Der Tag der Flutkatastrophe Mittwoch 14.Juli 2021 wo viele Uhren plötzlich stehen blieben
Es wird Jahre dauern bis alles verarbeitet ist. Vermutlich vielerorts nicht mehr so sein wie es einmal war

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Bad Münstereifel/Köln/Euskirchen.

Der Tag der Flutkatastrophe an dem viele Uhren plötzlich stehen blieben.

Leider 26 Menschen im Kreis Euskirchern ihr Leben lassen mussten.

Wie erst so nach und nach zu erfahren, kommen die Verstorbenen auch aus Bad Münstereifel, Eicherscheid, Iversheim, Arloff und Euskirchen. Zum äußerst tgragischen und menchlichen Leid mit der verbundenen Trauer kommt für unzählige Menschen auch noch dazu, das sie noch mehr als Hab und Gut verloren haben. 

Viele Uhren stehen seit dem Unglückstag mit verschiedenen Zeiten still: 

So auch an der Eicherscheider und total von den Wasserfluten unterspülten Pfarrkirche. Aber auch die der Bad Münstereifeler Bahnhofsuhr, deren Zeiger seit der schrecklichen Flutkatastrophe am Mittwoch,14. Juli 2021 auf exakt 18.26 Uhr wie ein Mahnzeichen stehengeblieben ist.

Mittwoch, 14. Juli, ein Tag, der für unzählige Menschen Angst, Schrecken, Leid ohne Ende und sogar Trauer bedeutete. Ein Tag, der so vieles jäh veränderte.

Keiner hatte die vielen Warnhinweise richtig ernst genommen: 200 Liter Wasser. Was sind schon so viel Liter Wasser, aber auf den Quadratmeter? So was gibt es doch nicht. Das sehen wir doch allenfalls im Fernsehen und ist das dann meist weit weg.

Auch als es den ganzen Tag über mehr leicht, aber kontinuierlich regnet, dachte kaum jemand aus der Bevölkerung an das schreckliche Szenario, das am frühen Abend beginnen sollte.

Diejenigen, die meine Texte und stets zahlreich beigefügten Fotos seit 2018 als berichtender Journalist bei den zahlreichen Rheinischen Anzeigenblätter und anderen Zeitschriften und Medien wie Funk und Fernsehen - dieser meist aus der Bad Münstereifeler Region - verfolgen, werden sich vielleicht schon gewundert haben, gerade jetzt, wo auch Infos so wichtig sind, nichts mehr von mir gehört zu haben.

Der plausible und sicher nachvollziehbare Grund:

Meine Frau und ich waren auch in dem Glauben, so schlimm wird es doch nicht werden - und wegen eines familiären Notfalls in Köln - bei leichten Regenschauern vormittags von zuhause aus nach Köln gefahren. Dann am Abend kurz nach 18 Uhr wieder auf den Heimweg machend, begann unterwegs schon das Dilemma. Kaum noch ein Durchkommen wegen dem Verkehr. Schließlich nach einer Stunde unterwegs sein in Richtung Flamersheim fahrend, kein Durchkommen mehr. Ebenso nicht mehr in Palmersheim, wo vor uns schon ein kleines Fahrzeug wie ein Spielball vor uns hin- und herschwamm, weggespült wurde, ohne uns zu tuschieren und schließlich links irgendwo die Räder anschlugen und zum Stehen kam.

Wir darauf mit unserem kleinen SUV Q3 Audi plötzlich bis über die Hälfte im Wasser standen, der Motor aber lief. Rückwärtsfahren ging nicht mehr wegen folgender und auch mit Blaulicht und Martinshorn nahenden Feuerwehrfahrzeuge. Also fast wie „Augen zu und durch“. Der Motos lief Gott sei Dank immer noch weiter. Kamen wir gut aus der Vertiefung und des sich dort immer höher anstauenden Wasser weiter. Rechts nach Flamersheim in diese Richtung es zu versuchen, ging gar nicht mehr. Immense Flutmassen strömten nun auch in den Ort Palmersheim.

Also der Versuch nun in Richtung Odendorf, dass wenig später auch teils großflächig überflutet wurde. Versuchten wir es über Oberdrees, Rheinbach ins vermeintlich sichere Bad Münstereifeler Höhengebiet zu kommen. Keine Chance nicht nur für uns, sondern inzwischen mehreren hundert anderen Fahrzeugen. Überall staute es sich. Stand auch schon der Kreisverkehr zwischen Odendorf und Ludendorf einen halben Meter unter Wasser und konnte auch ich in zahlreiche verzweifelte und ängstliche Gesichter sehen. Zu meiner, schlimmer Ängste ausstehenden neben mir sitzenden Frau, wagte ich erst gar nicht zu schauen und konzentrierte mich auf das was vorne passierte.

Und da vor Oberdrees dann auch überhaupt nichts mehr ging, drehten sich viele Autofahrer und fuhren entweder in Richtung Bonn ihr Glück und meine Frau und ich Richtung Kuchenheim.

