Kulissengespräche
Professor Dr. Walter Moebius im Kleinen Theater
Bad Godesberg - (as) Um die Bedeutung des Arztberufes, um die Bonner Republik, um
behandelte RAF-Terroristen im Hungerstreik im Herbst 1977 sowie um
Spitzensportler und den früheren Bad Godesberger Galeristen Wasmuth
ging es am Sonntag bei der Neuauflage der Kulissengespräche. Diesmal
saß der bekannte Bonner Arzt, Professor Dr. Walter Moebius, auf der
Bühne des Kleinen Theaters Bad Godesberg. Verschiedenste Einblick in
sein Leben gab Moebius den Zuhörern. Sabine Köhne-Kayser, 2.
Vorsitzende, interviewte ihn und erlebte mit, an welchen Orten der
frühere Chefarzt des Johanniter-Krankenhauses überall beste
medizinische Dienste geleistet hatte.
Seit seiner Pensionierung engagiert sich Moebius vor allem für
jugendliche Patienten und Patientinnen in den Einrichtungen der
Salesianer Don Bosco in Entwicklungsländern, die er als Arzt und
Fotograf unterstützt. Der passionierte Fotograf und Bergsteiger
Moebius hat in den vergangenen Jahrzehnten die meisten Länder der
Welt bereist und er gilt als „Patientenflüsterer“. Professor
Moebius setzt sich auch heute noch weiter für einen bewussteren
Arzt-Patienten-Kontakt ein, der auf Zuhören, Hinsehen und Vertrauen
basiert. Der Fokus der Medizin sollte stärker auf das
Patientengespräch und die Umgebung der Kranken gelegt werden. Und der
erfahrene Arzt bewies den Zuhörern, dass es innerhalb von 18 Sekunden
gelinge, in der Hektik einer Notaufnahmestation jedem Patienten etwas
Beruhigung zu bieten. Das Gelingen hänge nicht nur von den Ärzten
ab, sondern auch vom weiteren Pflegepersonal. Dem Pflegepersonal
müsse man mehr zahlen und noch immer würden die Krankenschwestern
ausgenutzt.
„Der Applaus in Corona-Zeiten hilft nichts, wenn man als
Krankenschwester am Samstagnachmittag dreißig Patienten alleine
versorgen müsse“ sagte Moebius. Und dem Arzt Moebius ist es eine
Herzensangelegenheit, darauf auch Bundesgesundheitsminister Spahn
anzusprechen. Zur derzeitigen Corona-Politik hinsichtlich der
Aufrechterhaltung des Kulturbetriebes der Theater sagte Moebius, dass
die Erhaltung der Theater und weiteren Kulturbetriebe allerdings
aktuell an den Formalitäten des Staates beziehungsweise der Länder
scheitere. „Wenn da nicht schnell geholfen wird, sieht es schlecht
für die Zukunft der Kulturschaffenden aus“.
Hinsichtlich seiner Patienten aus den vergangenen Jahrzehnten gab es
trotz der bestehenden ärztlichen Schweigepflicht kleine Anekdoten zu
berichten. Den Radrennfahrer Jan Ullrich begleitete der Arzt drei
Wochen lang und erlebte diesen als sehr fairen Sportler, mit dem er
sich sogar ein Wetttauchen lieferte. Ullrich tauchte 50 Meter, Moebius
brachte es auf 30 Meter. Über seine Kinderheit erzählte der
gebürtige Bonner Walter Moebius, dass er den 2. Weltkrieg als Kind
und die dazugehörige Kinderlandverschickung erlebte. Walter Moebius
studierte in Bonn später Medizin für Internistik und Neurologie,
begegnete im „Regierungskrankenhaus“ (Johanniter-Krankenhaus)
unter anderem vielen Diplomaten und Regierungsmitgliedern. So gehörte
auch der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl zu seinen Patienten, aber
auch, als Moebius noch an einem anderen Krankenhaus in Freiburg tätig
war, im Herbst 1977 die im Hungerstreik einsitzenden RAF-Terroristen
in Stuttgart-Stammheim. Gerade das Thema Zwangsernährung ließ
Moebius vielfältige Diskussionen anstellen, wie man dort eine
menschenachtende Betreuung der Patienten sicherstellen könne.
Zahlreiche Bücher hat Professor Moebius herausgegeben. Eines davon
trägt den Titel „Menschlichkeit ist die beste Medizin – Wegweiser
für Patienten und Ärzte“. Und Patient Johannes Wasmuth, nach dem
die in Bonn sehr bekannte Wasmuth-Gesellschaft benannt ist, brachte
dem Mediziner Moebius auf vielfältige Weise zusätzlich
Lebenserfahrung. Der gelernte Dekorateur Wasmuth war Galerist in Bad
Godesberg und empfahl zu seinen Lebzeiten zahlreiche seiner
künstlerischen Freunde, die im Bahnhof Rolandseck gastierten, an den
Mediziner Moebius weiter. Und der zeigte immer beziehungsweise zeigt
auch heute noch ein offenes Herz für alle Menschen, die ärztliche
Hilfe benötigen.
Nächste Kulissengespräche!Am Sonntag, 15. November, wird
voraussichtlich (bitte informieren Sie sich aktuell beim Veranstalter)
die Pianistin Susanne Kessel mit dem Thema „250 pieces for
Beethoven“ zwischen 12 Uhr und 14 Uhr im Kleinen Theater Bad
Godesberg beim Verein Kunst & Kultur Bad Godesberg beim nächsten
Kulissengespräch zu Gast sein. Die Pianistin hat 250 Komponisten aus
45 Ländern gebeten, ein Klavierstück zu Ehren Beethovens zu
schreiben. Susanne Kessel erzählt, was mit den Kompositionen
passiert. Die Schauspielerin und Buchautorin Renan Demirkan wird beim
Kulissengespräch am 15. Dezember unter dem Thema „Zeit der
Maulbeeren – Raum zum Ausruhen“ von Sabine Köhne-Kayser
interviewt. Hier geht es um ein Projekt, bedürftigen an Krebs
erkrankten Frauen eine kostenloses Auszeit zu ermöglichen.
Eintrittskarten für die wegen Corona nur begrenzt möglichen
Sitzplätze gibt es im Vorverkauf bei BonnTicket, beim Kleinen Theater
Bad Godesberg sowie Restkarten an der Tageskasse des Kleinen Theaters.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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