Rettung
Unterstützung für „theater 1“
Bad Münstereifel - (me) „F&S“ unterstützt Kulturhaus „theater 1“ in Bad
Münstereifel.Zunächst bis März 2021 übernimmt der
Projektentwickler aus Euskirchen den größten Teil der
Betriebskosten.
Unter der Corona-Pandemie haben derzeit vor allem die Kunstschaffenden
zu leiden. Beispielhaft für den Kreis Euskirchen kann man dabei einen
Blick auf das Kulturhaus „theater 1“ in Bad Münstereifel werfen.
In der 1890 erbauten Knabenschule mitten im Herzen der Stadt, direkt
neben der alten Stiftskirche, haben die beiden Schauspieler,
Christiane Remmert und Jojo Ludwig, vor 13 Jahren ein Zentrum für
Kultur geschaffen. Mit ihrem privaten Geld und ohne Subventionen, so
betonen die beiden Betreiber, wurde hier ein Ort etabliert, von dem
selbst Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian sagt, es handele sich
eigentlich um das „Theater der Stadt“, auch wenn es privat
geführt werde. Im „theater 1“ zeigen Remmert und Ludwig nicht nur
eigene Inszenierungen, sondern laden auch internationale Künstler aus
den Bereichen Konzert, Lesung, Figurentheater, Tanz, Schauspiel und
Kabarett für Veranstaltungen ein. Darüber hinaus werden wechselnde
Kunstausstellungen gezeigt.
Das Kulturhaus ist längst etabliert, hat einen eigenen Förderverein
und kommt alles in allem gut über die Runden, wenn da nicht ein
kleines Virus wäre, das in diesem Jahr alles auf den Kopf gestellt
hätte. „Wir mussten Mitte März das Kulturhaus schließen, alle
Veranstaltungen absagen und konnten seither keinerlei Einnahmen mehr
erzielen“, berichtete Christiane Remmert jetzt bei einem
Pressetermin im Kulturhaus.
Auch das Tourneetheater, mit dem die beiden Künstler außerhalb
Münstereifels unterwegs sind, durfte nicht mehr stattfinden. Im
Kulturhaus gibt es zwar noch Räumlichkeiten, die man für private
oder geschäftliche Anlässe mieten kann, doch auch dort gebe es
aufgrund komplexer Hygienevorordnungen seit März kaum noch
Nachfragen.
„Kurz und gut, wir standen vor dem Aus, wenn wir keine rettenden
Engel gefunden hätten“, so Remmert weiter.
Bei den „Engeln“, bei denen sich Remmert und Ludwig jetzt
öffentlich bedankten, handelt es sich um Georg Schmiedel und Jörg
Frühauf, den Geschäftsführern der Projektentwicklungsgesellschaft
„F&S“, die auch im Münstereifeler Stadtgebiet mehrere Baugebiete
geplant und umgesetzt hat.
„Die Firma »F&S« unterstützt bereits zahlreiche gemeinnützige
Organisationen im Kreis Euskirchen, und ich freue mich, dass ich Georg
Schmiedel und Jörg Frühauf jetzt auch davon überzeugen konnte,
unser Kulturhaus vor dem finanziellen Ruin zu bewahren“, berichtete
Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian, die den Kontakt zwischen
„theater 1“ und „F&S“ hergestellt hatte.
„Ich empfinde es als selbstverständlich, dass man in einer
Krisenzeit zusammenhalten muss“, betonte Georg Schmiedel. Was der
Staat auf großer Bühne leiste, müsse auch im Kleinen
funktionierten. „Die Krise darf niemandem das Genick brechen. Wir
müssen als Gesellschaft zusammenhalten“, so der Geschäftsführer.
Finanzielle Hilfe sei dabei nur eine Möglichkeit, Schwächeren unter
die Arme zu greifen. Man könne sich auch auf vielfache andere Art und
Weise sozial engagieren.
Kunst und Kultur bezeichnete Schmiedel für das gesellschaftliche
Leben als unverzichtbar: „Hier können wir nicht nur für ein paar
Stunden dem Alltag entfliehen, sondern auch unseren Horizont
erweitern.“ Mit der enormen Arbeit, die Künstler oft aufwendeten,
sei aber meist nur wenig Geld zu verdienen, so dass für den
Ernstfall, wie jetzt während der Pandemie, kaum Rücklagen vorhanden
seien.
Bürgermeisterin Preiser-Marian betonte zwar, dass derzeit pro
Veranstaltung wieder 100 Personen ohne Maske im Theater zugelassen
seien, die Betreiber aber dennoch entschieden hätten, die Spielzeit
bis November zunächst noch ausfallen zu lassen.
„In unserem kleinen Theater haben insgesamt nur 99 Menschen Platz.
Wir wissen nicht, ob wir so viel Nähe derzeit bereits wieder
moralisch vertreten können“, erklärte Christiane Remmert. Das
Problem: Wenn man deutlich weniger Leute in eine Vorstellung lässt,
dann lohnt es sich für den Betreiber nicht. 50 Leute wären das
Minimum.
Derzeit scheint die Lage daher vertrackt: Öffnet man das Theater für
100 Personen, so bleiben die meisten Zuschauer aus Angst vor
Infektionen zu Hause. Sorgt man für großzügige Abstände und
ausreichende Belüftung, so ist die Zuschauerzahl zu gering, um noch
wirtschaftlich arbeiten zu können.
„Es ist an der Zeit, dass Menschen wieder selbst entscheiden,
welches Risiko sie in Kauf nehmen wollen“, sagte Georg Schmiedel.
Jojo Ludwig und Christiane Remmert nutzen derweil die
vorführungsfreie Zeit, um an einem neuen Theaterstück zu arbeiten,
das im nächsten Jahr aus Anlass des 200. Geburtstags von Sebastian
Kneipp Premiere feiern soll. „Die Idee dazu hatte unsere
Bürgermeisterin“, berichtete Jojo Ludwig.
Wer Interesse hat, mit einer größeren Gruppe eine Veranstaltung im
„theater 1“ zu besuchen, der kann sich direkt an die beiden
Betreiber unter kulturhaus@theater-1.de wenden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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