Kunst im Eicherscheider Flutkeller
Ein besonderes Porträt über den Eicherscheider Maler Hermann-Josef Gemünd bis hin zu Freddy Quinn

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Die Nacht der Flutkatastrophe vom 14. Auf 15. Juli 2021 wird auch der Familie Gemünd für immer mit Schrecken und oft der Verzweiflung nahe, in ewiger und trauriger Erinnerung bleiben

Ein Sohn der Familie mit Hermann-Josef Gemünd verarbeitet seine Eindrücke, Erlebnisse und Erinnerungen mit seiner von Jugend an Liebe zur Malerei / In wenigen Tagen erstmal für die Öffentlichkeit öffnenden und zugänglichen „Kunst im Flutkeller“ in Eicherscheid

Vater Peter Gemünd ein leidenschaftlicher Verehrer des Sängers Freddy Quinn, singt dessen Lieder die fast wie das Original klingen / Freddy Quinn- 1972 live in Köln: Auftritt von Hermann-Josef Gemünd (7 Jahre) mit Freddy Quinn in der Kölner Sporthalle im Jahr 1972. Dazu spielte die Band Ambros Seelos. Gesungen wurde das Lied: Weißt du, wieviel Sternlein stehen?

Von Manfred Görgen

Bad Münstereifel-Eicherscheid. „Kunst im Flutkeller“ – Ein großes und sicherlich auch etwas aus dem üblichen Rahmen fallendes Porträt über des in vielerlei Hinsicht durchaus außergewöhnlichen und besonderen Backwarenfahrers und Künstlers. Einem oft leidenden, dennoch postitiv denkenden und leidenschaftlichen Malers Hermann-Josef Gemünd.

Ein Mann, der am Wochenende nicht nur den Eicherscheider Bürger und Bürgerinnen wortwörtlich „tiefe“ Einblicke in seine künstlerische Vielfalt gewähren wird.

Um allerdings in die nach der Flut vor drei Jahren entstandene Ausstellungsräume mit Titel „Kunst im Flutkeller“ zu gelangen, muss man schon einige Treppenstufen in die Tiefe gehen. Gelangt dann aber in die inzwischen nicht mehr wiederzuerkennenden Flutkellerräume mit Kunstwerken bespickten Räume.

Der Gang, um in die völlig entrümpelten und inzwischen neu gestalteten Kellerräume der einstigen Bäckerei und Konditorei Gemünd-Roder zu gelangen, lohnt sich. Hermann Josef Gemünd: „Mein Dank gilt denen, die dieses Event mit Kunst im Flutkeller für mich möglich gemacht haben. Danke auch denjenigen, die mich auf meinem malerischen Weg wie auch immer und bis heute begleitet haben.“

Der Maler rechnet auf der Vernissage mit reichlich Besuchern

Einige seiner Arbeiten nennen sich „Habitat.“ Das waren in der Vergangenheit vornehmlich Burgen, die ihren Bewohnern als Schutzbehausungen dienten. Sich manche wünschen, sie würden heute noch als solche existieren. Gemünd spricht im Interview vom „ewigen Kreislauf von Krieg und Gewalt.“ Neben Darstellungen von Schönheit, „ist es für mich neben sehr linearen und gespachtelten Bilder Aufgabe der Kunst, auch politische Aspekte aufzugreifen, um gegen Krieg und Gewalt aufzubegehren.“ Trotzdem ist Maler Gemünd fest davon überzeugt, dass es auch so großartige Gemälde wie Piccaso´s Guernica nicht geschafft haben dem Pazifismus zum Durchbruch zu verhelfen. „Frieden und Freundlichkeiten benötigen die Menschen aber auch in den kleineren Parzellen der Gesellschaft, im alltäglichen Miteinander und in Familien“, so Hermann Josef Gemünd.

Die Nacht der über tausende Menshen hereinstürzenden Flut

Der Eicherscheider Hermann-Josef Gemünd, einst mit im Familienbetrieb nicht nur als Brotwagenfahrer und berufener Künstler:“ Das war für meine Eltern und unsere gesamte Familie noch lange nach der schrecklichen und auch über uns hereinbrechenden Flutmassen jeden neuen Tag wie ein böser Albtraum.“ Einer Flut, die für unmögliches geglaubte an Zerstörungen verursachte und in Eicherscheid den Tod einer Frau verursachte. 

Ein großes und über die viele Jahrzehnte über die Region hinaus bekanntes Traditionsunternehmen.

