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Theaterplatz Bad Godesberg
Goldene Messingtöpfe und geputzte Schuhe

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Heute werden wir einmal Ali kennen lernen. Er ist kurdischer Asylbewerber aus der Türkei und fast jeder, der in Bad Godesberg unterwegs ist, hat ihn schon einmal gesehen. Der ältere Herr arbeitet als Schuhputzer, und an seinem Stand direkt gegenüber dem Theater wartet er fast täglich auf Kundschaft. Er hat eine Kiste mit vergoldeten Messingtöpfen aufgebaut, indem alle Arten von Schuhcreme enthalten sind. "Ich bin 78 Jahre alt", sagt er, "und seit 11 Jahren mache ich diese Arbeit. Ich bekomme 330 Euro an Leistungen, aber die reichen nicht, um mir schöne Dinge zu kaufen, wie zum Beispiel meine Zeitung, meine Zigaretten oder mal eine Tasse Kaffee im benachbarten Bistro. "Kundschaft hat er nicht viel. "Die Leute in Deutschland haben kein Herz," sagt er. "Wenn sie sehen, dass dort jemand als Schuhputzer arbeitet, denken sie nur daran, ob ihre Schuhe geputzt werden müssen, ob sie diese Dienstleistung brauchen oder nicht. Sie denken nicht daran, dass dort ein Mensch sitzt, der vielleicht Geld verdienen möchte, der es nötig hat" . Also los, dann lasse ich mir doch gleich mal meine Stiefel putzen. Aus den vielen Messingtöpfen wählt er die passende Schuhcreme aus und in vier Schritten sehen meine Stiefel wieder schön blank geputzt aus. Den Preis für die geleistete Arbeit darf ich selber festlegen, denn Ali hat keine fixen Preise. "Sie sind Chef", sagt er, "das kann ich doch nicht sagen. Sie müssen entscheiden." Ich denke kurz nach und gebe ihm fünf Euro, denn für eine halbe Stunde Arbeit erscheint mir das angemessen. Ali nimmt das Geld und schüttelt den Kopf. "Das ist wenig, Mädchen! Gib 100 Euro, 200 Euro", sagt er. Ich lache und sage ihm, dass ich für den Betrag ja direkt neue Schuhe kaufen könnte. So trennen sich unsere Wege an diesem Tag und ich habe blank geputzte Stiefel und Ali hat 5 Euro für seine Zeitung und eine Tasse Kaffee. ?

LeserReporter/in:

Alexa Wiese aus Bad Godesberg

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1 Kommentar

Astrid Wiese aus Bad Godesberg
am 10.07.2019 um 18:56

Gute Idee allseits bekannte Godesberger zu porträtieren, selbst oder gerade wenn sie nicht berühmt sjnd