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Es gibt derzeit tausende und abertausende traurige Geschichten
Iversheim zweifacher Ex-Prinz Karneval Walter Bauerfeind will sein Elternhaus wieder aufbauen und in geliebten Ort zurückkehren

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Eine menschliche Geschichte aus Bad Münstereifel-Iversheim

Walter Bauerfeind: „Auch jetzt noch und eigentloch doch total in Sicherheit, werde ich nachts mit Albträumen wach, höre entsetzliche Schreie, das Rauschen von Wasser und das laute Knirschen von Gegenständen"

Von Manfred Görgen

Bad Münstereifel-Iversheim. Der nicht nur in Iversheim weithin bestens bekannte Walter Bauerfeind, ein im positiven Sinn beliebtes Urgestein, feste Größe und Dorforiginal, kann auch mit inzwischen fast 55 Jahren kaum noch etwas erschüttern.

Am vergangenen Dienstag kehrte er erneut nach gezwungener Ausquartierung wegen Hochwasser zu seinem Geburtshaus an der Ley zurück.

Ein Haus, das ihm als Gläubiger Mensch mit der an der Giebelwand angebrachten Aufschrift „Wer Gott vertraut, hat gut gebaut“ für die Zukunft erneut fest hoffen lässt.

In seinem für diese Gegend bekannten dörflichen Dialekt sagte er mit als guter Bekannter und langjährigen Freund: “Manni, watt well isch dann mache. Hemat bliev Hemat. Unn he will isch wedde zoröck.“ (Heimat bleibt Heimat und hier will ich wieder zurück.)

Er erzählt von bewegenden Worten und erneut Tränen in den Augen von der Nacht, wie er aus dem gegenüberliegenden Seite eines Hauses die für ihn markerschütternden Schreie einer Frau und anderes Stimmengewirr hörte.

Bauerfeind: „Nicht nur das geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß aber inzwischen, dass sich die Menschen dort retten konnten. Andere leider im Bad Münstereifeler Bereich leider nicht.“

Walter Bauerfeind erzählt weiter mit bewegenden Worten:

Er in seinem alten Haus und alle Gezeiten bislang mehr oder wenig gut überstandenen Gebäude plötzlich ein Rauschen und ohrenbetäubenden Knirschen zu hören gewesen sei. Zuerst habe noch das Fenster seines elterlichen Wohnzimmers, wo er mit seinen vor ein paar Jahr verstorbenen Eltern als rüstiger und in vielen Vereinen aktiver und beliebter Junggeselle bis heute lebt.

Wie das Fenster zerbarst, der Strom ausfiel und sich ein schwimmendes und von der Flut getragenes Auto seinen Weg mit den Wassermassen dorthin gesucht hatte.

Walter Bauerfeind, der sich noch mit dem Nötigsten retten konnte: „Meine Sparbücher sind mit dem Wasser samt Kommödchen weggespült worden. "

Habe er sich notdürftig etwas angezogen und vorsichtig ins Freie begeben. Alles sei auf einmal so schnell gegangen. Machen konnte der Mann nichts mehr. Ein Mann, der seit Jahrzehnten als Mann für alles bei der Firma Peter Greven, Luftlinie knapp 500 Meter von seinem Elternhaus entfernt arbeitet und geschätzt wird.

Jetzt, als er zurückkam in sein kaum noch wie vorher wiederzuerkenendes Haus im Innern, auch mit dem an diesem Tag dort weilenden Kreisjugendseelsorger Daniel Sluminski ins Gespräch kam, der als Pfarrer Hilfe anbot, lief es Walter Bauerfeind kalt über den Rücken und bekam Gänsehaut: „Mein Gott, so etwas habe ich noch nicht erlebt“, platzte es aus ihm heraus. „Als ich im Bett saß, habe ich noch bevor ich das Haus schließlich fluchtartig verlassen habe, den Rosenkranz gebetet.“

Walter Bauerfeind:“Bin ich fest davon überzeugt, dass es zumindest mir geholfen hat, denn ich bin nicht nur heil aus diesem über 100 Jahre alten Haus gekommen, sondern weiß inzwischen auch, dass es nicht wie so einige rechts und links von mir abgerissen werden muss.“

Schon ein Blick auf die gegenüberliegenden Straßenseite zeigt, dass inzwischen einige zuvor stark einsturgefährdete Häuser unter anderem von freiwilligen Helfern aus dem Ort und anderswoher und dem Technischen Hilfswerk, dass aus vielen Orten Deutschlands angereist ist, dem Erdboden gleichgemacht werden musste.

Einige Hausbesitzer wollten und konnten sich das Szenario nicht mit ansehen.

Das Haus von Walter Bauerfeind, direkt am Erftverlauf stehend, hat „nur“ ein „V“ an die Hauswand gesprüht bekommen. Andere ein „X“, das vermutlich Abbruch bedeutet.

Zu dem Zeitpunkt, als auch in Iversheim leichter Regen einsetzt und Walter zu Fuß durch das Dorf schlendert, sagt er :“Schlimm, wie das hier heute ist. Eveschem ist heute zu einem Geisterdorf geworden."