Zuletzt bis nach der hereinbrechenden zerstörenden Flut auch für die Inhaber Peter und Anita Gemünd und ihren Söhnen. Deren Existenz wurde mit einem Schlag durch die brachiale Zerstörungsgewalt der Wassermassen und was durch die Flut mit durch den Druck nicht aushaltenden und berstenden Schaufenster der Geschäfte strömte, brutal vernichtet.

Noch am Abend der Flut hatte Mutter Anita Gemünd ihren sich zu dieser Zeit in Rheinbreitbach bei seiner langjährigen Freundin Ulla aufhaltenden Sohn Hermann-Josef noch mehrmals angerufen und flehend gebeten: „Bitte bleib, wo du jetzt und hoffentlich in Sicherheit bist.“ Diesen Rat ist Hermann Josef Gemünd gottseidank gefolgt und entdeckte erst zu einem späteren Zeitpunkt bei der Heimkehr auf vielen Umwegen die Bescherung.

Seine Wohnung im 1. Stock war von der Flut verschont geblieben. Ebenfalls, aber eingeschlossen, die im zweiten Stock lebenden Eltern. Für die gab es aber erst sehr spät ein Herauskommen aus dem von der Flut eingenommenen Haus. Stand in den Kellerräumen die braune Brühe über zwei Meter hoch, verschaffte die sich im Parterre-Bereich kurz darauf noch das unaufhörlich fließende Wasser bis über einen Meter.

Die Kellerräume stellen zumindest für Künstler Hermann Josef Gemünd einen neuen Anfang dar. Für ihn gilt es „nach vorne schauen, wenn gleich meine Bilder auch viele Seelenlandschaften sind.“

Der Abstieg in den Keller zur vielfältigen Kunst lohnt sich und dürften die Besucher in Kürze anlässlich der Vernissage am 3. August ab 15 Uhr im positiven Sinne stark überrascht sein.

Künstlernaturen leben in der Regel nicht geregelt. Somit gestaltet sich gelegentlich deren Lebensunterhalt oft als das eigentliche Abenteuer. So und anders, formuliert es der bekannte Künstler Dieter Laue aus Köln, der versucht ein „künstlerisches und lebensidentisches“ Porträt über den Eicherscheider Hermann-Josef Gemünd darzustellen. Eine Art Laudatio und mehr über einen Mann, der einst seine „Brötchen“ unter anderem mit dem Ausfahren der hinlänglich bekannten Backwaren der Familie Gemünd verdiente. Besser bekannt als Bäckerei Rodert mit ihren damaligen zig Filialen.

Vermutlich auch, weil in den Augen einiger die Kunst als „brotlose“ betrachtet wurde.

Regelrecht den Garaus machte vor drei Jahren die schreckliche Flut, die nicht nur sämtliche Geschäftsräume der Familie gegenüber der Kirche St. Brictius, sondern auch die komplette Bäckerei und das angegliederte Lebensmittelgeschäft an der Bitburger Straße 8 und an der Kohlstrasse 1 völlig zerstörte.

An einen kompletten Wiederaufbau ist bis heute seitens der Familie nicht mehr zu denken. Hat die Flutnacht bei der Familie Gemünd nicht nur materielle Spuren, sondern gravierende seelische hinterlassen. Auf einen Schlag hatte sich auch das Leben dieser einst so erfolgreichen Geschäftsfamilie mit sehr langer Tradition im Bäckerhandwerk und zahlreichen Verkaufsläden völlig verändert. Alle Betroffenen lange Zeit der Verzweiflung und Resignation nahe.

Versucht auch Hermann-Josef Gemünd unter anderem die Flut vor drei Jahren zu verarbeiten. Aus innerer Berufung mit Kunst. Und was würde sich dabei besser eignen, als ein „Atelier im Flutkeller“ einzurichten.

Wird es nun erstmals diese besondere und so vermutlich noch nie dagewesene Vernissage der besonderen Art mit zahlreich geladenen Freuden und Gästen geben. Sind die Bilder, „authentische Spiegelbilder meines Lebensweges.“ Die Ausstellungseröffnung und von August bis September andauernde, nach langer künstlerisches Schaffenszeit erst die zweite im Leben des Hermann-Josef Gemünd sein. Gab es am 1.Mai 2001 lediglich eine analoge Ausstellung im Haus des Gastes in Bad Münstereifel. Hielt Freund Heino Körperich damals eine lobende Rede bezüglich der Werke Gemünds.

Im "Flutkeller" zu sehen sein werden unter anderem sorgfältig komponierte Themen zu zeitgenössischer Malerei und Grafikdesign seit Ende 1992 bis heute. Gibt es einen Ordner „Zeichnungen“, der Graphitstudien beinhaltet, die kurz vor und während des Studiums entstanden sind.

