Stählerne Ameisen in der Villa
Masse und Individuum
Mehlem - (as) Bevor es zur Schließung sämtlicher Kultureinrichtungen aufgrund
der Corona-Pandemie kam, wurde im Kunstraum Villa Friede Anfang März
eine beeindruckende Ausstellung eröffnet.
In den Ausstellungsräumen an der Mainzer Straße tummelten sich
mehrere hundert Ameisen aus Stahl. Einige polierte Exemplare stachen
in der interessanten Kunstinstallation ganz besonders hervor. Und auch
Baumbilder lockten die Betrachter an.
Der chinesische Künstler, der die Bilder und Ameisen bereitgestellt
hat, heißt Chen Zhiguang, stammt aus der Fujian Provinz und wurde
1963 in Xiamen geboren. Seinen künstlerischen Werdegang begann er am
Fine Arts Institute of Fujian und hat in den vergangenen Jahren
weltweit bei Ausstellungen für Aufsehen gesorgt. Seine
Ameisen-Installationen stehen dabei ganz besonders im Mittelpunkt. Bei
der Ausstellungseröffnung Anfang März in der Villa Friede konnte der
Künstler bereits aufgrund der Corona-Pandemie nicht persönlich
teilnehmen. Dies bedauerte Hausherr Ren Rong ganz besonders, hoffte
damals aber, dass sein künstlerischer Freund in den kommenden Wochen
noch in Bad Godesberg vorbeischauen könne.
Viele Monate der Vorbereitung waren für diese grandiose Ausstellung
erforderlich gewesen. Im Obergeschoss des Kunstraum Villa Friede
wurden 800 Ameisen platziert, die auch käuflich erworben werden
konnten. Marcell Perse vom Museum Zitadelle Schloss Jülich und der
Hamburger Galerist Nour Nouri, die bei der Eröffnung anwesend waren,
planten bereits, die Kunstwerke von Chen Zhiguang im Laufe der
kommenden Monate in Jülich beziehungsweise in Hamburg zu zeigen.
Dr. Dieter Ronte, Kurator der Ausstellung, zeigte sich bei der
Eröffnung der Ausstellung begeistert. In seinem Text „Natur aus dem
Atelier. Cheng Zhiguang“ erklärt er: „Cheng Zhiguang greift in
seinen Kunstwerken die Natur auf. In seiner Kunst werden die Ameisen
zu einer Familie. Sie sind fleißige Arbeiter und zugleich auch
Eroberer. Sie sind auch hier Strategen der Kunstwelt. Sie werden zu
unzähligen kleinen und großen Skulpturen, die in anregender Weise im
Raum präsentiert sind. Einzelne von ihnen werden farbig betont, und
stechen so aus der Masse hervor. Sie erklären mit ihren eigenen
sozialen Strukturen die Massengesellschaften von heute. Und dennoch
bleibt jede Ameise ein Individuum. Die Natur und die Kunst kennen
keine Dopplungen. Im großen Saal des Kunstraums Villa Friede werden
Bäume zu Bildern oder zu Skulpturen. Die Baum - Skulpturen werden zum
Spiegel des Menschen. Hier wird die Unsterblichkeit des Baumes
symbolisiert. Die ursprüngliche Natur der Vegetation und der Tierwelt
zieht als Skulptur oder Bild in die Innen - und Außenräume des
Menschen ein. Sie sind gleichberechtigte Partner.“
Die spektakuläre Ausstellung mit den beeindruckenden Installationen
wäre sicherlich nicht nur für die Bonner Kunstszene einen Besuch
wert gewesen. Momentan jedoch gilt es, sich geduldig auf die
Möglichkeit eines Besuchs einer nächsten Ausstellung zu einem
späteren Zeitpunkt zu freuen, denn bis auf weiteres bleiben auch die
Türen des Kunstraum Villa Friede selbstverständlich geschlossen.
Info: www.kunstraum-villafriede.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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