182 Menschen starben durch die Flut vom 14.Juli 2021 / Einige Menschen von der Ahr die die Flut überlebten aber das Erlebte nicht verkraften konnten brachten sich um
Bewegende Rückblicke aber auch nach vorne schauende Blicke mit dem Ziel der Zuversicht
Von Manfred Görgen
Bad Münstereifel/Ahr/Erftstadt. Die bekannte Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger berichtete jüngst erneut und Live mit dem Titel „Nach der Flut“, mit Feingefühl und Sachkenntnis mit zahlreichen Betroffenen über den jetzigen Stand der Dinge. Unter anderem in einer erneuten vor Ort und damit im Flutgebiet ausgestrahlten Sendung (Beitrag kann in der WDR-Mediathek aufgerufen werden) aus einer zerstörten und sich im Wideraufbau befindenden einst so wunderschönen Stadt Bad Münstereifel.
Berichtete die nicht nur vom Kölner Treff her Fernsehzuschauern bestens bekannte Journalistin von einer Stadt mit Bildern der Verwüstung und der sich immer wiederholenden Frage:
Was haben Erft und Ahr mit ihren zahlreichen kleinen Zuflüssen alles an fürchterlichem für Mensch, deren Gebäude und in der Natur angerichtet?
Bettina Böttinger kam als Kreis Euskirchener Bürgerin und damit sehr nahe am Geschehen, erneut nach Bad Münstereifel um zu zeigen, dass auch nach fast drei Monaten niemand Vergessen ist.
Bettina Böttinger: “Die Ereignisse und Geschehnisse bewegen auch mich so sehr.“
Somit das fürcherliche Hochwasser von Mitte Juli mit fast unbeschreiblicher Katastrophe.
Nur wenige Minuten vor Beginn der Live-Schaltung
Ein kurzer, aber inniger Moment zweier in großer Verantwortung stehenden Frauen. Eine Situation, trotz der innigen Intimität festgehalten mit meiner Kamera. Ein für den Betrachter bewegender, auch für mich emotionaler und Bettina Böttinger Herzergreifender kurzes aber alles sagende Geschehen:
Als sich zwei gerade in den vergangenen fast drei Monaten nach der Flutkatastrophe im besonderen Maße das Leben zu meistern versuchende Frauen sich kurz, aber intensiv in die Augen sahen, dann fest umarmten, eine erneut kurze Zeit innehielten und mit Tränen in den Augen, ohne ein Wort zu sagen, nur so da standen:
Die beiden Verwaltungsfrauen von der Ahr und von der Erft. Altenahrs Verbandsgemeinde Bürgermeisterin Cornelia Weigand und Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian.
Zwei Frauen, die seit vielen Wochen kaum noch von einem „geregelten“ Privat- und Familienleben sprechen können. Sie sind Tag und Nacht nach der Flut nach nun fast 12 Wochen nach dem unvergesslichen 14.Juli beschäftigt. Jetzt standen sich diese beiden Powerfrauen und unermüdlich für das Wohl ihrer Bürger kämpfenden persönlich gegenüber. Und ohne das beide gegenseitig viele Worte verlieren mussten, wussten beide genau, was die ihr Gegenüberstehende gerade dachte:
An das Vorwärtsschauen, Aufrappeln, Weitermachen und in absehbarer Zeit wieder die zerstörten Orte und Städte in neuen und dann noch schöneren Glanz als je zuvor präsentieren zu können. Und dass dies nicht nur von amtlicher und damit Verwaltungsseite zu stemmen ist, wurde an diesem Abend im Verlauf der Live-Sendung in Bad Münstereifel in einem inzwischen vollständig entkernten Outlet Laden mit Bettina Böttinger erneut herausgestellt.
Ohne die inzwischen unzähligen und aus dem In- Ausland angereisten, wie jüngst auch der aus Syrien stammende befragte Mann, ginge so etwas überhaupt nicht. Und auch in dieser zweiten Sendung vor Ort nach der Flutkatastrophe, wurde herausgestellt:
Die Solidarität und Gemeinschaft sind stärker geworden.
Gibt es - endlich wieder und leider zum Teil auch erst nach der Not – das für viele schöne und zum Teil in Vergessenheit geratene „Wir-Gefühl“. Das Miteinander reden, sich austauschen, jedem auch nicht um Hilfe bittenden zu helfen. Oder und trotz noch Corona, sich wie die beiden Bürgermeisterinnen fest in den Armen zu liegen, ohne viele Worte zu verlieren.