Hermann-Josef Gemünd wurde 1964 in Euskirchen geboren. Im Anschluss an Abitur 1983 absolvierte er zunächst eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann. Nach der Ausbildung in der elterlichen Bäckerei- und Lebensmittelbetrieb, arbeitete er ein Jahr in Berlin als Praktikant bei der Firma EDEKA Süssbier und nahm anschließend seinen festen Arbeitsplatz bis 1991 Zuhause ein. Folgte ein Studium im Fach Grafikdesign an der FH Aachen. Im April 1994 kehrte Gemünd allerdings wieder in den heimischen Betrieb zurück, um dort einen Platz als Brotwagenfahrer einzunehmen. Kurz vor und nach dem Studium entstanden einige Freihandbleistiftzeichnungen. Es erschienen die ersten Pastellkreidebilder, sowohl auf grauem und auf farbigem Tonpapier.

Die „Kosovo“-Kreidezeichnungen sind als Protest „gegen Krieg, Gewalt und Willkür“. Ein „Millennium"-Bild transportiert die Emotionen des Künstlers zur Jahrtausendwende mittels Kreide- und Acrylelementen. Am Herzen liegen dem Künstler auch Kreidezeichnungen, die 1998 im Kloster Hardehausen entstanden sind „und mir sehr viel bedeuten.“ Manche Bilder, die speziell mit dem Thema „Wald“ in Verbindung stehen, offenbaren eine spezielle, kunstvolle Zweihandtechnik, die der Eicherscheider im Atelier bei Dieter Laue (Redner bei der anstehenden Vernissage) praktizierte. Erst ab 2001 kommen meist Farbpigmente zur Anwendung. Bei dieser Technik spielt ein mit Wasser verdünntes Malmittel eine entscheidende Rolle, das mit unterschiedlichen Pigmenten angerührt mit dem Pinsel auf den Bildträger aufgebracht wird.

Den Malereien gesellen sich noch einige Fotografien hinzu, die im Höhengebiet von Bad Münstereifel entstanden sind. Manche Inspiration vermittelt die oftmals wild anmutende Eifellandschaft, wie es Heino Körperich einmal ausgedrückt hat.

Mail-Adresse: hjg-lineart@t-online.de. / Telefon: 02253 6365. - mobil: 0151 23141689.

Hermann-Josef Gemünd schon familienbedingte Berufung galt lange Zeit dem allmorgendlichen Chauffieren des Brotbusses der Bäckerei Rodert, um die umliegenden Dörfer der Region mit Lebensnotwendigem zu versorgen. Sein Abenteuer ist blieb stets die Kunst. Egal ob nun Disternich und Sievernich im Raum Düren, die Dörfer Rupperath, Houverath und Ohlerath, um nur einige zu nennen und zur Stadt Bad Münstereifel zählend, oder auch Kalenborn die Stationen. Und ganz gleich, ob er das Gebiet mit dem Brotwagen abfuhr, oder in abenteuerlicher Absicht die Wälder nach Pilzen durchstreifte, er kannte und kennt sich aus. Wusste schon damals die genießbaren von den giftigen zu unterscheiden und auch die Kniffe, wie man die Grenzfälle zwischen beiden zubereiten muss, um sie unter die Genießbaren zählen zu können. Gleiches galt auch für die Kunden am Brotwagen. Hermann Josef Gemünd erledigte Gefälligkeiten, suchte das Gespräch, allerdings war die Rede von Kunst dabei eher selten Thema.

Messdiener ist er gewesen, sogar Küster, das sind familiäre Prägungen und auch Lebensstrategien in einem für einen Künstlerischen Menschen nicht maßgeschneiderten Umraum und das Ausbalancieren seines Ichs mit dem Sozialen gegen Austrocknung oder Überflutung und der Wald als der in unserer Kultur dafür altbewährte Fluchtraum.

Kennengelernt haben sich der Eicherscheider und der Kölner Künstler Dieter Laue vor 30 Jahren im Kloster Hardehausen. Gemünd dort ein Malseminar besuchte und zuvor von einem Praktikum in Berlin mit Schulung im „professionellen Aufbau von Gemüsetheken“ zurückkam. Der Kölner Freund und Künstler Dieter Laue: „Ich denke ihn mir als einen Virtuosen der Gemüsetheke, mit einem sensiblen Ausbalancieren von Heimischem wie Exotischem, ein Potpourri, das angelegt ist und ihm seine sensible Gestaltung ermöglicht.“

Das Atelier und die Malschule des Kölner Künstlers waren zu dieser Zeit noch im Hof in einer alten Fabrik in Köln-Ehrenfeld gelegen. Und die Designerinnen von einer Werbeagentur gegenüber, die guten Einblick durch die riesigen Fenster hatten, kommentierten unter anderem, „der Weltraummaler“ sei wieder da gewesen.

