Burg Odenhausen
Ist Burg Odenhausen in Gefahr?
Wachtberg (as). Einen Hilferuf ganz besonderer Art hat Familie Vieten als Inhaber der am Ortsrand von Berkum gelegenen Burg Odenhausen platziert. Ein im direkten Umfeld angedachtes Neubaugebiet gefährdet die Burgzukunft.
Die Menschen wie auch Politiker und Verwaltung in Wachtberg sind stolz auf „ihre“ sämtlich in Privatbesitz befindlichen vier Burgen an der Wasserburgenroute. Sie bieten Raum für Begegnungen, für Kunst, Kultur und Brauchtum und sind damit unverzichtbar für die örtliche Identität. Das alles ist möglich, weil sich die privaten Eigentümer den Erhalt dieser Denkmäler zu einer Lebensaufgabe machen, in Absprache mit Gemeinde und Denkmalschutz Ideen, Kraft und ihr Geld in den Erhalt investieren. So braucht beispielsweise die Burg Odenhausen einen „Distanzraum“, äußert Familie Vieten. In unmittelbare Nähe zum Fundort der römischen Matronensteine und Standort des Römer-Signalturms auf dem Wachtberg, gehört die Burg zum Steinernen Kalender der 2000-jährigen Kulturlandschaft. In früheren Zeiten wurden Burgen so gebaut, dass man Feinde schon von weitem erspähen konnte. Auch heute noch gehört zu den Merkmalen einer Burg, dass sie von weitem gesehen wird. Daher sorgen Planungen für eine Neubausiedlung im direkten Umfeld mit höhergeschossigen Neubauten für ernste Gesichter – schließlich braucht die Burg Wasser. Mehrere Quellen und ein Drainagen-System speisen bislang noch den Wassergraben, ein bis heute unverzichtbare Garantie für die Standfestigkeit der Burg.
Das ist so hoch am Hang ungewöhnlich, erklärt sich aber aus den hier anzutreffeden Bodenschichten. Insofern ist Burg Odenhausen eine absolute Rarität in Deutschland. Sollte in die Wasserversorgung der Burg eingegriffen werden, weil in der direkten Nachbarschaft Neubauten entstehen, würde der Grundwasserspiegel sinken, so die Sorge der Burgherren, und dadurch die Wasserkammern austrocknen und das Gestein sich setzen. Die Burg könne rissig und instabil werden. Die Schäden könnten von außen oder oben nicht behoben werden, der sichere Stand der Burg so verloren und der Einsturz des Baudenkmals programmiert.
Das ausgeklügelte Be- und Entwässerungssystem rund um die Burg verhindere zudem Überschwemmungen in Berkum. Wer der Burg das Wasser abgräbt, zerstört das ökologische Gleichgewicht, erläutern Fachleute. Und das Wort „Monopoly“ fällt in gleichem Zusammenhang, weil 100 Wohnungen gegen eine Burg schon eine schicksalshafte Zahl sind. Die von den Erbauern geschickt genutzten Lebensadern der Burg wurden über Jahrhunderte nicht angetastet. Odenhausen steht in leicht fließendem Wasser. Das haben vor hunderten Jahren Menschen mit Weitblick bedacht. Ein Investor will nun die Äcker oberhalb der Burg, in denen diese Lebensadern liegen, in ein Neubaugebiet mit mehr als 100 Wohneinheiten ummünzen. Die Burg wäre anschließend von drei Seiten „eingemauert“. Die seit Jahren bekannte, ablehnende Haltung der Denkmalschützer wurde bisher bagatellisiert, die Folgen des Klimawandels nicht thematisiert. Im Vordergrund stehen erwartete Steuereinnahmen und die Schaffung von Wohnraum. „Die Burg braucht jetzt jede Stimme“ heißt es aktuell und mit einer Petition auf der Homepage www.burgodenhausen.de sowie mit Unterschriftslisten soll verhindert werden, dass das direkte Umfeld des Burganwesens bebaut wird. Wer sich das Kleinod in Wachtberg bei einer Führung oder Veranstaltung ansehen möchte, für den gibt es Führungen am 13. und 29. Mai (12 Uhr beziehungsweise 15 Uhr), am 25 Juni um 15 Uhr sowie am 22. Oktober um 12 beziehungsweise 15 Uhr. Ein katholischer Open-Air-Gottesdienst wird es am 25 Juni um 11 Uhr im Außenhof der Burg geben und ein Konzert der Berkumer Dorfmusikanten auf Burg Odenhausen am 29. Juni ab 19 Uhr.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Alfred Schmelzeisen aus Bad Godesberg |
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