Müll sammeln und Vögel schützen
Zollstocker und Raderberger säubern den Vorgebirgspark
Zollstock - (sb). Gut gelaunt begrüßen sich die fünf Frauen an der
Skateranlage im Vorgebirgspark. Sie sind mit Eimern, Greifzangen und
Einmalhandschuhen ausgerüstet, plaudern ein wenig und dann geht´s ab
ins Unterholz. Hier sammeln sie in der nächsten Stunde Müll, davon
gibt es leider jede Menge.
„Viel Verpackungsmüll, Fahrradständer, Grillteile,
Papiertaschentücher, alles Mögliche liegt hier herum“, schilderte
Sylvia Herz. An diesem sonnigen zweiten Sonntagvormittag im April ist
die Aufräumtruppe zum sechsten Mal unterwegs, in unterschiedlicher
Besetzung. Die Idee zur Aktion stammt von Herz. „Innerstädtisch
sterben jährlich nach Schätzungen bis zu 50 Prozent der Vogelküken,
weil ihre fürsorglichen Eltern Plastiktüten in ihre Nester
eingearbeitet haben. Als ich das erfahren habe, wollte ich nicht
tatenlos bleiben“, berichtete die Zollstockerin. Vogelküken können
sich an den langen, unzerreißbaren Plastikfäden strangulieren.
Außerdem kann durch das Plastik im Nest Regenwasser nicht gut
ablaufen, die Vogeljungen können unterkühlen oder ertrinken.
Zunächst zog die Grundschullehrerin alleine in den Vorgebirgspark und
holte Müll aus dem Unterholz. Das sei ihr aber wie ein Tropfen auf
dem heißen Stein vorbeigekommen, daher habe sie einen Aufruf auf der
Nachbarschaftsplattform nebenan.de gestartet, erzählte sie.
Gleich zum ersten gemeinschaftlichen Müllsammeln Mitte Februar kamen
vier Helfer. Seither treffen sich samstags- oder sonntagsvormittags um
die sechs Leute, um das Unterholz zu säubern. „Auf den Wiesen
sammeln wir nicht“, erläuterte Karin, die in Zollstock lebt. Von
der Idee des gemeinsamen Sammelns war sie sofort angetan. „Dann ist
der Park wenigstens stellenweise kurzfristig sauber. Außerdem ist man
mit netten Leuten zusammen, und es macht Spaß“, sagte sie. „Ich
habe schon Dreck im Unterholz gesehen und dachte: Unmöglich, da
sollte doch mal einer etwas machen! Dann dachte ich: Nein, ich selbst
muss da etwas machen!“ berichtete Elke Höffken aus Raderberg.
Deswegen war sie gleich dabei, als sie von der Gruppe im
Vorgebirgspark hörte. Verstehen, dass man seinen Müll einfach so in
die Umwelt wirft, können die Frauen nicht. „Aber wenn ich anfange,
mich zu ärgern, höre ich auf. Also: Einfach sammeln!“, meinte
Karin. Die Gruppe sei dabei ein guter Rahmen, findet sie. „Man wird
komisch angesehen, wenn man alleine durchs Unterholz streift und Müll
sammelt“, berichtete Herz. Das Feedback auf die Gruppe sei in der
Regel sehr positiv, schilderten die Frauen. „Viele Spaziergänger
sagen, dass sie mitmachen wollen“, freute sich Herz.
Ein Problem im Park seien die Mülleimer, die seien häufig zu klein
und würden von Elstern und Krähen geplündert, wodurch sich der
Müll im Park verteilt, schilderte Herz. „Besser wären Eimer mit
Deckeln oder Schlitzen an der Seite, wo die Vögel sich nicht
hinsetzen können“, sagte sie. Ihre beiden kleinen Kinder will sie
noch nicht zum Sammeln mitnehmen. „In manchen Bereichen liegen
Spritzen und andere Drogenutensilien. Die Kinder müssen wissen, was
sie anfassen können und was nicht“, sagte sie. Karin hat schon den
Kontakt zu den Abfallwirtschaftsbetrieben der Stadt Köln hergestellt,
die stellen Müllbeutel und holen diese am vereinbarten Ort ab.
Demnächst will sich die Gruppe bei „Kölle putzmunter“ anmelden.
Die Gruppe trifft sich am Samstag- oder Sonntagvormittag an der
Skateranlage im Vorgebirgspark.
Interessierte können Kontakt aufnehmen über Karin15.46@web.de
oder die Gruppe „Loss mer putze“ bei nebenan.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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