Rassegeflügelverein in Corona-Zeiten
100 Jahre Rassegeflügelverein Bad Godesberg

Wolfgang Preuß füttert seine inzwischen schon ausgewachsenen Tiere tagtäglich schon morgens ganz früh, bevor der Konditormeister an seine Arbeitsstelle fährt, um dort an manchen Tagen auch Eier aus der eigenen Hühnerhaltung zu verarbeiten. | Foto: AS
  • Wolfgang Preuß füttert seine inzwischen schon ausgewachsenen Tiere tagtäglich schon morgens ganz früh, bevor der Konditormeister an seine Arbeitsstelle fährt, um dort an manchen Tagen auch Eier aus der eigenen Hühnerhaltung zu verarbeiten.
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Bad Godesberg - (as) Im vergangenen Jahr feierte der Rassegeflügelverein Bad
Godesberg sein 100-jähriges Bestehen. Wie der amtierende Vorsitzende
Wolfgang Preuss erzählt, ist der Rassegeflügelverein inzwischen der
einzige noch existierende Verein seiner Art im gesamten Bonner
Stadtgebiet. Und darauf sind die aktuell 21 aktiven Mitglieder
besonders stolz.

Obwohl die Corona-Bestimmungen keine Versammlungen und große Treffen,
keine Ausstellungen, keinen Einsatz von Preisrichtern auf Kreis- und
Landesebene zulassen, gibt es bei den Mitgliedern viel zu tun.
Schließlich kümmert sich jeder an 365 Tagen im Jahr um seinen
eigenen Tierbestand. Für Wolfgang Preuß beginnt der Pflegetag
morgens schon um 4.30 Uhr und abends gegen 20 Uhr kehrt Ruhe in den
Käfigen ein.

Am vergangenen Sonntag und Montag sind wieder 36 Zwerg-Welsumer- und
Zwerg-New Hampshire-Küken geschlüpft und verbringen die ersten Tage
unter einer Wärmeplatte in einem richtigen Tortenschrank. „Dies ist
der einzige Tortenschrank in Deutschland, der dafür als
Aufenthaltsort dient“, sagt Preuß und verweist darauf, diesen
Schrank in Bonn-Kessenich bei einem Bäcker erstanden zu haben. Vor
dem „Luxusaufenthalt in der Tortenauslage“ stand für die Eier der
21-tägige Aufenthalt in einem alten Brüter an.

Unter dem Motto „Rassegeflügelzucht – ein Hobby sowohl mit
Tradition, als auch mit Zukunft“ gestalten die Vereinsmitglieder ihr
Hobby. 100 Jahre Vereinsbestehen bedeuten für den
Rassegeflügelverein Bad Godesberg unter anderem auch 100 Jahre
Weitergabe von artgerechter Tierhaltung an nachwachsende Generationen
und 100 Jahre Zusammenhalt von Menschen verschiedener Herkunft und
unterschiedlichen Alters. Zu den tragenden Säulen des Vereins
gehörten und gehören auch bekannte Bad Godesberger, wie
beispielsweise Fischhändler Stefan Stuch (Vorsitzender von 1995 bis
1999), der sehr jung verstorbene Unternehmer und langjährige
Geschäftsführer des Rassegeflügelvereins, Wolfgang Küper (er war
auch Vorsitzender von 1993 bis 1995), langjährige Mitglieder, wie
beispielsweise der Wachtberger Werner Hagen und der Bad Godesberger
Toni Simons mit Familie, Harald Bergsdorf (Vorsitzender von 1999 bis
2001) und Wolfgang Preuß, der seit mittlerweile zwanzig Jahren den
Verein als Vorsitzender anführt.

Zu den Hauptaufgaben des Vereins gehören – wenn Corona wieder
vorbei ist – Ausstellungen für die Mitglieder und interessierte
Tierfreunde durchzuführen. Gut erinnern können sich
Rassegeflügelfreunde sicherlich an die Tierpräsentationen im
Sportpark Pennenfeld, in der Stadthalle Bad Godesberg, in der Alten
Bauernschänke in Lannesdorf, an die Tierschau während der
Godesberger Sommerfeste im Stadtpark und an die Werbeschau im Jahr
2008 aus Anlass der UN-Artenschutzkonferenz in Bonn auf dem
Münsterplatz. Überall sorgen die bunte Schar Hühner, Rassetauben,
Gänse und Kaninchen für Aufsehen, erwecken auch bei jungen Familien
das Interesse, sich vielleicht ein paar Legehennen (auch ohne Hahn)
zuzulegen, um täglich frische Eier aufsammeln zu können.

Die Wertschätzung für frische, qualitätsvolle Lebensmittel aus
artgerechter Haltung wächst, betont Wolfgang Preuß. Und dies war
auch der Grund für die Gründung des Vereins am 23. November 1920 in
der damaligen Gaststätte „Ännchen“. Nach dem 1. Weltkrieg war
Geflügelfutter schwer zu bekommen und dementsprechend teuer und in
schlechter Qualität, heißt es in der Vereinschronik. Zwei Mitglieder
beteiligten sich schon ein Jahr nach der Gründung an einer
Geflügelausstellung in Bonn. Im Juli 1922 trat der
Rassegeflügelzüchterverein dem Provinzialverband Rheinischer
Geflügelzüchter bei – damals auch im Hinblick auf die erste
geplante Geflügelschau. Diese Schau muss wohl erfolgreich verlaufen
sein, denn als Überschuss verblieben 10.000 Mark in der Vereinskasse.
Zum Vergleich wegen der zeitgleich stattfindenden Inflation: ein
Zentner Fischmehl kosteten damals 1.000 Mark.

Heute steht bei den Vereinsmitgliedern jährlich eine Tierimpfung an,
die gemeinsam mit dem Meckenheimer Geflügelzüchterverein
durchgeführt wird. Und auf der Wunschliste ganz oben steht die
Wiedereröffnung der Restauration der Stadthalle Bad Godesberg, weil
man dort zentral für seine Versammlungen zusammenkommen kann. Wer
mehr über den Verein erfahren möchte, erhält Informationen bei
Wolfgang Preuß, Tel. 0228 / 31 04 20.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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