Godesberger Heimatblätter
Von der Römerzeit bis heute

Rückzug deutscher Truppen Ende November 1918 – fotografiert am Ännchenplatz / Kreuzung Bonner Straße.  | Foto: Repro: AS
  • Rückzug deutscher Truppen Ende November 1918 – fotografiert am Ännchenplatz / Kreuzung Bonner Straße.
  • Foto: Repro: AS

Bad Godesberg (as). Mehr als 224 Seiten umfasst der inzwischen 59. Band der Godesberger Heimatblätter, der kürzlich von Redakteur Kar Hermann Amthauer, Dr. Iris Henseler-Unger (Vorsitzende des VHH) und Bernd Birkholz (2. Vorsitzender des VHH) vorgestellt und inzwischen als Mitgliedsgabe an alle Mitglieder des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg (VHH) versendet wurde.

Und auch diesmal gibt es in den Heimatblättern viel Interessantes aus der Geschichte des Badeortes von der Römerzeit bis zur Gegenwart zu berichten. Neben Dr. Martin Ammermüller haben sich Bernd Birkholz, Paul Haag, Dr. Pia Heckes, Friedhelm Schulz, Karl-Josef Schwalb und Michael Wenzel als Autoren für die abgedruckten Beiträge engagiert. Vieles wird auch diesmal geschildert, was in Vergessenheit geraten ist.

Der Blick auf die Buch-Titelseite kündigt eines der Schwerpunktthemen an: ein historischer Stich zeigt den Weinbau um 1825 in Sichtweite zur Godesburg; überlagert wird er von einem aktuellen Bild des Weinbergs zu Füßen des Siegburger Hofs in Muffendorf. Dr. Pia Heckes hat sich intensiv mit der Geschichte des hiesigen Weinbaus befasst und beschreibt faktenreich dessen Entwicklung in Godesberg und den umliegenden Dörfern von der Römerzeit bis in die Gegenwart. Verwundert erfährt man, welch hohen wirtschaftlichen Stellenwert der Weinbau in den früheren Jahrhunderten im gesamten heutigen Bad Godesberg hatte.

Ein weiteres Schwergewicht unter den Themen der diesjährigen Heimatblätter beschreibt die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg in Bad Godesberg, die verbunden sind mit einer Vielzahl von Nöten und Beschwernissen für die Menschen. Der beleuchtete Zeitraum beginnt mit dem Rückzug der deutschen Truppen von den westlichen Kriegsgebieten in ihre Heimatregionen: bis zu 25.000 Soldaten strömten täglich durch Godesberg! Denen folgten zunächst britische und rund ein Jahr später französische Besatzungssoldaten. Autor Bernd Birkholz hat aus einer Vielzahl zeitgenössischer Quellen zusammengetragen, welche Lebensumstände die Bevölkerung in den Jahren bis Januar 1926 zu durchleiden hatte. Die kommunalen Politiker und die Verwaltung kämpften damals gegen all diese Notständen an (dabei unterstützt von zahlreichen Ehrenamtlichen) und entwickelten trotz aller Widrigkeiten den Kurort für die Zeit nach der Besatzung weiter.

Bernd Birkholz verarbeitet auch in einem weiteren Beitrag neue Erkenntnisse über den „Rheinischen Götz“ Mathias Natius. In den unsortierten Beständen des Heimatvereins entdeckte Birkholz unter anderem handschriftliche Dokumente und zeitgenössische Fotos von dem Bad Godesberger Original.

Dr. Martin Ammermüller berichtet über Heinz Ader und die von ihm ab 1928 herausgegebene „Godesberger Woche“ - ein Wochenblatt für die ortsansässige Leserschaft. Kenntnisreich, bestens vernetzt und mitunter recht gewitzt, grenzte Ader sein Werk geschickt gegenüber den konkurrierenden Tageszeitungen ab. Die journalistische Tätigkeit wurde jedoch generell mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ab 1933 und durch den 2. Weltkrieg immer mehr eingeschränkt, so auch in Bad Godesberg; die letzte Ausgabe der Godesberger Woche erschien im Januar 1942. Wer zufälligerweise von der Zeitschrift noch Ausgaben ab 1932 im Keller oder Dachboden liegen hat, soll sich bitte beim Heimatverein melden. Martin Ammermüller nutzte die Gelegenheit auch, um das regionale Zeitungswesen kenntnisreich näher zu beleuchten.

Paul Haag berichtet über seine Kinderlandverschickung im Jahr 1942 - Schulkinder sollten zeitweise außerhalb der vom Luftkrieg bedrohten Städte untergebracht werden. Der damals neun Jahre alte Autor verbrachte vier Monate weit entfernt von der Heimat in Zempelburg, das heute auf polnischem Staatsgebiet liegt. Berührend war es für den Autor, als er 38 Jahre danach noch mal an diese Stätten zurückkehrte.

2019 beendete Walter Ullrich als dienstältester Theaterleiter der Republik seine Tätigkeit. Bereits 1958 eröffnete er in einem Kellerraum an der Ecke Plittersdorfer Strasse/Ubierstrasse sein Theater. Erst 1970 zog er mit dem „Kleinen Theater“ in den Stadtpark. Mit diesem bekannten Bad Godesberger Theaterleiter und vielfältigen Schauspieler befasst sich Friedhelm Schulz in einem spannenden Beitrag.

Michael Wenzel erinnert an die Bad Godesberger Institution „Gutenberg“ und schildert die Firmengeschichte von der Druckerei in den 30er Jahren hin zum „Hoflieferanten“ von Büro- und Schreibwaren für Botschaften und viele andere Institutionen der Bonner Republik. Das Traditionsgeschäft wurde leider nach 134 Jahren 2021 aufgegeben und wird von vielen seiner früheren Kunden vermisst.

Josef Schwalb berichtet von einem Spaziergang am Friesdorfer Annaberg, in dem er die alten Wege vom Dorf hoch in den Kottenforst beschreibt.

Wer sich für die Heimatblätter-Bücher interessiert, kann sie bei der Servicestelle der Stadtwerke Bonn, Alte Bahnhofstraße 22a, beziehungsweise bei Bad Godesberg Stadtmarketing am Ria-Maternus-Platz gegenüber dem Bad Godesberger Bahnhof für 10 Euro erwerben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, neben der aktuellen Ausgabe auch ältere Jahrgänge der seit Jahren gut nachgefragten Heimatblätter in der Geschäftsstelle des Heimatvereins kaufen (Augustastraße 82, jeweils dienstags zwischen 15 und 18 Uhr).

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Alfred Schmelzeisen aus Bad Godesberg

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