Wunder geschehen...
Warme Schals unter dem Weihnachtsbaum
Godesberg - Sie waren wie stets gekommen, um eine warme Suppe zu essen. Und gingen
mit der Suppe im Bauch und einem warmem Schal um den Hals. Die
Hungrigen an der Essensausgabe des "Suppenhimmel" am Bad Godesberger
Fronhof waren überrascht und hoch erfreut darüber, dass sie nicht
vergessen sind.
Schon seit Anfang des Jahres ist die ehemalige Gemeindebücherei
umgebaut. Und ist jetzt ein für viele hoch attraktives Restaurant.
Wie im siebten Suppen-Himmel fühlen sie sich, weil sie, die
Hungrigen, ohne Ansehen der Person und ohne - in Deutschland besonders
erwähnenswert - bürokratische Hemmnisse an 6 Tagen der Woche
zwischen 12 Uhr und 14 Uhr gratis ein Spitzenessen erhalten.
Man mag in unseren pekuniär geprägten Zeiten an Wunder glauben. Und
an Beistand von oben. Der Begriff "Suppenhimmel" trifft die
Gemütslage der Gäste schon ganz gut. "Wir haben hier eine Menge
Ehrenamtler", erzählt Tabea Blischke. "Und geben täglich 60 bis 70
Essen aus." Gut drauf ist sie. Und gibt fröhlich einen gefüllten
Teller nach dem nächsten an die Gäste. Unterstützt wird sie von
Mutter Christine. Heute ist Samstag, da gibt es Pasta. Aber auch die
vom Feinsten: 4 Spitzen-Gastronomiebetriebe der Umgegend teilen sich
in die edle Spendentätigkeit: Besonders hervor tut sich die
Godesburg. Abe auch die Insel, das Hotel Dreesen, das Hotel Dreesen in
Verbindung mit Solarworld, Terra Vino und - noch - die Bastei
befördern die Klasse-Aktion. Das Ladenlokal gehört der
Pfarrgemeinde. Alle Ehrenamtler gehören ihr an.
Zu allem Guten gab es jetzt auch noch die Schals: Ins Leben gerufen
und organisiert von Marli Müller, die Ähnliches in Oldenburg gesehen
hatte. Und die Idee nach Bad Godesberg transferiert hatte. "Ist das
nicht klasse", sagte Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke bei
ihrem Besuch. Da wird wohl niemand widersprechen. Dem Noch-Dechanten
und leitendem Pfarrer Wolfgang Picken war es ebenfalls ein Anliegen,
die Schal-Aktion zu belgeiten.
Marli hatte alle Register gezogen, um Strickbegeisterte zum
Schal-Stricken anzuhalten. 100 Schals hat sie zusammen bekommen. Einer
schöner als der andere. Aber vor allem eines ist allen gemeinsam: Sie
wärmen. Nicht nur den Hals. Es wird einem schon auch warm ums Herz,
wenn man sieht, wie rührend und wie selbstverständlich sich die
Godesberger gegenüber ihren Mitbürgern verhalten. Zur Nachahmung
dringend empfohlen.
Obwohl: Marli winkt für das nächste Jahr ab. Zu aufwändig und
mühselig war es in diesem Jahr, Menschen zu finden, die erstens
stricken können und zweitens Zeit finden, Schals zu stricken.
Dennoch: Dieses Weihnachtsfest wird für die Betroffenen etwas
Besonderes sein. Weil ihre Nächsten an sie denken.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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