Glockenbeiern in St. Severin
Spiel der Kirchenglocken bald wieder zu hören

Vor der Severinskirche erzählte Toni Ließem Georg Wagner und Ariane Toffel, wie er die Glocken bis vor zwei Jahren gebeiert hat. | Foto: AS
  • Vor der Severinskirche erzählte Toni Ließem Georg Wagner und Ariane Toffel, wie er die Glocken bis vor zwei Jahren gebeiert hat.
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Mehlem - (as) Georg Wagner und seine Ehefrau Ariane Toffel sind in Bad
Godesberg inzwischen keine unbekannten Musiker mehr, denn sie haben
Jung und Alt am Glockenspiel im Stadtpark unweit des kleinen Theaters
schon oft begeistert. Beide spielen das Glockenspiel, aktuell aber
ohne große Vorankündigung, damit hinsichtlich der
Corona-Bestimmungen nicht zu viele Menschen auf engem Raum auf der
Wiesenfläche ausharren und den begeisterten Glockenspielern zuhören.

Still ist es dagegen in der Mehlemer St. Severinskirche geworden, weil
dort die vor allem das Brauchtum des Glockenbeiern schätzenden
Kirchenbesucher diese Kunst des Glockenspiels an Kirchenglocken seit
rund zwei Jahren nicht mehr erleben.

Toni Ließem war es, der seit 1956 die Kirchenglocken zu ganz
bestimmten Anlässen im Jahresverlauf beiern konnte. Ließem hatte
dies genau wie die Mehlemer Karl-Heinz Katz und Hans-Heinrich Walbröl
sowie Otto Busch gelernt und jetzt ist der emsige Mehlemer im
Ruhestand. Jahrzehntelang war er, der eine Malerausbildung absolviert
hatte und später bei der Berufsfeuerwehr Bonn half, Menschenleben und
Sachwerte zu retten, auch Hausmeister in der Kirchengemeinde. Zudem
erledigte er kleinere Instandsetzungsarbeiten in mehreren
Nachbarkirchen, Kindergärten und Pfarrheimen – schließlich wartete
er auch die Glocken im Kirchturm.

Am Karnevalsdienstag zu Ehren der Sagengestalten Heinrich und
Kunigunde, an Fronleichnam während der Prozession zwischen zwei
Altären, die man vom Kirchturm aus im Blickfeld haben musste, sowie
unter anderem zur früher bekannten Mehlemer Kirmes wurden von Toni
Ließem und weiteren eingewiesenen Mehlemern in St. Severin die
Glocken gebeiert. Was keiner hörte, war die Kraftanstrengung, die das
Beiern erforderte. Muskelkraft sorgte für den Glockenklang.

Mit Händen und Füßen agieren beispielsweise Georg Wagner und Ariane
Toffel, wenn sie in Kirchtürmen im gegenüberliegenden Siebengebirge
die Glocken beiern und die Glockenspieler wollen, wenn die Zustimmung
der katholischen Kirche in Bad Godesberg vorliegt, auch in Mehlem das
Brauchtum des Glockenbeiern aufleben lassen.

Die schweren Klöppel der Glocken werden dann bis kurz vor den
Glockenrand gezogen und mit Seilen fixiert. Wenn die Glockenspieler an
den Seilen ziehen, werden die Glocken von innen angeschlagen und mit
ganz speziellen Rhythmen werden die Zuhörer erfreut. Bronzeglocken
klingen dabei ganz anders als Stahlglocken. In der linksrheinisch
südlichst im Erzbistum Köln gelegenen Mehlemer St. Severinskirche
ist die älteste Glocke, die sogenannte Barbaraglocke, aus Bronze, wie
Toni Ließem erzählt. Die drei weiteren Glocken sind Stahlglocken und
stammen aus den 1950er Jahren. Die größte Stahlglocke ist die
Maria-Glocke. Dann gibt es eine Sebastianus- und eine Severinsglocke.
Auf der ältesten Glocke, dem „Bärbchen“, ist vermerkt „Als die
Kirche im Jahr 1880 verbrennt, hielten auch die Glocken nicht stand.
Nachdem drei Jahre verflossen, hat Klasen aus Sieglar sie neu
gegossen“. Diese Glocke steht auch unter Denkmalschutz und es ist
reines Glück, dass sie nicht während des 2. Weltkrieges
eingeschmolzen wurde.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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