Doch auch hier keine Chance mehr durch den Ort durchzukommen. Dann über die Umgehungstraße schließlich nach Euskirchen, wo zu diesem Zeitpunkt (es muss schon nach 20 Uhr gewesen sein) viele Straßen noch befahrbar waren.

Kurz bei einer Freundin an der Kolpingstraße geklingelt und mal durchgeschnauft. Dann auch ich nach vielen Zureden endlich aus Sicht meiner ängstlichen Frau einsehend, dass wir heute von Euskirchen aus nicht mehr in unser Zuhause nach Houverath kommen.

In unserer Not, wie inzwischen viele andere Menschen aus Flamersheim, Palmersheim, Schweinheim und Odendorf auch (die nicht nur wegen dem Wasser in den Orten, sondern auch aus Angst, der Damm der Steinbachtalsperre könnte brechen), suchten wir das Welcome Parkhotel am Euskirchener Bahnhof auf. Pausenlos rasten derweil Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn an Allee- und Oststraße vorbei.

Die leitende Hotelfrau an der Rezeption Moira Lorenz bot uns das allerletzte noch an diesem Abend verfügbare Zimmer an, dass wir natürlich, total erschöpft, dankbar annahmen. Von gewünschter angenehmer Nachtruhe konnte aber keine Rede sein. Kaum eingecheckt, fiel die komplette Stromversorgung aus. Tappten wir über viele Treppen (Aufzug ging ja auch nicht mehr) im Dunkeln nach oben und gelangte mit Hilfe der eingeschalteten Handy Taschenlampe schließlich in unser Zimmer.

Inzwischen nun auch die Infos des Hotels:

"Aufgrund der Unwetter-Katastrophe ist Euskirchen teilweise noch ohne Strom. Das Welcome Parkhotel Euskirchen ist betroffen. Zur Sicherheit unserer Gäste mussten wir deshalb leider vorübergehend schließen.

Bis einschließlich Montag, 8.August, können wir keine Gäste beherbergen, vielleicht auch länger. Telefone funktionieren nicht, Email sporadisch. Danke für Ihr Verständnis," so Moira Lorenz in ihrer Not. Unter weiterr, wenn dringend ? Dann wenden Sie sich an unsere Kollegen in Essen, Telefon: +49 201 1779-0.
Beste Grüße,
Ihr Team vom Welcome Parkhotel Euskirchen, Moira Lorenz, Front Office Manager

Doch zuvor bei uns zwei in der Not gestrandeten:

Von Nachtruhe keine Spur.

Zu aufgewühlt und voller Sorgen. Keiner wusste, wo wir abgeblieben waren. Hatten auch wir keine Möglichkeit und wegen nicht funktionierenden Mobiltelefonen zu melden. Das Wlan funktionierte nicht und gingen Whattsapp weder raus noch rein.

Am nächsten Morgen und damit endlich wieder mit Tageslicht hatte ich das Bedürfnis einmal kurz frische Luft einatmen zu müssen. Draußen saß vor dem Hotel eine Frau, die ihren Mann aus Schweinheim vermisste zudem sie seit dem Abend zuvor keinen Kontakt mehr hate. Nicht nur das allgemeine Stromnetz, auch die Handy-Verbindungen funktionierten nicht mehr.

Dann ein paar Meter die Bahnhofstraße runtergehend, kam mir ein Mann entgegen, der ebenfalls notgedrungen im Parkhotel übernachtete hatte. Er hatte versucht zu seiner Arbeitsstelle der Zuckerfabrik Pfeiffer & Langen zu kommen, vergeblich. Schon die Unterführung zwischen Krusche Boom (Kölner Straße) in Richtung Kuchenheim war fast zwei Meter hoch zugeflossen und steckte dort ein großer Bus nun quer stehend fest.

In der Innenstadt dann die ersten auch für mich sehr aufwühlenden, grauenvollen und eigentlich unbeschreiblichen Bilder, die noch lange in meinem Gedächtnis haften bleiben werden. Zu diesem Zeitpunkt auch ich nichts ahnend, was noch alles zu einem späteren Zeitpunkt kommen sollte.
Die Wilhelmstraße und die Fußgängerzonen mit ihren vormals so schönen und einladenden Geschäften nicht mehr wiederzuerkennen. Pflastersteine und mehr alles weggespült. Die Pizerria „Pinoccio“ seit Jahrzehnten im Schatten der Herz-Jesu-Kirche gelegen, nur noch am oben angebrachten Firmenschild zu erkennen. Alles andere stand meterhoch im schlammig braunen Wasser. Hätte man die links rausragenden Rutsche in guten Zeiten, schönem Wetter mit klaren Waser als Planschbecken nutzen können. Jetzt herrschte aber Ausnahmenzustand.

Ob am Saturn, der Wilhelmstraße und anderen Straßen der Stadt: Vielerorts waren die Fahrzeuge von den Wassermassen nicht nur vom Veybach ausgehend, weggespült und in die Höhe katapultiert worden. Einige stapelten sich übereinander und waren nur Schrott reif.