Der Weltraum eine weitere Sphäre, in der sich Hermann Josef Gemünd zu Hause fühlt. Die Kunst von Hermann Josef Gemünd wird von Dieter Laue eher formal und inhaltlich weit entfernt und von einer Ästhetik, mit der er in diesem Umraum wenig Mitschwingen oder gar Begreifen gefunden haben dürfte, bezeichnet. Sind die Bilder der Ausstellung als facettenreich, heterogen, bunt zu bezeichnen. Und der Keller, der vor der Flut dem Einlagern von Mehlvorräten und zahlreichen anderen Dingen diente, zeigt eine Malerei, die von erkennbaren Porträts bis hin zu den abstrakten Zeichen rhythmischer Partituren reicht. So jedenfalls sieht es der Kölner Maler und Freund Dieter Laue.

Mal stark farbig, dann wieder von fein ausgewogenen, subtilen Valeurs und immer von anmutigen und nicht unbedingt Inhalte bezeichnenden Konturen durchzogen. Linien, die sich als ein Hauptelement dieser Malerei behaupten. So heißt die Website des Künstlers nicht umsonst "HJG lineart". Linien, die aus zwei Ströme zusammenfließen: das Authentische seines Empfindens und die Autonomie eines Wollens, das die Eigenart einer Persönlichkeit sichtbar machen. Linien jenseits des Rausches der Farbe und des Fabulierens von Träumereien, entschiedene Orientierungslinien und auch Schlussstriche.

Die Familienbäckerei, ein Lebensraum, dem mit der Flut von 2021 regelrecht der Boden unter den Füssen fortgespült worden ist. Auf der Suche nach der gewesenen Zeit bleiben die gemalten Bilder. Ein Destillat des Gewesenen als auch von etwas Aktuellem, das noch Früchte tragen will. Und so erwartet die Besucher/innen in Kürze ein „visuelles Erlebnis“.

Wenn aus Gewohnheiten und dem Tageslicht Schritt für Schritt, die Hand am Stahlgeländer, von ersten Bildtafeln im Flur wie Anklänge einer Musik angezogen, in diese Katakomben hinabsteigen und sich ein Einblick in eine so nie gesehene Ausstellungslandschaft öffnet.

Als erstes das „Anbranden einer Farbigkeit“, mit der Gemünds Bilder sich gegen das schorfige Grau-Weiß der Kellerwand wehren. „Mit einem Farbauftrag, der dem Willen und der Wucht von Hammer und Meißel auf dem Beton durchaus verwandt und sich so nur zu gerne mit der grau-weiße Vitalität des Betons vereinigen würden.“ Und so entsteht diese Ausstellung als ein Environment: ein Gesamtkunstwerk, das sich beim Hinabsteigen in den Flutkeller öffnet. Unwirklich wie eine Druse, wie eine Kammer aus Bergkristall oder Amethyst im Kellergestein. Bilder des Gegenständlichen, der lyrischen Abstraktion, die an Musikalische anklingt. Zeichen eines Menetekel, das einem inneren Diktat folgend Botschaften in Lettern niederschreibt. Deren dessen Anmut aber auch der jeweils eigenen Deutung fordernd und die doch nicht lesbar sind. Somit teils Bildschrift, teils Zeichen einer animistischen Kultur, das prähistorisch Monumentale darstellen. Wie mittelamerikanische Kulturen, teils Idol, teils reine Abstraktion, teils Signum und unzählige Male überschriebene Lettern auf der Wand des Mehl-Kellers.

Ein dem Tageslicht fremder Raum, einer Sphäre, in dem alles Form annehmen kann, passend für den Maler Hermann-Josef Gemünd, bei dem das Malen vornehmlich in der Nacht stattfindet. „Zeugungsakte lieben das Dunkel, so wie Kinder, die ihre Eigenart darstellen möchten, Decken über einen Tisch hängen, um einen Raum im Raum zu erschaffen, in dem all das sein können, was sie sonst auch noch sind.“ Jenes Kind, das wir alle sind und das nach Pablo Picasso wie alle Kinder ein Künstler ist. Das Schwierige ist wohl für so manchen sich darin selbst zu erkennenden Zeitgenossen, es als Erwachsener zu bleiben. mg

PS. Noch einige Anmerkungen, die bei den Gesprächsaufzeichnungen in der Wohnung von Hermann-Josef Gemünd ebenfalls zur Sprache kamen:

