Ehrenamt
Sankt Martin bleibt in der Familie
Zülpich-Dürscheven - Wilhelm-Josef Hoffmann blickt wehmütig zurück: Rund 45 Jahre lang
ist er an Sankt Martin aufs Pferd gestiegen und hat den Martinszug in
Dürscheven angeführt. In viele leuchtende Kinderaugen hat er in den
Jahren geblickt, wenn er ihnen den Weckmann überreicht hat. Doch nun
ist Schluss! Aus gesundheitlichen Gründen kann er dieses für ihn
wichtige Amt nicht mehr ausführen.
In die Wehmut mischt sich jedoch auch Freude, denn es wird weiterhin
einen Sankt Martin geben, und das Amt bleibt sogar in der Familie:
Sein Neffe Marc Dittmann wird sich dieses Jahr erstmals den Mantel
überwerfen, das Pferd besteigen und als Sankt Martin durch den Ort
reiten. Viele Jahre stellte die Familie Bolten aus Enzen das Pferd
für den Sankt Martin, dieses Jahr kommt es erstmals aus Merzenich.
Am Freitag, 4. November, treffen sich die Kinder mit ihren Laternen um
18 Uhr auf dem Dorfplatz und gehen in Richtung Bahnübergang. Dort
treffen sie auf den Sankt Martin und holen ihn quasi ab, um gemeinsam
zum Sportplatz zu laufen. Dort wird das Martinsfeuer entzündet und
anschließend geht es in den Dorfsaal, wo die Kinder ihre Wecken
bekommen. Außerdem erhalten sie noch ein Los geschenkt. Begleitet
wird der Martinszug vom Tambourcorps der KG Heimat Dürscheven, und um
die Stimmung perfekt zu machen, schmücken viele Bewohner ihre Häuser
entlang des Weges passend.
Er habe das immer gerne gemacht, sagt Wilhelm-Josef Hoffmann.
Ausrichter des Martinszuges ist die Freiwillige Feuerwehr - der
Dürschevener ist seit 1968 dabei. Kurz bevor Hoffmann das Amt
übernahm, wechselte der Sankt Martin ständig, keiner wollte es
dauerhaft machen. „Dann mache ich das!“, entschied er sich damals
und hat es nicht bereut. Nur zweimal fiel er in den ganzen Jahren aus
- wegen Grippe.
„Hier geht der Sankt Martin noch als Bischof“, erklärt Hoffmann.
Der Mantel kommt aus Kirchenbeständen. Früher spendeten die Bewohner
der Kirche mächtige Gewänder. Davon existieren noch einige, wie auch
der Mantel, den Marc Dittmann sich nächste Woche erstmals
überstreifen wird. Leuchtend rot ist er und wird weithin zu sehen
sein. Hinzu kommt noch der Bischofshut - fertig ist der Sankt Martin.
Marc Dittmann ist selbst schon lange bei der Feuerwehr und zieht in
Kürze wieder in sein Heimatdorf. Da war es für ihn eine
Selbstverständlichkeit, für seinen Onkel einzuspringen. Viele Jahre
ist er selbst als Kind mitgegangen, in diesem Jahr darf er dann zum
ersten Mal die Wecken verteilen. „Die Kinder haben Respekt vor mir
gehabt“, sagt Wilhelm-Josef Hoffmann. Es falle ihm schwer, das Amt
aufzugeben aber es sei schön, dass es in der Familie bleibt.
- Petra Grebe
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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