten Leben.
Trauer herrscht vielerorts angesichts der Toten und der unfassbaren
Zerstörung. In den ersten Tagen nach der Flut aus der Swist und den
die Ortschaften durchziehenden Bächen räumten die Menschen mit
Nachbarn, Freunden und spontanen Helfern ruinierte Möbel aus den
Häusern und stapelten sie in den Straßen.
Die Stadt Meckenheim richtete zentrale Müllabladestellen am
Sportplatz in der Mühlenstraße und der Pater-Müller-Straße ein.
Tagelang, auch am Sonntag nach dem Unwetter, fuhren Mitarbeiter des
Bauhofs und örtliche Landwirte mit schwerem Gerät durch die Straßen
und transportierten Sperrmüll ab. Auch in Rheinbach stapelte man,
Sonderabfuhren sollten den Müll beseitigen, hieß es vor Ort.
Große Hilfsbereitschaft und Nachbarschaftshilfe
Bei aller Trauer und Katastrophe siegte dennoch die Menschlichkeit,
zumindest in den meisten Fällen. „Hier fassen alle einfach mit
an“, sagte Ursel Schömer aus der Unterdorfstraße in
Altendorf-Ersdorf. Nachbarn helfen Nachbarn, gar nicht oder weniger
betroffene Leute aus dem Ort kommen und räumen mit auf, stapeln Müll
oder schrubben Schlamm weg. Wer an der einen Stelle fertig ist, geht
zur Nächsten weiter und arbeitet dort weiter.
Unterstützung aus ganz Deutschland
Ein Anwohner suchte nach einer Halle, in der man vielleicht
Baumaterial für die am stärksten betroffenen Häuser lagern könnte.
Firma Dräger aus Berlin, von einer in der Hauptstadt wohnenden
Freundin der Ersdorferin Schömer alarmiert, half angesichts der Not
spontan. So machte sich nachts um drei der erste Fahrer auf den Weg
von Meckenheim in die Hauptstadt, um Trocknungsgeräte abzuholen,
erzählte Ursel Schömer. Am Sonntag kam bereits die zweite Fuhre
Geräte in Ersdorf an. „Damit können wir hier viele Keller
trockenlegen“, sagte Schömer. Weil es keinen Strom gab, wurden in
den ersten Gärten bald die Grills entfacht, um die Helfer zu
verpflegen.
Wut über "Katastrophentouristen"
Dass es auch weniger mitfühlende Menschen gibt, erfuhren die
Betroffenen leider auch. „Da sind ein paar Katastrophentouristen
durch die Straße gefahren“, sagte eine Nachbarin. Einige hatten
sogar versucht, sich gegenseitig mit der Höhe der an den Autoreifen
hochspritzenden Schlamm- und Wasserfontänen zu überbieten.
Auch in Altendorf gab es Hochwassertourismus: „Den ganzen Tag kamen
hier Leute, sogar Mütter mit kleinen Kindern“, berichtete Ursula
Braun. Die Sperrung der Gefahrenstelle, an der Fahrbahn und Gehweg
unterspült und zerstört wurden, ignorierten etliche Leute. „Eine
ließ sogar ihr Kind auf den losen Steinen herumspringen“, sagte
Ursula Braun. Was man von außen nicht sah: Unter diesen Steinen hielt
nur noch ein wenig Geröll die Pflasterreste des Gehwegs. „Wäre das
Kind eingebrochen, wäre es erst in den Trümmern aufgeschlagen und
dann in den Bach gefallen“, erzählte die Anwohnerin. Für die
umliegenden Häuser wäre es zusätzlich das Ende der Versorgung
gewesen, weil die entsprechenden Leitungen infolge der Ausspülungen
direkt darunter mehr oder minder am seidenen Faden hingen. „Viele
begreifen nicht, was es bedeutet, Angst um die eigene
Existenzgrundlage haben zu müssen“, sagte die Anwohnerin traurig.
Sie hätte sich etwas mehr Respekt vor dem Leid der Betroffenen
gewünscht.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.