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200 Jahre altes Wegekreuz der „sieben Jungfrauen“
Dörfervereinsvorsitzender recherchierte lange und erfolgreich

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Dank Dörfer-Gemeinschafts-Vorsitzenden Rainer Hilberath aus Scheuren
konnte das Rätsel eines sehr alten steinernen Wegekreuzes gelöst werden

Von Manfred Görgen

Bad Münstereifel-Houverath/Scheuren. Verdammt lange schlummerte das Geheimnis um das vermutlich noch einzige übriggebliebene Wegekreuz (die anderen waren aus Holz) mit dieser Geschichte im Dunkeln.

Zwar fahren täglich viele hundert Verkehrsteilnehmer/innen, die die Landstraße 113 zwischen Scheuren und Houverath nutzen, an diesem steinernen Kreuz vorbei, macht sich vermutlich aber niemand Gedanken darüber, was es mit diesem Kreuz und an dieser verkehrsreichen Stelle wohl auf sich hat.

Darum gingen vor geraumer Zeit Mitarbeiter des Landestraßenamtes NRW hin und wurden (wie von dieser Zeitung berichtet), wegen der Verkehrssicherheit aktiv. Hefteten an dieses Kreuz ein ausführlich beschriftetes DIN A 4 Blatt an mögliche „Kümmerer“ gerichtet. Ging es in diesem Schreiben somit nicht nur um den Standort und die Sicherheit, sondern insbesondere um die Sicherheit der dort täglich und teils mit hoher Geschwindigkeit und mehr als zulässig, verbeidonnernden Verkehrsteilnehmer/innen. Damit um das Allgemeinwohl der Autofahrer und Co.

Und als auch Rainer Hilberath aus Scheuren von diesem „Kümmerer“ Plakat am Steinkreuz und freundlichen Aufruf erfahren hatte, wurde auch er aktiv.

Als er einen ersten Bericht in dieser Zeitung gelesen hatte, „wurde auch ich natürlich neugierig und aktiv“. Hilberath:“ In der Zwischenzeit habe ich die Gelegenheit genutzt und nicht nur mit Mitgliedern des Kirchenvorstandes in Houverath, zu denen die Dörfer Lanzerath, Eichen, Maulbach, Scheuren, Wald Limbach und eben Houverath zählen, des Dörfervereins und mit jüngeren aber hauptsächlich älteren Bewohnern über das Thema altes Wegekreuz und anderes diskutiert.“

Und der emsige Vorsitzender des Dörfervereins Thürne, bekam dann doch relativ zügig heraus, dass es sich bei diesem in die Schlagzeilen geratene steinerne Wegkreuz um „Ässesch Kreuz“ (Essers) handelt. So jedenfalls der althergebrachte Dorfname für das Kreuz.

Wurde viel nun darüber debattiert und geklönt. Und schnell der einhellige Tenor: „…das Kreuz wegmachen, das geht gar nicht…“.

Nach den umfangreichen Recherchen, steht das Kreuz in der Nähe von zwei Weihern, nicht unweit des Houverather Baches und stämmigen Pappeln, wohl schon fast 200 Jahre „wenn nicht sogar mehr“ an dieser, beziehungsweise unmittelbarer Stelle.

Nicht exakt an gleicher Stelle, denn um das Jahr 2000 wurde das Kreuz gleich zweimal beschädigt. Einmal wurde es zum Leidwesen nicht nur gläubiger Christen, Opfer von Vandalismus. Ein zweites Mal durch einen Verkehrsunfall so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass zuerst nicht mehr an einen Wideraufbau zu denken gewagt wurde. Bei diesem Unfall der Unfallverursacher allerdings wegen Fahrerflucht nie ermittelt wurde.

Auf Wunsch der damals zuständigen Straßenbauverwaltung des Landschaftsverbandes Rheinland („..oder war das schon Straßen NRW“, 2000 wurde umorganisiert, wurde das zwischenzeitlich dann liebevoll und mit viel Schweißarbeit restaurierte Kreuz wenige Meter von der Straße weg wieder neu aufgestellt. Der heutige Standort entspricht also exakt dem seinerzeitigen Vorschlag des Straßenbehörde.

Wie sich Rainer Hilberath erinnert, habe 2002 die Bezirksregierung Köln, Denkmalschutz, Dezernat 35.4, mit einer Frau Belz, sich intensiv und gemeinsam mit der Behörde Straßen NRW, mit Experten vom Denkmalschutz und auch des Öfteren mit seiner Familie, um die Reparatur und fachgerechte Instandsetzung gekümmert. Und wie Rainer Hilberath bei seinen weiteren Recherchen in Erfahrung bringen konnte, wurden Abbau, Steinmetzarbeiten, Zwischenlagerung beim Straßenbau „meines Erachtens immer konstruktiv zwischen Denkmalschutz, Bezirksregierung und Straßenbauverwaltung abgestimmt und erledigt.“
„Über die historischen Hintergründe weiß ich leider viel zu wenig.“ Die Stifter des Kreuzes waren wohl Rainer Hilberaths Ur-Ur-Ur-Großeltern/-tanten. Familie Esser und Schäfer, daher auch der Name des Kreuzes im Volksmund von sehr älteren Einheimischen. Und auch das ließ Hilberath nicht auf sich beruhen. „Von der Stifterin Gertrud Schäfer habe ich noch einen interessanten Rechnungsbeleg aus dem Jahre 1824 in meinen Unterlagen gefunden“. (siehe Anlage).

Die Kreuze der sieben Jungfrauen

Bis in die 1970er Jahre hatte das Kreuz auch eine gewichtige Funktion im religiös dörflichen Brauchtum inne. Es war das siebte und letzte Kreuz, nicht aus Holz wie die vorigen sechs, sondern aus Stein.
Bei jedem Sterbefall im Dorf Scheuren, so die Überlieferung, wurde ein Tag vor dem Begräbnis, durch eine kleine Gruppe „unverheirateter Mädchen und Frauen“, daher auch die althergebrachte Bezeichnung, „Kreuz der sieben Jungfrauen“ in einer kleinen Prozession an allen Kreuzen der Rosenkranz gebetet. Nach dem letzten Rosenkranzgesetz am letzten Kreuz, dem aus Stein, ging es dann zurück zum Sterbehaus. Dort wurde allen Teilnehmerinnen der kleinen Prozession ein Stück Kuchen gereicht. Ähnliches christliches Brauchtum wurde auch so in den anderen der insgesamt sieben Dörfer im Höhengebiet mit jeweils sieben noch unverheirateten (sollten alle noch Jungfrauen sein, was vom Alter der Mädels her nahe lag) rund um Houverath mit seiner Pfarrkirche St. Thomas (Eifeldom) zelebriert.

Rainer Hilberath sucht weiter, um das Geheimnis des Steinernen Wegekreuzes komplett lösen zu können. Sieht auch er sich nun mit seinen Vereinsmitgliedern in der traditionellen Pflicht, gemeinsam als „Kümmerer“ zu kümmern. Versucht er auch erneut bei der Bezirksregierung einen Ansprechpartner zu finden. „Sicher gibt es dort auch weiterführende Informationen zum Steinkreuz“. Copyright Pressebüro MaGö co Manfred Görgen, mg

LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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