Rebellen op Jöck
Arbeitsgruppe „Friedenweg“ auf den Spuren Wilhelm Mauchers
Alfter - (fes) Die imposante Statue vom segnenden Christus oberhalb Alfters
am Buchholzweg ist längst zu einem Wahrzeichen in der Region
geworden. Der darunter angelegte Friedensweg mit seinen Gebotstafeln
ein wichtiges Mahnmal, dessen Botschaften bis heute an ihrer
Aktualität nichts eingebüßt haben.
75 Jahre ist es nun her, dass der „Vorgebirgsrebell“ Wilhelm
Maucher (1903 - 1993) die Statue des Bonner Bildhauers Jakobus Linden
dort aufstellen ließ. Der Friedensweg kam 1978 hinzu. Unweit dieser
Kunstwerke startete ein besonderer literarischer Spaziergang, zu dem
die Arbeitsgruppe Friedensweg (angegliedert ans Haus der Alfterer
Geschichte) gemeinsam mit dem Förderverein „Buchstützen“ der
Öffentlichen Bücherei St. Matthäus Alfter eingeladen hatte.
Zunächst trafen sich die rund 30 Interessierten auf dem Friedhof, wo
sich bis vor kurzem noch das Grab Mauchers befunden hatte. Eigentlich
sollte an diesem Grab auch der Rundgang beginnen. Doch die
Erbenfamilie ließ das Grab, nachdem die Zeit abgelaufen war,
kürzlich abräumen und einebnen. Auch der Grabstein sei zerbrochen
und entsorgt worden, bedauerte Günter Benz von der Arbeitsgruppe
Friedensweg, der für diese Aktion ebenso wenig Verständnis zeigte
wie Brigitte Emmerich, Vorsitzende der „Buchstützen“. „Wir
wussten, dass die Nutzungszeit abläuft und sind an die Familie
herangetreten, um uns künftig um das Grab Mauchers zu kümmern. Nur
leider haben wir keine Antwort bekommen“, schilderte Günter Benz.
Gerne hätte man das Andenken Mauchers für die Nachwelt bewahrt. An
der ehemaligen Grabstätte hatten Benz und Emmerich daher eine
Blumenschale niedergelegt. Anschließend führte die Gruppe ihren
Spaziergang fort hinauf zur Christusstatue. Danach ging es weiter zum
Blutpfad und entlang dem Brombeerpfad Richtung Roisdorfer Hufebahn mit
einem wunderbaren Panoramablick vom Vorgebirge auf das Rheintal und
das Siebengebirge.
Zum Abschluss genossen die Teilnehmer auf dem Aussichtspunkt Böhling
in Alfter noch einen Schluck „Rebellenblut“. Auf Roisdorfer Seite
hatte Ernst Gierlich, Vorsitzender der Heimatfreunde Roisdorf, einige
interessante Aspekte über Mauchers Leben berichtet. Brigitte Emmerich
trug einige Zitate aus den Werken Mauchers vor. Der in Alfter
geborenen Obst- und Gemüsebauer widersetzte sich mehrfach den
Obrigkeiten. Einem Gestellungsbefehl kurz vor Kriegsende durch die
Nazis kam er nicht nach und konnte sich bei einer mutigen Roisdorfer
Familie bis Kriegsende verstecken. In der Nachkriegszeit gründete er
den „Notabwehrausschuss der Obst- und Gemüsebauern des
Vorgebirges“, dessen Anliegen er auch gegenüber dem damaligen
Wirtschaftsminister Ludwig Erhardt vertrat.
Damals kam die Bezeichnung vom „Vorgebirgsrebellen“ auf. Auf eine
Idee Erhardts ging wohl das von Maucher ab 1953 gekelterte
„Rebellenblut“ zurück. Ein Brombeerwein, der bis heute in
Roisdorf abgefüllt wird. Ende der 1950er Jahre machte Maucher als
Pazifist von sich reden. So protestierte Maucher, der in einer
homosexuellen Partnerschaft lebte, unter anderem gegen die
Wiederbewaffnung und die Wehrpflicht. Dank des Motorradklubs „Kuhle
Wampe“ und der „Arbeitsgruppe Friedensweg“ konnte 2009 die
drohende Beseitigung der Friedensweg-Anlage verhindert werden. Seitdem
kümmert sich die Arbeitsgruppe regelmäßig um Erhalt und Pflege des
Friedensweges.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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