Konnte ich in der Fußgängerzone/ Neustraßr sehen, wie einige sich große Tüten mit Tchibo Kaffee aus dem Trüben und abfließender Brühe fischten und wegsteckten. Eine Mitarbeiterin dieser Filiale, die auf ihre Filialchefin vor dem zerborstenen Fenster, Tür und herausgespülten Ware wartete, ließ gewähren. Kein Nerven dafür jetzt auch noch Einhalt zu gebieten. Vor dem Drogeriemarkt (DM )wartete eine junge Frau aus Weilerswist darauf eigentlich ihren ersten Arbeitstag beginnen zu können. Doch außer notdürftig aufräumen war auch für sie an diesem Tag nicht möglich.

Bei den Bekleidungshäusern Prinz, hingen im Geschäft mit Frauensachen die meisten Artikel noch auf den Verkaufsstanden. Zeigten aber auch hier die Schlammmassen, wo der Wasserspiegel zum Stillstand gekommen war.

Kamen immer mehr Menschen, um sich das Ausmaß dieser fassungslosen Flutkatastrophe vor Ort anzusehen. Die meisten zückten ihre Handys, machten Aufnahmen oder filmten. Nutzen einzelne Genossen die Gunst der Stunde und nahmen sic nicht nur Kosmetikartikel aus der Drogerie Douglas heimlich mit.
Die vielen diesem Artikel beigefügten Fotos sollen zeigen und dokumentieren, wie es am Tag eins nach der Katastrophe, damit am Donnerstag 15. Juli gegen 10 Uhr in diesem Bereich in Euskirchen aussah. War auch die Redaktion von Rundschau und Stadt-Anzeiger an der Wilhelmstraße nicht mehr zugänglich und immer noch das Stromnetz zusammengebrochen. Auf der Straße blockierte ein vermutlich der Motor ausgegangene Lastwagen die Fahrbahn.

Meine Frau und ich sind dann schnellstmöglich in den Wagen gestiegen, denn wir in weiser Voraussicht nicht in die uns angebotenen Tiefgarage des Hotels abgestellt hatten, sondern an auf dem Parkplatz neben der Bushaltestelle an der Oststraße.

Was ein Glück: Als wir am Morgen im Hotel wieder einige Mitarbeiter vom Abend zuvor wiedererkannten mit denen wir kurz ins Gespräch gekommen waren, wunderten wir uns, dass die schon wieder so früh auf den Beinen waren. Meinten die aber nur: “Wir sind in der Nacht nicht mehr nach Hause gekommen, weil die Autos in der Tiefgarde stehen und vollgelaufen sind.“ Somit nicht nur für diese äußerst freundlichen und hilfsbereiten Hotelfachleute kaum Schlaf, zahlreiche Überstunden und trotzdem dem Gast gegenüber immer ein Lächeln auf den Lippen für uns hatten.

Es hatte aufgehört zu regnen.

Wir uns in unseren Wagen gesetzt und versucht jetzt endlich den Heimweg auf den uns bekannten Straßen antreten zu können. Doch kaum ging es so richtig weiter. Schließlich aus Euskirchen raus Richtung Euenheim und Wisskirchen und als Fahrer den Entschluss fassend, die A1 zu nutzen. Fuhren wir bis Ende der A1 Blankenheim, danach Richtung Tondorf und Rohr, über ebenfalls mir bekannte „Schleichwege“ ins Rheinlandpfälzische Gebiet nach Pittscheid, Sasserath (Bad Münstereifel) und dann schließlich an der Tankstelle in Esch angekommen, über teils schwer befahrbare Straßen über Mahlberg, Scheuerheck, Wald nach Hause.

Eine zu diesem Zeitpunkt einzige Möglichkeit diese Orte überhaupt anfahren zu können. Die Straße nach Maulbach war teilweise weggebrochen wegen Unterspülung. Die Straße im Tal, die zur alten Kirche aus dem 12.Jahrhundert nach Eichen führt, komplett die Brücke weggespült. Ebenfalls die Straße noch Lanzerath komplett auf viele Meter angehoben und weggesackt.

Und auch die L 113 zwischen Scheuren und Houverath klafft bis heute ein fast 20 Meter langes Loch, weil die Wassermassen die Bitumendecke und die Rohre des darunter fließenden Houverather Bachs alles einfach so weggespült haben und einstürzen ließen. Und als es noch keine Absperrungen gab, legte ein zufällig dort als ester ankommenden Mann einen großen Ast als Sicherheit hin um auf die Gefahrenquelle zumindest kurzfristg so hinzuweisen, drehte sich mit seinem Fahrzeuge und suchte einen anderen Weg um nach Hause nach Wald zu kommen. 

Nachdem es mir nun nach vielen widrigen Umständen und auch technisch wieder möglich ist, werde ich weiter aus dieser Region berichten.

Wer Hilfe und Infos braucht, kann sich gerne – wenn möglich unter pressebuero-magoo@t-online, oder 0172 2478888 melden.

Zu berücksichtigen bitte ich allerdings, das alle Texte und Bilder dem Copyright unterliegen und urheberrechtlich geschützt sind.

LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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