Und vor dieser teils auch emotionalen Sendung mit der Botschaft, „Keiner der Betroffenen ist oder wird vergessen“, machte sich Bettina Böttinger über Tag erneut ein Bild über die Situation in der zerstörten Stadt, die bekanntlich nicht weit von ihrem Heimatort im Kreis Euskirchen liegt. Blieb auch der Journalistin und Moderatorin die Zeit, sich wie zahlreiche Helferinnen und Helfer jeden Tag auch, am Fahrzeug mit kostenloser Essensausgabe wenigstens eine „Currywurst bitte“ zu gönnen. Ebenfalls mit den Menschen vor Ort und auf der Straße nicht nur mit dem seit fast drei Monaten hier rackernden und aus Lübeck angereisten früheren Münstereifeler Mark ins Gespräch zu kommen. In der City an der Marktstraße ist jeden Mittag und Abend Zeit, um sich im Schatten des ehemaligen Heino-Rathaus-Cafe zu stärken und auszutauschen.
Auf viele Fragen in ihrer zweiten Sendung zu diesem Thema nach der Flut bekam die Journalistin gute und teils auch immer noch ergreifende Antworten. Aber auch Antworten, die für die Zukunft viel Mut machen sollten. Mit Menschen erneut ins Gespräch kommen, war der nämlich der erneute Leitsatz und sich durch die Sendung ziehende seidene Faden.
„Ein unwahrscheinliches und teils auch schon etwas komisches Gefühl“ auch für Ursula Palm-Zumbe´ aus Bad Münstereifel endlich wieder in ihr eigenes Zuhause zurückkehren zu können. Ehemann Günter Zumbe´ glaubt, dass es in der Stadt inzwischen an einigen Stellen „etwas ruhiger in Bad Münstereifel geworden ist“, weil einige Helfer abgezogen sind. Auf ihr Eigenheim bezogen, jüngst das Ehepaar leider erneut eine nasse Wand entdeckte, die vermeintlich trocken war. Jetzt hatte sich die Feuchtigkeit wieder einen Weg gesucht. Heißt es für den Journalisten, seit vielen Wochen und Monaten bereits Corona bedingt im Home-Office arbeitenden, wieder den Stemmhammer in die Hand zu nehmen, um zu sehen, wo das neue Problem - eins von vielen - liegt.
Aber auch der Betroffene Winzer von der Ahr, der kurz vor Beginn dieser Sendung aus seinem Weinberg gekommen war, nun bei der Live-Sendung von Bettina Böttinger Rede und Antwort stand, hatte erneut einiges zu berichten. Und nichtr nur dieser Weinfachmann zeigte sich bei allem Übel optimistisch für die Zukunft eingestellt. Was sonst könnte man als Außenstehender lapidar argumentieren, wenn es irgendwie vorangehen muss, um überhaupt überleben zu können. Von den Weinbergen aus dem Ahrtal, das Luftlinie gerade mal 16 Kilometer von Bad Münstereifel entfernt liegt.
Wurde auch die Frage gestellt, was aus den Spenden- Millionen geworden ist. Diese Millionen würden an vielen Orten entsprechende Verwendung finden und gerecht verteilt, so Böttinger nach einer ihr vorliegenden vorläufigen Liste.
Um den Job von Altenahrs Verbandsgemeinde- Bürgermeisterin Cornelia Weigand dürfte sich derzeit auch niemand bemühen. Im Gegenteil, nicht nur diese Frau ein wenig bemitleiden. Ähnlich wie Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian.
Wie beide Frauen berichteten, wären unendlich viele Menschen extrem in vielen Bereichen betroffen. Sei man aber inzwischen auch an vielen Stellen an Erft und Ahr mit dem ersten Aufräumen schon sehr weit. Die meisten Häuser mittlerweile entkernt. Würden allerdings immer noch zahlreiche qualifizierte Helfer benötigt.
Es sei „so vieles extrem von der Flut zerstört worden“.
Wurde auch und in die Zukunft schauend erzählt, das sich zwar viele getan habe , sich aber einiges und nun anderes noch tun müsse. Sollte es zum Beispiel vorrangig gelingen, die schlimme Angst aus den Köpfen der Menschen zu bekommen. Bei Menschen, die schon bei einem leichten Regenfall oder das Rauschen von Wasser ein mulmiges Gefühl bekämen. Besonders alte Menschen seien sehr verzweifelt. Hätte die von vielen Seiten einsetzende spontane Hilfe allerdings schon vielen gut getan. Trotzdem jetzt auch einiges Stirnrunzeln und die Frage stellend: Wie geht es weiter in der jetzigen Jahreszeit im Monat Oktober und besonders in den kommenden Monaten, jetzt, wo es dunkler und kälter wird.
