Brauchtum nimmt Schaden
Karnevalisten sind besorgt

Die Bad Godesberger Karnevalsvereine hoffen auf einen Neustart in der nächsten Session ab November 2022.  | Foto: AS
  • Die Bad Godesberger Karnevalsvereine hoffen auf einen Neustart in der nächsten Session ab November 2022.
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Bad Godesberg (as). Die Vereinsvorstände der Bad Godesberger Karnevalsvereine, das Festausschuss-Präsidium und die Festausschuss-Mitgliederversammlung haben in den vergangenen Monaten oft getagt. Sie hatten auch schon alle Vorbereitungen für die Session 2021/2022 gestartet. Aber nach dem Sessionsauftakt im November mussten mit den stark ansteigenden Corona-Inzidenzzahlen die Bad Godesberger Prinzenproklamation und in Folge alle anderen Karnevalsveranstaltungen abgesagt werden.

Nicht nur der Festausschuss Godesberger Karneval hat auf Grund der Gegebenheiten gehandelt, wie Armin Weins, Präsident der Dachorganisation des Bad Godesberger Karnevals sagt. „Wir haben die Fördergelder beantragt, um die wirtschaftlichen Folgen aus Veranstaltungsabsagen abzufedern, wenn dann Gelder fließen“. Aber die laufenden Kosten müssen auch getragen werden, gibt der Festausschuss-Präsident zu bedenken.

Zuschüsse und Spenden sind weiter erforderlich, um Brauchtumsveranstaltungen finanzieren zu können – dies ist nicht nur im Karneval so, sondern überall. Ins Grübeln kommt Weins , als er auf die Zukunft des Karnevals angesprochen wird. „Vermutlich wird man da in Kreisen des Festausschuss zeitnah beginnen, Ideen zu sammeln und frühzeitig vor dem nächsten Herbst Entscheidungen treffen. Es geht schließlich darum, zum karnevalistischen Alltag mit Sitzungen und Partys sowie Veedelszügen zurückzukehren – dann hoffentlich ohne neue Pandemie-Welle.

Und wie sieht es in den Vereinen aus?

Die zwei karnevalistischen Zeltveranstaltungen der KG Fidele Möhnen konnten im November 2021 noch stattfinden , äußert Oliver Brenner, Vorsitzender der KG Fidele Möhnen aus Lannesdorf. Deshalb haben die Möhnen bisher noch keine Fördergelder/keine Corona Soforthilfe beantragt. Aber die Sorge ist da, dass die Covidzahlen steigen, die finanziellen Sorgen dann auch, weil bei fehlenden Veranstaltungen beziehungsweise geringeren Besucherzahlen Einnahmen nicht erzielt werden und trotzdem die monatlichen Fixkosten gedeckt werden müssen.

Patrick Engels, Vorsitzender des Godesberger Stadtsoldaten-Corps weist darauf hin, dass die Stadtsoldaten alle geplanten Sitzungen abgesagt haben. Man habe zwar bereits Gelder im vergangenen Dezember beantragt, „aber eine Antwort bzw. Entscheidung, welche Entschädigung uns zugesprochen wird“ stehe noch aus. „Das beunruhigt mich sehr“, so Engels.

Auf die Frage, ob die Karnevalsvereine Angst haben, dass das Brauchtum dauerhaft durch die erneut ausfallenden Veranstaltungen Schaden nimmt, erklärt Manfred Lammerich, Vorsitzender der KG Kleffbotze: „Leider, vor allem das Vereinsleben hat schon sehr großen Schaden genommen. Das Interesse sowie der Zusammenhalt sind nicht mehr so wie früher. Wir werden es alle sehr schwer haben, das Vereinsleben am Leben erhalten zu können und es wieder aufzubauen.“ Fördergelder und Corona-Soforthilfe haben nicht nur die Friesdorfer Kleffbotze beantragt.

