Palliativtag der Bürgerstiftung
In Würde leben - bis zuletzt

Als „Herausforderung“ bezeichnete Pfarrer Dr. Picken das Ziel einer Sterbebegleitung, die „der Würde des Menschen entspricht!“ | Foto: Bürgerstiftung Rheinviertel
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  • Als „Herausforderung“ bezeichnete Pfarrer Dr. Picken das Ziel einer Sterbebegleitung, die „der Würde des Menschen entspricht!“
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Bad Godesberg - Es sind Themen, die jeden Menschen, die gesamte Gesellschaft
betreffen: Tod und Trauer. Die dennoch immer noch zu oft tabuisiert
oder verdrängt werden. Ohne Schmerzen leben, liebevoll begleitet
sein, das ist der Wunsch aller – der Sterbenden, der Angehörigen.
„Dies ist eine Herausforderung und wir möchten hier auch wichtige
Impulse in der öffentlichen Diskussion setzen, dass Sterbebegleitung
in einer Weise geschieht, die der Würde des Menschen entspricht“ so
Pfarrer Dr. Wolfgang Picken. Die Würde und das würdevolle Leben bis
zuletzt standen beim 3. Palliativ- und Hospiztag unter der
Schirmherrschaft von Prof. Dr. Ursula Lehr, organisiert von der
Bürgerstiftung Rheinviertel, des CBT-Wohnhauses Emmaus, des St.
Vinzenzhauses und des Caritasverbandes für die Stadt Bonn im Zentrum
aller Vorträge und Diskussionen. 170 Teilnehmer kamen zu diesem Tag
in die Redoute nach Bad Godesberg, betroffene Angehörige,
medizinische und pflegende Fachkräfte und ehrenamtlich Engagierte.

Aspekte wie die Begleitung Schwerstkranker, ein Leben mit Demenz, die
gegenseitige Sorge für einander standen an diesem Tag im Mittelpunkt
der Fachvorträge. Claudia Middendorf, Patientenbeauftragte der
Landesregierung würdigte das vielfältige Engagement der
ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden in der
palliativ-hospizlichen Versorgung in NRW. Fragen, die dabei auch unter
den Teilnehmern aufgeworfen wurden, widmete sich eine
Podiumsdiskussion rund um den Kernaspekt: Wie sollte eine Versorgung
in der letzten Lebensphase aussehen? Angeregt diskutierten darüber
Gerda Graf, Ehrenvorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativ
Verbandes sowie Vorstand der Hospizbewegung Düren-Jülich, Professor
Dr. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der
Universität Heidelberg, Dr. Klaus Fließbach vom Deutschen Zentrum
für Neurodegenerative Erkrankungen der Universitätskliniken Bonn und
Pfarrer Dr. Wolfgang Picken, Vorsitzender der Bürgerstiftung
Rheinviertel.

„Es wird uns nicht gelingen, unser Sterben und unseren Tod bis ins
Letzte zu planen“, sagte Gerda Graf, „aber Sorgekultur braucht
eine Vorsorgeplanung“. Sie forderte dazu auf, auch in der Familie
frühzeitig über den Tod, die eigenen Wünsche und Vorstellungen zu
sprechen. Dr. Andreas Fließbach betonte, wie wichtig die Haltung
gegenüber dementen und sterbenskranken Menschen ist. „Wir brauchen
die Fähigkeit, eine Demenzerkrankung auch als etwas zu sehen, dass
einen Wert hat, dass der daran erkrankte Mensch sich weiter entwickeln
kann.“ Voraussetzung dafür sind Zeit und Kompetenz, die wichtigsten
Ressourcen für ein würdevolles Leben bis zuletzt, so die einhellige
Meinung aller Experten der Podiumsdiskussion. Dafür aber sei die
Vernetzung von Angehörigen, medizinischen und pflegenden Fachkräften
sowie der ehrenamtlich Engagierten die wichtigste Voraussetzung.
„Pflege und Versorgung sind nicht nur primäre Aufgabe der
ausgebildeten Pflegenden, sondern es sind gesamtgesellschaftliche
Aufgaben. Wenn die Pflege nicht gesamtgesellschaftlich gestützt wird,
führt es zu einem Kollaps der Professionellen“, sagte Pfarrer Dr.
Picken. Eine Bürgerschaft, die Engagement übernimmt, eine sorgende
Gemeinschaft, das, so Professor Dr. Andreas Kruse, sei „eine
wahnsinnige Chance des demografischen Wandels“, die es zu ergreifen
gelte.

Wie all diese Forderungen im Alltag tatsächlich umgesetzt aussehen
können, darüber konnten sich die Teilnehmer des Palliativ- und
Hospiztages übrigens in der „Lebenden Bibliothek“ informieren. An
elf Tischen warteten „Lebende Bücher“, die die Themen Palliative
Care, Demenz, Sterben, Tod und Trauer aus der Tabu-Ecke herausholten
und offen ansprachen. Kompetente Gesprächspartner berichteten von
ihren persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen und beantworteten
direkt konkrete Fragen der Teilnehmer. Claudia Reifenberg,
Palliativschwester vom Ambulanten Palliativdienst Bad Godesberg,
öffnete sich beispielsweise als „lebendes Buch“ und erzählte
erlebte Geschichten, wie die von einem letzten Kölsch am Rhein mit
einem Palliativpatienten. Andrea Siedler sprach über schöne, aber
auch schwierige Zeiten als pflegende Enkelin zuhause. Und Tina
Müller, Gemeindeschwester der evangelischen Thomas-Kirchengemeinde,
erzählte interessierten Zuhörern wie es ist, das Vergessen auch mal
zu vergessen.

Die Bürgerstiftung Rheinviertel finanziert seit 2006 „Integrierte
Hospize“ im CBT Wohnhaus Emmaus und St. Vinzenzhaus, seit 2009 auch
den Ambulanten Palliativdienst Bad Godesberg in Kooperation mit dem
Bonner Caritasverband. Ziel ist es, ein menschenwürdiges Leben bis
zum letzten Atemzug zu ermöglichen, Linderung der Schmerzen zu
erreichen und dem Sterbenden größtmögliche Lebensqualität zu
verschaffen, ebenso den Angehörigen beizustehen.

- unserer Redation

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