Ein guter Zusammenhalt und keiner wird vergessen
Bürgermeisterin Preiser-Marian sagte, das derzeit noch nicht alle Gasleitungen funktionieren. Hofft aber auch sie nicht nur diesbezüglich in drei Wochen ein gutes Stück weiter zu sein.
Wurde über Handwerker Mangel und künftiger Hochwasserschutz gesprochen. Auch, dass natürlich neue Maßnahmen nötig sein werden. Ebenso was die Renaturierung betrifft, weil nach der Jahrhundert-Wasser-Flut festgestellt wurde, das sich an vielen Bereichen das Wasser den alten Verlauf in Bach und Fluss gesucht habe. Somit in ihr ehemaliges Bett zurückgekehrt sind.
Unzählige Menschen haben bislang geholfen, das zählt auch der mittlerweile nicht nur in Flutgebieten, sondern auch in den Medien bekannt gewordene Unternehmer Markus Wipperfürth.
Jüngst dabei aber auch Christian Lethert, ein waschechter und überzeugtes Eifeler und bekannter Galerist aus Köln. So berichtete dieser das bei der Flut auch viel Kultur zerstört wurde. Und auch Galerist und Vereinsmensch Christian Lethert zeigte in der Not Zusammenhalt. Er stellte eigens und nicht nur, eine Benefizveranstaltung in Köln auf die Beine und unterstützt mit immerhin 35 000 Euro eingenommenen Gelder nun die stark zerstörte Galerie von Peter Lethert in der Münstereifeler Werther Straße. Handele es sich auch hier um das freundschaftliche und sich gegenseitige Helfen, denn was beide gemein haben ist die Freude und Leidenschaft an der Kunst und ihren beiden Nachnamen. Sind aber trotzdem nicht miteinander verwandt.
Doch der in Mutscheid (Höhengbeiet von Bad Münstereifel) lebende Christian Lethert beließ es nicht nur bei dieser Benefizveranstaltung mit Versteigerungen von Gemälden und Skulpturen, sondern organsierte in seinem Heimatort auch noch einen großen Konzerttag mit zahlreichen Künstlern. Unter andedrem mit der Kölner Band „Räuber“. Und auch hier ein inzwischen erfreuliches Fazit: 40 000 Euro wurden eingenommen, die je zur Hälfte an die Ahr und nach Bad Münstereifel gingen.
War in der Sendung aber auch von fachkundiger Seite zu hören, dass diese Katastrophe noch andauere. Diese elende Zeit somit noch nicht vorbei sei, sondern man sich erst am Anfang befinde, weil zahlreiche Menschen erst jetzt registrierten, was das an Erlebten alles für jeden einzelnen bedeutete, so ein Notfallseelsorger.
Nach der Flut haben sich an der Ahr aus Verzweiflung
Menschen umgebracht. Viele sind noch immer teumatisiert.
Die Gefahr und das elende Gefühl des Alleingelassen zu sein. Auch die Ohnmacht sogar als speziell Ausgebildeter in solchen Krisensituationen doch manchmal das Gefühl zu haben, nicht überall helfen zu können.
„Man erkennt und lernt aber auch wieviel Menschlichkeit es gibt und was es ausmachen kann,“ so Albis Roebke als Notfallseelsorger.
Norbert Liebing aus Bad Münstereifeler, ehemaliger St. Angela Gymnasiallehrer befragt: „Wir bekommen die Geräusche der Flutwassers und fließenden Wasser nicht mehr aus dem Kopf.“
Ein Starkregen, unglaubliche Wassermengen, die Bäche und Flüsse über die Ufer haben treten lassen. Das langanhaltende Regengebiet und eine bislang eher selten auftretende Situation, die aber durchaus in Zukunft immer öfter auftreten könnte, so ein Experte aus Koblenz. Die Starkregenfälle hätten um 5 Prozent zugenommen. „Wir müssen uns auf diese stärkeren Wassermengen einstellen“, so auch eine Wetterexperte Vogt vom WDR. Ein anderes Denken in sachen Natur werde nötig. Es sollten auch die Steingärten – von manchen auch als „Gärten des Grauens“ bezeichnet, wie bereits anderenorts praktiziert und in Baden Württenberg bereits erfolgreich - verboten werden.
Die Gewerbesteuereinnahmen sei in einigen Bereihen rgelrecht weggebrochen. Sehe es auch schon deshalb, so die Bürgermeisterin, finanziell bei der Stadt Münstereifel ziemlich düster aus. Keine Touristen, kein Fremdenverkehr. "Es wird in der nächster Zeit ein Spagat werden", so Preiser-Marian. Aber auch Zuversicht war herauszuhören. "Als Stadt werden wir mit dafür sorgen, das wir bis spätestens Sommer 22 wieder begehbare Wege haben. Es wird technisch zuvor alles auf den neuesten Stand gebracht."
