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Die unvorstellbaren Wassermassen verschonten nicht einmal zahlreiche und nun verwüstete Friedhofsgräber
Dr. Müller ließ es sich trotz "gesperrt" Hinweis nicht nehmen seinen vor kurzem mit erst 30 Jahren verstorbenen Sohn zu besuchen

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Trotz inzwischen für Nichtbefugte notdürftig abgesperrter Bad Münstereifeler Friedhof, gehen immer wieder Betroffene trotzdem zu den Gräbern ihrer Angehörigen und suchen - teils derzeit noch leider vergeblich - nach den Gräbern ihrer Verstorbenen / Bundeswehr rückte mit schwerem Gerät an

Von Manfred Görgen

Bad Münstereifel. Trotz Flatterband und an einigen Stellen von der Stadt aufgestellte Schilder „Betreten wegen Unfallgefahr untersagt“, kommen trotzdem immer wieder Menschen vorsichtigen Schrittes und gesenkten Häuptern zum Friedhof. Zu den Grabsstätten, um Ausschau nach den vormals meist schön gepflegten Ruhestätten ihren Verstorbenen Angehörigen zu halten.

Teils gleicht der vormals sonst so idyllische Friedhof auch nach über zwei Wochen nach der Flut inzwischen nur noch einem Trümmerfeld. Einfach auch das nur unfassbar und bewegend dieser jetzige Zustand.

Erst kürzlich rollten sehr früh morgens und bewusst unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um unnötige Emotionen zu vermeiden, Bundeswehrangehörige mit schwerem Gerät an, um den größten dort angeschwemmten Schutt bergeweise zu beseitigen und anderweitig gesichert zu deponieren.

Nicht nur Heino und Hannelore, dessen Grab von Tochter Petra Bell stark und das seiner Schwiegermutter Johanna Auer stark in mitleidenschaft gezogen wurde, blieb von der Flutkatastrophe verschont. Zeigten beide sich von ersten übermittelten Bilder geschockt. Gelte es jetzt aber auch, sich vorrangig um die Lebenden zum kümmern, deren ganze Existenzen zunichte gemacht worden seien, so auch Hannelore, beim telefonischen Kontakt.

Auch der junge Mann und einstige Filmemacher aus dem unweit des Friedhof gelegenen Hotel Brenzing jüngst erschüttert, als er nach dem Grab seiner Oma schauen wollte und es nicht mehr so vorfand wie es einmal gepflegt ausgesehen hat.

Vom Friedhof kommend und nun vorschriftsgemäß hinter dem Flatterband stehend, zeigte er in eine bestimmte Richtung wo fast alles brach lag und sagte er nur mit trockener Stimme: „Hier muss es gewesen sein,“ um sein schockierendes Gesehene wenig später an seine Mutter weiterzugeben.

Nicht anders auch der mit inzwischen stolzen 82 Jahren agile und immer noch unermüdlich, "gerade jetzt erst recht, wo mich die Patienten händeringend brauchen“, immer noch mit Leidenschaft wie vor 50 Jahren praktizierende Arzt Dr. Müller (Vater von Bad Münstereifels stellvertretenden Bürgermeister und Zahnarzt Ludger Müller).

Auch er machte sich wie einige andere auch, auf den Weg zum Grab seiner Sohnes, den er erst von wenigen Wochen mit erst 30 Jahren die vermeintlich letzte Ruhe gewähren musste.

Das Grab seines Sohnes ist von der Flut allerdings nicht so schwer beschädigt worden wie viele andere. Andere Gräber links und rechts total verwüstet und kaum als solches mehr zu erkennen.

Peter Lanzerath, Chef des städtischen Bauhofes und Friedhofamtes, fassungslos und erschüttert vom Zustand versuchte sich jüngst einen ersten Überblick über das Ausmaß auf dem Friedhof zu verschaffen und machte zahlreiche Fotos von den Gräbern.

Beim ersten Mal noch vergeblich, weil kaum ein Überblick zu bekommen. Erst das vorhandene Kartenmaterial der Stadt Bad Münstereifel wird zeigen, wo einst die Gräber, die total überschwemmt und teils wegspülten Oberflächen sind.

Mit dem bloßen Auge ist das derzeit teilweise nicht mehr möglich. Darum bittet Peter Lanzerath eindringlich auch bei allem Verständnis der um einen Menschen trauernden:

"Die Menschen, die um ihre Verstorbenen Angehörigen trauern, bitte wirklich derzeit nicht auf den Friedhof kommen." 

„Nicht nur wegen der gravierenden und immer noch bestehenden Unfallgefahr, sondern auch um sich diese wirklich teils schlimmen Anblicke der Zerstörung durch das Wasser vorerst zu ersparen."

Als auch Dr. Müller das Grab trotz Absperrung seines jüngst erst verstorbenen Sohnes besuchte ("das lasse ich mir in meiner jetzigen Trauer von keinem nehmen“), saßen auf der Treppe unter der großen Brücke in unmittelbarer Nähe drei junge Mädchen. Sie stammen aus Syrien und Irak.

Auch sie sahen traurig von ihrem Standpunkt aus direkt auf den Friedhof.

Boten spontan ihre Hilfe beim Aufräumen auf dem Friedhof an.

Eine seit ein paar Jahren in Deutschland nach der Flucht aus ihrer Heimat nun in Bad Münstereifel lebende 11Jährige :“Das hier sieht wirklich schlimm und schrecklich aus. Aber bei uns zu Hause war es noch viel schlimmer, daher sind wir solche Bilder und Anblicke gewohnt.“

Das schöne und bewundernswerte an diesen jungen Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren:

Dass sie in den vergangenen Tagen nach der Flut schon in zahlreichen Häusern mitgeholfen haben nicht nur Schutt herauszutragen, sondern auch geputzt haben.

Alle Achtung auch vor diesen Mädels, bei denen ich trotz gemachten Fotos deren Bitte nun respektiere, sie nun doch nicht namentlich und bildlich in die Zeitung zu bringen.

„Für uns als junge Menschen ist das doch eine Selbstverständlichkeit zu helfen, wo es geht und für uns möglich ist.“

Und weiter: „Deutschland hat uns in der großen Not mit unseren Eltern aufgenommen. Ist Bad Münstereifel unsere schöne neue Heimat geworden, wo wir uns trotz allen nun widrigen Umständen sehr wohl fühlen und gut geht,“ so die drei hier zur Realschule gehenden.

Und auch Karl-Olaf Bergmann von den "Legionäre Christi", sah sich kürzlich in der zerstörten Stadt um. 

"Ich sah in Bad Münstereifel mit eigenen Augen das gewaltige Ausmaß der Flutkatastrophe. Für tausende Menschen brachte das Unwetter größte Not. Und mitten zwischen den Trümmern, dem Schlamm und meterhoch aufgetürmten Unrat sah ich überall Menschen, Alt und Jung, die anpackten und sich halfen. Not und Fülle liegen oft nah beieinander: Auf schier unermessliche Not und Zerstörung folgte in diesen Tagen fast grenzenlose Hilfe und Solidarität. So stelle ich mir auch Gott vor: Mit seiner unendlichen Liebe will er uns Menschen immer nahe sein."

Alle Fotos und Text Manfred Görgen

LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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