Museum der Badekultur
Colanis grenzenlose Schaffenskraft
Zülpich - Sein Name steht in der Welt des Designs für geschwungene und
dynamische Linien: Luigi Colani. „Das Lineal ist der Mörder der
Natur“, hat der Designer einmal in einem Interview gesagt und dies
auch auf seine Entwürfe angewendet. „Grenzenlose Schaffenskraft.
Vom LKW zur Toilettenschüssel - Zum 90. Geburtstag des Designers
Luigi Colani“ ist die neue Ausstellung in den Römerthermen Zülpich
betitelt.
„Allein seinen Entwürfen für den Sanitärbereich eine Ausstellung
zu widmen, würde jedoch dem Werk des Designers nicht gerecht
werden“, sagt Museumsleiterin und Kuratorin Dr. Iris Hofmann-Kastner
bei einem Gang durch die Ausstellung. „Mit seinen fein
geschwungenen, sich den Körperformen anpassenden Badkeramiken hat
Colani in den 1970er Jahren das Baddesign revolutioniert.“
1928 als Lutz Colani in Berlin geboren, entdeckte der Designer schon
früh sein Talent. Er habe als Kind kein vorgefertigtes Spielzeug von
seinen Eltern bekommen, sondern nur Bastelmaterial wie Holz, Papier,
Gips oder Ton, erzählt die Museumsleiterin: „Mit vier Jahren konnte
er schon löten.“
Die Entwürfe Colanis gelten bis heute als innovativ, manche nennen
ihn sogar den »Leonardo da Vinci des 20. Jahrhunderts«. Die Formen
erfüllen keinen Selbstzweck, sondern haben immer einen Sinn und sind
für den Menschen gestaltet. Autos zum Beispiel sollen aerodynamisch
sein und weniger Sprit verbrauchen. Seine Entwürfe im Sanitärbereich
passen sich der Körperform an und die Tassen und Gläser fügen sich
anschmiegsam in die Hand.
In der Ausstellung können die Besucher einen Gang durch die
Design-Welt Luigi Colanis unternehmen. Autos, Lkw und Flugzeuge hat er
zu Beginn seiner Karriere konstruiert. Viele seiner Ideen waren
visionär, und schon in den 1950er Jahren war dem gebürtigen Berliner
bewusst, dass es einmal zu einem Verkehrskollaps kommen würde. Seine
Ideen zur Fortbewegung wären es auch heute noch wert, darüber
nachzudenken.
Colanis Designs für das Bad nehmen natürlich einen großen Raum in
der Ausstellung ein. Die geschwungenen Waschbecken, der Körperform
angepasste Badewannen, formschöne Lampen und ein eleganter Spiegel
haben ihren Reiz bis heute nicht verloren - allerdings vielleicht
lieber in anderen Farben als die typischen kräftigen Orange- oder
Grüntöne der 1970er Jahre. Porzellan und Gläser sind ebenso zu
bewundern wie ein Fernseher, ein Kinderstuhl und eine quietsch-gelbe
Relax-Liege, die sehr bequem sei, wie Kuratorin Hofmann-Kastner
lächelnd verrät.
Etwas exzentrisch soll er sein der Designer, doch seine Entwürfe sind
zeitlos und herausragend. Auch wenn nicht alle seine entworfenen
Objekte alltagstauglich waren: Er konstruierte für den deutsche
Ruder-Achter einst ein Boot, doch leider kamen die Sportler nicht weit
damit - es versank im Wasser.
Colanis Lösungen gerade im Bad- und Wohnbereich prägten dagegen die
Design-Welt der 1970er und 1980er Jahre. Es ist eine spannende Welt,
in die die Besucher eintauchen können. Tierliebhaber kommen ebenfalls
auf ihre Kosten, denn Luigi Colani kreierte auch Futternapfe für
Kleintiere. 30 Katzen sollen in seinem Schloss in Frankreich gelebt
haben. Er beobachtete seine „Mitbewohnerinnen“ genau und entwarf
einen Napf, der dem Fressverhalten der Katzen angepasst ist.
Schließlich soll es auch den Vierbeinern gut gehen. Dieser Fressnapf
wurde im Übrigen aus Steinzeug in der Wolf Keramikmanufaktur in
Mechernich-Firmenich gebrannt.
Die Ausstellung ist bis zum 24. Februar 2019 zu sehen. Freie
Führungen können am 2. Dezember 2018, 6. Januar 2019 und 3. Februar
2019 besucht werden. Am 14. Februar 2019 führt Kuratorin Dr. Iris
Hofmann-Kastner durch die Ausstellung.
- Petra Grebe
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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