War auch in der runde der Gäste an diesem Abend zu hören, das man bezüglich dessen was bislang alles passiert ist, man sich "am Ende der Anfangsphase der Bewältgend dieser Krise befindet."
Für viele Menschen beginne in den Köpfen einiges erst jetzt sich real zu begreifen und brauchten diese Menschen nicht nur Entlastung, sondern vor allen Dingen gute und feinfühlige Zuhörer.
Wurde auch in dieser zweiten Sendung deutlich, das zahlreiche Menschen vor allem wieder nach vorne schauen. Wurde erörtert, was seit dem Unglück in den betroffenen Gebieten inzwischen passiert ist. Wo bei der katastrophalen Juli-Flut mehr als 180 Menschen gestorben sind und viele Bewohner/innen über Nacht ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben. Konnte nicht nur Bettina Böttinger festellen, das die Aufräumarbeiten überall gut voran gehen. Wie die Betroffenen das Unglück verarbeiten und wie sich auf Herbst und Winter vorbereiten.
Unter anderem mit dabei waren auch jüngst wieder Menschen, die schon in der ersten WDR-Sondersendung am 22.Juli in Bad Münstereifel über das schreckliche und zahlreiche Menschen traumatisierte und zuvor so unermesslich erlebtes berichtet haben: So unter anderem Winzer Lukas Sermann, dessen Weingut weitgehend zerstört wurde, das Bad Münstereifeler Ehepaar Günter und Ursula Palm-Zumbé, das in der Nacht von den Fluten der Erft in ihrem Haus überrascht wurde. Die Goldschmiedin und ihr Mann, Redaktionsleiter der Euskirchener Lokalausgaben des Kölner Stadt-Anzeigers und Kölnischen Rundschau. Sie wohnten bis dahin, wie tausende andere Menschen auch - entlang des Erftflußes, in ihren doch bis zum Tag der verheerenden und sich über alles hinwegspülenden Flut vermeintlich von allem Gefahren geschützt, in ihrem „sicheren“ Haus. Glaubten auch sie wie die meisten Menschen, dass es „ja nur den ganzen Tag geregnet hat“. Eben bis zu diesem Zeitpunkt, wo die Wassermassen nicht nur die Orchheimer- und Werther Straße fluteten, sondern unter anderem auch große Teile der Marktstraße. Während das ehemalige Heino Rathaus-Cafe am oberen Teil der Markstraße in der Nähe der Heisterbacher Straße mit seinem nun als Outlet-Stores genutzten Gebäude überwiegend verschont blieb, wurden die Gebäude ab den Roten Rathaus links und rechts abwärts verdammt stark in Mitleidenschaft gezogen.
Wurde auch jüngst wiederholt Menschen herausgestellt wie Bauunternehmer Markus Wipperfürth aus Elsdorf, der als Privatmann direkt nach dem Unglück schnell und unbürokratisch Hilfe organisiert hat. Standen außerdem verantwortliche aus Politik gerne Rede und Antwort: Somit nicht nur die beiden Bürgermeisterinnen Sabine Preiser-Marian und Cornelia Weigand, sondern auch die nordrhein-westfälische Kommunal- und Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU). Sie erklärte, wie das Land staatliche Unterstützung organisiert, wo es bei der Bearbeitung der Hilfsanträge hakt. Als örtlicher Politiker und selbst mit von der Flut betroffener kam auch Martin Mehrens zu Wort. Berichtete er nicht nur von den vielfältigen Arbeiten, von der Solidariat durch den Unternehmer Marc Brucherseifer, von seiner sich beim Aufräumen zugezogenen schlimmen Beinverletztung, sondern insbesondere von Helfern. Davon ein Trupp, der bereits zum widerholten Mal anreiste. Die alle bis fast zum Umfallen mit anpackten , somit halfen wo sie konnten und es inzischen zu starken Freundschaften untereinander gekommen sei, so Mehrens. Das wie in zahlreichen Orten auch an diesem Beispiel im Doppeldorf Arloff-Kirspenich. Die WDR-Live-Sendung wurde aus einem entkernten Bekleidungs-Geschäft in der historischen, schwer betroffenen Altstadt von Bad Münstereifel gesendet und wäre es wünschenwert, wenn es nicht die Letzte Sendung dieser Art mit Bettina Böttinger vor Ort war. mg/mag/ MaGö/ Text und Fotos Copyright Pressebüro MaGö
LeserReporter/in:Manfred Görgen aus Bad Münstereifel |
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