Zur bleibenden Erinnerung
Erinnerungen an die Opfer des Nationalsozialismus

Künstler Gunter Demnig verlegt den Stolperstein für Joseph Roth. | Foto: prl
  • Künstler Gunter Demnig verlegt den Stolperstein für Joseph Roth.
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Bad Godesberg - (prl) Zusammen mit 17 weiteren Steinen für Opfer der Kriegszeit hat
der Kölner Künstler Gunter Demnig Ende Januar 2020 den Lehrer Joseph
Roth mit einem Kunstwerk im Gehweg sichtbar gemacht. In Anwesenheit
von Ada Funke und Josef Roth, der Tochter und einem Enkel Roths
verlegte Demnig an dem Ort, an dem einst die Burgschule stand, einen
Stolperstein.

Die kleinen schimmernden Steine findet man mittlerweile überall in
Deutschland, einige auch im Ausland. Sie erinnern an Menschen, die im
Zuge der Naziherrschaft gewaltsam verschleppt und ermordet wurden oder
infolge von damit zusammenhängenden Gewalttaten zu Tode kamen. Dabei
zielt die Aktion nicht allein auf Opfer jüdischen Glaubens. In der
Zeit von 1933 bis 1945 starben auf Geheiß der Machthaber auch
Angehörige fahrender Völker wie Sinti und Roma, politisch
Andersdenkende, Homosexuelle, Zeugen

Jehovas und Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen.

Erinnern will Demnig an die getöteten Menschen, die nach der Meinung
des Regimes im falschen Glauben geboren waren oder einer Minderheit
angehörten. Deshalb fertigt er Stolpersteine mit den Namen der Opfer
und verlegt sie in der Regel im Gehweg am letzten freiwillig
gewählten Wohnort der Betroffenen. Oft liest man die Namen ganzer
Familien vor einem Haus. In Roths Fall wurde der Stein an der letzten
frei gewählten Wirkungsstätte des Lehrers verlegt: Im Gehweg am
ehemaligen Standort der Burgschule an der Burgstraße 33.

Der in Köln geborene Joseph Roth kam als Volksschullehrer mit 23
Jahren nach Bad Godesberg. Acht Jahre später wurde er Lehrer an der
Burgschule. Als Mitglied und Vorsitzender der Zentrumspartei erhielt
er 1933 ein Mandat für den Kreistag. Allerdings wurde er bald darauf
erstmals verhaftet, kurze Zeit später wieder freigelassen und vom
Schuldienst suspendiert. „Sein Vorgesetzter hat ihm in seine
Personalakte geschrieben, er sei verantwortlich dafür, dass die NSDAP
hier erst so spät an die Macht kam“, berichtete sein Enkel, Josef
Roth. Solche Fakten verdeutlichen, wie verflochten seinerzeit
politische Gesinnung und Arbeitsverhältnisse waren.

„Das Schlimmste war für mich die Verhaftung“, erinnerte sich Ada
Funke. „Ich war damals zehn Jahre alt.“ Roth arbeitete nach seiner
Suspendierung zwei Jahre bei der Godesberger Volkszeitung, wurde 1935
erneut in den Schuldienst gestellt und an die Volksschule in Friesdorf
versetzt. Im Zuge der Aktion „Gewitter“, einer reichsweiten
Verhaftungswelle infolge des gescheiterten Attentats auf Hitler,
verhaftete man Joseph Roth erneut. Nach einem knappen Monat
Lageraufenthalt in Deutz „verlegte“ man ihn ins
Konzentrationslager Buchenwald. Nach eineinhalb Monaten konnte seine
Freilassung erwirkt werden. Roth erholte sich von dem Lageraufenthalt
jedoch weder körperlich noch seelisch und verstarb am 22. Januar 1945
an den Folgen der Haft.

Ebenfalls mit einem Stolperstein sichtbar gemacht wurden an diesem Tag
Helmut Hengstler, Celine, Alice und Ernest Weill, Alfred, Julie,
Hilde, Hans und Wolf Rywen Biglajzer, Adele und Leo Janssen, Emilie
Goldstein, Nina Baryschnikowa sowie Julie, Karoline, Martha und
Theodor Oster. Erstmals wurden damit in diesem Jahr auch Stolpersteine
für eine Zwangsarbeiterin und ein Opfer der Militärjustiz verlegt.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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