Trinkpavillon gehört zur Stadthalle
Übers Wasser zum Wasser

Der Trinkpavillon im Bad Godesberger Stadtpark, ein bauhistorisches Kleinod an geschichtsträchtiger Stelle. | Foto: Rolf Thienen
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  • Der Trinkpavillon im Bad Godesberger Stadtpark, ein bauhistorisches Kleinod an geschichtsträchtiger Stelle.
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Bad Godesberg - Kurfürstenbad, Schauspiel, Stadthalle, es gibt viele Baustellen, bei
denen es den Bad Godesberg Bürgern auf den Nägeln brennt. Doch sie
schauen nicht nur einfach zu, sie packen an. Beispiel
„Bürger.Bad.Godesberg“.

Von Rolf Thienen Aus der Bürgerinitiative „Kurfürstenbad
bleibt“, gegründet gegen den Beschluss des Bonner Stadtrats vom 22.
September 2016, dass Kurfürstenbad zu schließen, und der sich
spontan über 1.000 Bürger anschlossen, wurde am 2. März 2017 der
Verein „BÜRGERBAD Kurfürstenbad Bad Godesberg e.V.“ gegründet,
dem zunächst die Gemeinnützigkeit nicht anerkannt wurde, da das
Kurfürstenbad bereits geschlossen war. Am 22. April 2017 schließlich
wurde der Verein mit einem geänderten Satzungszweck in
„Bürger.Bad.Godesberg e.V.“ geändert. Dieser entwickelte im
Laufe der Zeit unter seinem gegenwärtigen Vorstandstriumvirat Joachim
Schäfer, Anne Gronski und Sabine Köhne-Kayser eine rege Aktivität,
die sich gemäß dem Satzungszweck „die Förderung von Kunst und
Kultur, die Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege sowie
die Förderung des Sports“ auf die Fahnen geschrieben hat.

Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt seit Anbeginn darin, den
Trinkpavillon in der Verlängerung der Stadthalle Bad Godesberg wieder
„präsentabel“, sowohl in Hinsicht auf Funktion als Trinkpavillon,
Gestaltung und Erhalt der Bausubstanz sowie Integration in den
Stadtpark vereint mit einem anspruchsvollen Kulturprogramm, zu machen.
Im Rahmen dieses Kulturprogramms führte die Werkstatt Baukultur ihren
sogenannten Baukultur-Salon unter dem Titel „Die Stadthalle und
andere Bausünden“ durch.

2011 von Studenten gegründet befasst sich die Gruppe mit
verschiedenen baukulturellen Fragen, vor allem mit Architektur und
Städtebau sowie der Denkmalpflege. Im Rahmen des Salons zur
Stadthalle Bad Godesberg erläuterte Daniela Bennewitz zunächst den
Begriff des Pavillons in einem kurzen historischen Abriss. Dabei
entfaltete sie zwischen Mies van der Rohes „Barcelona Pavillon“
(Deutscher Beitrag zur Weltausstellung 1929 in Barcelona) und den
Bonner Pavillons der Autovermietung am Fuße der Reuter-Brücke, dem
noch auf seine Wiedererrichtung wartenden Zeitungspavillon im
Regierungsviertel sowie dem Pavillon des Bad Godesberg Stadtmarketings
die ganze Bandbreite der Pavillonarchitektur. Wesentliche Elemente
dabei sind der „freie Grundriss“ durch die Trennung von tragenden
Elementen und den von dieser Funktion befreiten Wänden, die zur
freien Gestaltung des Raums dienen oder ganz wegfallen können, sowie
fließende Räume, die, dem jeweiligen Verwendungszweck entsprechend,
eine enge Beziehung von Innen- und Außenraum darstellen.

In dieser Reihe nimmt der Trinkpavillon im Stadtpark Bad Godesberg
eine besondere Stellung ein, der trotz der immensen Anstrengungen und
der beachtenswerten Arbeit des Vereins „Bürger.Bad.Godesberg“ in
keinem Verhältnis zum gegenwärtigen Zustand steht. Hier, so Joachim
Schäfer im anschließenden Gespräch mit Alexander Kleinschrodt von
der Werkstatt Baukultur, fehlt es noch an Engagement von Seiten der
Verwaltung, des Grünflächenamtes beziehungsweise von Bonnorange.
Zwar sei die gemeinsame Arbeit intensiv und in Teilbereichen durchaus
erfolgreich, doch gebe es noch viel Arbeit, damit der Trinkpavillon
den ihm gebührenden Platz auch in Zukunft wird behaupten können und
nicht zum Spielball kultureller Großfantasien wird.

Wichtig wird auch sein, dass die Stadthalle, die immerhin bei einer
Auslastung von bis zu 80 Prozent schwarze Zahlen schreibt, in ihrer
Bedeutung für die Bad Godesberger Bevölkerung erhalten bleibt und
als wichtiges Element in der Geschichte der Demokratischen Entwicklung
der Bundesrepublik Deutschland mit der Verabschiedung des Bad
Godesberg Programms der SPD im Jahre 1959 herausgestellt wird. Damit
die Akzeptanz bei der Bevölkerung weiterhin ungebrochen bleibt ist,
so Schäfer, eine niederschwellige Renovierung angebracht, nach der
sich alle Bevölkerungsschichten weiterhin dort treffen können und
nicht nur ein kleiner ausgesuchter Kreis.

Stadthalle, Trinkpavillon und Stadtpark sind als Einheit zu sehen, so
kann man das Fazit der Veranstaltung in Bezug auf den Trinkpavillon
ziehen, und diese gilt es nicht nur zu erhalten sondern zu pflegen und
auszubauen. Die nach außen weisende Architektur mit den großen
Fensterflächen, dem über den Baukörper kragenden Dach mit der von
innen nach außen durchgehenden Kassettengestaltung, der den
Eingangsbereich akzentuierenden Zugang über einem Wasserlauf (über
das Wasser zum Wasser) - all das sind Elemente, die den Trinkpavillon
einzig machen.

Dies zeigt sich auch darin, dass erst vor kurzem der Bonner
Stadtklangkünstler Akio Suzuki zusammen mit Hiromi Miyakita den
Trinkpavillon zum Schauplatz einer Tanz- Klangperformance machte und
Andreas Oldörp 2013 ebenfalls den Trinkpavillon als Stätte seiner
Installation „3_fluidum“ auswählte, die heute noch Bestand hat.

Infos kompaktBürger.Bad.Godesberg e.V.

Koblenzer Straße 79

53177 Bonn

buergerbadgodesberg.de

Werkstatt Baukultur Bonn

c/o Kunsthistorisches Institut der

Rheinischen-Friedrich-Wilhelms Universität Bonn

Regina-Pacis-Weg 1

53113 Bonn

info@baukultur-bonn.de

baukultur-bonn.de

Der Trinkpavillon im Bad Godesberger Stadtpark, ein bauhistorisches Kleinod an geschichtsträchtiger Stelle. | Foto: Rolf Thienen
Joachim Schäfer und Alexander Kleinschrodt  im Gespräch über die Perspektive 2025 für die Stadthalle und den Trinkpavillon. | Foto: Rolf Thienen
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