Dass, der heute 60Jährige mit künstlerischen Anwandlungen schon in der Schulzeit zu tun hatte. Dies mit steten Bestnoten insbesondere im Fach „Kunst“. Mit Einstieg in den Familienbetrieb die Kunst etwas in den Hintergrund trat, die bunten Gemüsetheken faszinierten, später das Studium im Grafikdesign folgte, um sich dann in eine eigene Kunstrichtung zu begeben. Dank auch dem Kölner Maler Dieter Laue mit dessen großen Malhistorie im europäischen Raum. Er war auch Mentor und hat sich Gemünds Malerei daraus entwickelt. Die Kunst und Stilrichtung eine Art Neologismus mit starken Farbakkorden. Findet es Gemünd für sich persönlich als zu hoch gestochen und hat seine eigene Linie gefunden. Kann er damit „spielen“ bis hin zu Schriftstücken kombinieren und eine Authentizität entwickeln. Überwiegend mit Maltechnik in Acryl, weil besser zu steuern. Kunst als Schwerpunkt für sich als des Lebens auserkoren. Für ihn das Geistige dem Materiellen überlegen ist. „Der Geist ist auch für mich stets das tragische Element, um nicht aggressiv zu werden, um das Leben im Griff zu haben.“ Die humane Lehre habe ihn sehr geprägt. Auch mit seinem damalige Schuldirektor Dr. Müller vom Angela Gymnasium in Bad Münstereifel und natürlich auch Lehrer Fredy Kirchner. Letzteres einmal zu ihm gesagt hat: „Kunst kommt von Können nicht von Kunst. Nicht von Wollen, sonst hieße es ja Wunst.“

Nach der Flut mit angefangen aufzuräumen. Vorher sah es unbeschreiblich schrecklich aus auch in den Kellerräumen.

Er selbst war in der Flutnacht nicht zuhause. Erst später von Rheinbreitbach über Dörfer, Autobahn in Eicherscheid angekommen und das halbe Dorf aufräumen gesehen in einem „Durcheinander und Chaos.“

Den Bildern nichts passiert ist, weil im ersten Stock wohnend und dort gut gelagert.

Als Mutter Anita anrief und innig bat, er möge dort bleiben, wo er sei, saß Sohn Hermann-Josef nichtsahnend bei seiner Freundin Ulla in Rheinbreitbach im Siebengebirge. Später nicht nur in Rheinbach kein Durchkommen. Ging die Fahrt unter anderem über Autobahn, Satzvey, Holzmühlheim nach Eicherscheid. Zu dieser Zeit waren schon viele Menschen aktiv in Eicherscheid. Schaufenster geborsten, Schlamm überall. Vater Peter Gemünd war am Abend der Flut noch bemüht mit Unterstützung seiner damals sich in er Backstube bnefindenden sechs Bäcker und mehreren polnischen Angestellten, die Türen mit Mehlsäcken zu sichern. Vergeblich. Danach waren alle im Haus wohnenden von der Flut regelrecht gefangen. Die Keller mussten mit Gasmasken entrümpelt werden. Viele Rohstoffe, Hefe, verkommene Lebensmittel sorgten für bestialischen Gestank.

Irgendwann war alles ausgeräumt und die Wände von Gips und Mörtel entfernt bis nur noch die Betonwände zu sehen waren. Hermann-Josef Gemünd: “Habe mich lange Zeit nicht mehr in den Keller getraut aus Angst vor möglichen Kellergeister“. Später gedacht: “Hier kannst du was draus machen.“

Mit und von der Kunst geprägt auch durch die Eifellandschaften, den Menschen, die er mit seinem Brotwagen besuchte. Eine Melange aus allen. Düstere Gedanken nach und wegen der Flut. Teils desaströse und zerstörerische Prozesse, die da auch bei Gemünd mit am Werk sind und die auch durch die Flut bei ihm ausgelöst wurden.

Brückenschlag in die heutige Zeit:

Malerei ist immer ein Zusammenspiel der Elemente. Die Flut selbst hat der Künstler allerdings direkt nicht thematisiert.

Wie hat mal ein Dozent zum Eicherscheider Künstler in Aachen gesagt: “Ich weiß, dass sie die runden Formen lieben. Aber achten sie mal darauf das es nicht zu feminin wirkt.“

Hermann-Josef Gemünd: "Man kann es kaum in Worte fassen, was die Menschen an Leid und Not erlebt haben. Meine Kunst im Flutkeller baut auf den Begriff Seelenlandschaften auf. Wir kannten die wunderschöne Eifel doch bis vor der Flut immer nur als eine schöne heile und unberührte Welt.“ mg

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LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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