An diesem Tag wirklich sehr wenige Menschen. Kaum ein Mensch auf der Straße zu sehen. Erst als die sich zurückgezogenen , erschöpften, und mit Aufräumarbeiten beschäftigen Menschen unsere Stimmen hören, kommen sie kurz ins Freie. Jeder ist froh ein paar Worte auch mit Walter loszuwerden.

Jeder hat seine traurige und tragische Geschichte. Und trotz dem enormen und für nicht betroffene nicht zu beschreibenden Unglück, das ein jeder auf seine Art getroffen hat, haben die meisten noch ein Lächeln übrig.

Zeigen die Menschen auch in Iversheim gerade jetzt und augenscheinlich noch mehr als schon zu früheren Zeiten, was Dorfgemeinschaft bedeutet. Sind Schilder mit "Danke" und mehr gemalt und aufgestelt worden. Einzerlne versuchen es mit unverständlicher und derzeit wirklich unangebrachter Polemik sich politisch meinen ihren "Gefühlen" Ausdruck zu verleihen.

Ist Bernd Kastert inzwischen zum gefragten Grillmeister geworden. Kann inzwischen auch die bis dato in der Schwanen-Apotheke beschäftige Isolde Prinz trotz zwei beschädigter Familienhäuser dem ihr gut bekannten Fotografen wieder zulächeln. „Manni, es muss doch weitergehen.“ Anderen inzwichen  im Dorf angetroffenen und persönlich bekannt, geht es nicht anders.

Wie es wirklich in den nächten Tagen, Wochen und Monanten weitergehen soll, weiß allerdings - wie so viele derzeit und ein jeder auf seine persönliche Art vom Schicksal getroffen -  unter anderem auch Steffi Nietmann vom städtischen Friedhofsamt momentan wirklich nicht. Sie befürchtet unter anderem, dass nun ihre Versicherung den eigenen entstandenen Schaden womöglich nicht komplett übernehmen könnte.

Ebenso die gravierenden Schäden am Haus ihres Sohnes Dino schräg gegenüber der Euskirchener Straße, das erst vor kurzem saniert und auf modernsten Stand aufgebaut wurde. Im Innenhof zahlreiche zum trocknen ausgelegte Fotos aus vergangeen und meist wunderschönen Zeiten,  so Steffi Nietmann. 

Erneut das Haus vom rückblickend zweifachen Prinz Karneval von Iversheim mit den teils noch an den Wänden hängenden Orden betretend, das nach Auffassung von Walter Bauerfeind „schon joht am drüsch werde öss,“ steigen wir auch sehr vorsichtig die schmale Holztreppe nach oben.

Erzählt Walter Bauerfeind auch von: „He hätt meng Bett bess onge de Decke jeschwomme.“

Hängt auch noch ein schwarz-weiß Foto verschmiert an der Wand. Ein Dokument mit Häusern dieser Straße, wie es so nicht mehr geben wird.

Walter Bauerfeinde beklagt sich wie zahlreiche andere und unter Schock stehende nicht wirklich und hadert augenscheinlich auch nicht erkennbar mit seinem Schicksal. Aber wer  - und auch ich nicht, dem allen nur geduldig Zuhörenden und Dokumentierenden - kann in der derzeitigen Zeit sehen, wie es bie vielen "im Inneren" mit "blutenden Herzen" aussieht?

Und obwohl Walter Bauerfeind laut Nachbarn schon auf der Vermisstenliste des Deutschen Roten Kreuzes gestanden hatte, weil niemand wusste, wo er nach der Flut abgeblieben war, wundert der sicch darüber doch tatsächlich: Jo wirklich, hann se misch vermess?"

Er sei inzwischen sehr gut bei Leuten im fünf Kilometer entfernten Lessenich untergekommen. In einem Wohnwagen „met allem Komfor“.

 Es fehle ihm dort zwar an nichts und werde er rührend bewirtet und anderweitig versorgt. Dennoch möchter er trotz vieler inzwischen warnenden Worte, so etwas könne jederzeit erneut passieren, wieder in sein geliebtes Elternhaus zurück.

Vor der Tür stehen einige verschmutze Flaschen aus dem Keller, unter anderem mit Eierlikör, den auch er sonst schon "wenn et dann pass" mal gerne trinkt.

Um sich sein schwer in Mitleidenschaft gezogenes Haus erneut anzusehen, ist er notgedrungen mit seinem, Traktor von Lessenich nach Iversheim getuckert. Leider im Regen und ohne schützendes Überdach, weil sein Auto vom der reißenden Flut weggespült wurde, weit abgetrieben und Totalschaden erlitten hat.

Zurück ging die Fahrt im Regen dann aber besser, denn Bernd Kastert reichte ihm einen Schirm mit den Vereinsfarben Rot-weiß. Das der völlig verschlammt und damit dreckig war, störte Walter Bauerfeind kein bisschen. Im Gegenteil: Als er sich auf dem Weg zum Trekker machte, nahm er schützend auch noch Steffi Nietmann einen kurze Wegstrecke unter dem Schirm mit. 

Fotos und Text urheberrechtlich (Manfred Görgen) geschützt. Und wer finanzielle Spenden möchte, für einige, die nicht nur meiner Frau und mir persönlich bekannt und gute Freunde sind, sehr am Herzen liegen, der kann dies geren tun: Weitere Anfragen gerne unter 0172-2478888

LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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