Auch die Große Karnevalsgesellschaft Bergfunken (GKG) hat leider ihre Sitzungen absagen müssen und über das Soforthilfeprogramm des Landes NRW Fördergelder beantragt. Christoph Orts, Vorsitzender der GKG, geht davon aus, „dass der Karneval sich durch die Pandemie und die Ausfälle der Sessionen verändern wird und auch Karnevalsvereine das teilweise leider nicht überleben werden. Auch andere Traditionen können wegfallen, da die Interessen innerhalb der Bevölkerung sich in andere Richtungen verändern. Man muss kreativ und innovativ sein und bleiben, um Perspektiven zu schaffen. Karneval wird nicht verschwinden, aber es wird anders gefeiert werden.“

Die Frage, ob man als Vereinsvorstand in der aktuellen Lage der Pandemie alles richtig gemacht habe und Anträge für den Ausgleich von aufgelaufenen Kosten ordnungsgemäß gestellt wurden, dann die Zahlungen aus dem zugesagten Fonds auch bei den Karnevalsvereinen eingehen, beschäftigt die Vereinsvertreter derzeit wohl überall. „Beim Sonderfonds für Kulturveranstaltungen haben wir die Mittel für unsere ausgefallene Sitzung beantragt, damit sämtliche Kosten, wie Programm, Technik etc. ersetzt werden“ erläutert Annette Ackermann, Pressesprecherin der KG Blau-Gold Bad Godesberg-Muffendorf.

„Für die KG Fidele Burggrafen konnte das Jahr 2021 nur finanziell mit einer Corona Soforthilfe und freiwilligen Spenden von Mitgliedern überwunden werden. Burggrafen-Pressesprecher Max Hatwiger sagt, dass der Traditionsverein Fidele Burggrafen Forderungen in einem höheren fünfstelligen Bereich tragen müsse. „Zwar sollen hierzu 90 % über den Kulturfonds des Bundes beglichen werden und die Anträge sind auch gestellt, aber unsere Existenzsorgen für das Überleben des Vereins sind nicht außer Acht zu lassen. Uns als ehrenamtlichen Laien kommt nun die Rolle zu, die professionelle Veranstaltungswirtschaft zu retten“. Zum Mitgliederbestand der Burggrafen gibt der Verein zu bedenken, dass „die Jugendarbeit und unsere Präsentationen vom Austausch mit anderen Vereinen und deren Veranstaltungen lebt“. Je weniger Veranstaltungen es gibt, umso weniger ist die Möglichkeit für aktive Tänzer und Musiker gegeben, ihr musikalisches und choreografisches Können, im gesamten Jahr über einstudiert, zu präsentieren. Zwar findet weiterhin ein Corona konformes Training statt, aber die Belohnung, das Erlernte vor Publikum zu präsentieren, entfällt komplett und dadurch kommt es leider besonders im Jugendbereich vor, das sich Kinder und Jugendliche abwenden, um sich neu zu orientieren, hat man bei den Fidelen Burggrafen und auch bei den Fidele Möhnen festgestellt. Bei den Bergfunken gibt es innerhalb der Tanzgarden zum Glück bislang nur wenig Abmeldungen und sogar auch Zugänge. „Immer wenn es möglich ist, finden die Trainingstermine statt und dabei haben wir Kontakt zu den Tänzerinnen und Tänzern“, bestätigt der Bergfunken-Vorsitzende und betont „nicht nur trainingstechnisch, sondern auch alle anderen Aktivitäten versuchen wir aufrecht zu erhalten. Beim Mitgliederbestand im Gardebereich hat es die Stadtsoldaten hart getroffen. „Wir haben leider sehr viele Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen verloren. Eine gewisse Fluktuation, gerade bei den Jugendlichen, stellen wir jedes Jahr fest. Durch Auftritte und Präsens konnten wir das jedoch in den vergangenen Jahren immer wieder kompensieren. Allerdings nicht in den letzten Monaten, in denen der Karneval ruhte“ äußert der Stadtsoldaten-Vorsitzende Engels und ergänzt dazu „Für die Godesberger Stadtsoldaten bedeutet der in den vergangenen fast zwei Jahren komplett ausgefallene Karneval, dass dies nicht spurlos an uns vorübergehen wird.

Bei der KG Schweinheim äußerte sich deren Vorsitzender Rene Raffel und sagte, dass die Anzahl der Mitgliedsabgänge bei der Tanzgruppe durch Mitgliedsanträge neuer Mitglieder ausgeglichen geblieben ist. Aber Raffel gibt auch zu Bedenken „Leider schwindet die Motivation der aktiven Mitglieder, nach der Pandemie wieder mit vollem Elan dabei zu sein, täglich mehr. Von den inaktiven Mitglieder mal ganz abgesehen. Hier wird es noch schwerer, eine Bindung zum Verein aufrecht zu halten. Wir werden uns dieser Aufgabe stellen, sobald wir in der Lage sind, den Verein wieder aktiv aufleben zu lassen und müssen uns dann das ein oder andere einfallen lassen, um die Mitglieder wieder voll an Bord zu holen“.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Alfred Schmelzeisen aus Bad Godesberg

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