Naturbühne auf dem Sandberg
Bedburg war einst ein Ort großer Theateraufführungen

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Bedburg - Kaum noch jemand in Bedburg weiß, dass die Stadt einst ein Ort
großer Theateraufführungen war. Es war die „Bedburger
Naturbühne“, die vor dem Ersten Weltkrieg damit begann, klassische
Theaterstücke auf dem Sandberg an der Kölner Straße aufzuführen.
„Es entstand ab 1912 eine Bewegung, die ganz Bedburg erfasste“,
schreibt Franz Inden in dem neuen Buch „Die Bedburger Naturbühne
von 1913 bis 1924“ in einen Vorwort. Franz Inden und Konrad Bludau,
beide im Vorstand des Bedburger Geschichtsvereines, haben das 38
Seiten starke Buch herausgebracht.
Neben den zahlreichen Fotos, die beide in den vergangenen Monaten
gesammelt haben, fußt das Buch hauptsächlich auf Notizen von Hugo
Piel, einem der Schauspieler der Naturbühne. Piel, 1905 geboren, war
ein engagierter Bedburger. In späteren Jahren war er Mitglied im
Kanuclub und in der Bedburger Narrenzunft, dessen Präsident er werden
sollte.
Der Vater der Naturbühne aber war Josef Conrads, unter dessen Leitung
die Gruppe Stücke wie „Die Jungfrau von Orleans“, „Wilhelm
Tell“ oder auch „Im weißen Rössl“ präsentierte. „Die vor
hundert Jahren gemachten Bilder zeigen großartige Bühnen, die in
Eigenarbeit von Stellmachern, Schreinern, Dachdeckern oder
Anstreichern angefertigt wurden“, sagt Konrad Bludau. Conrads war
ein engagierte Kommunalpolitker, Chef der Bedburger Feuerwehr und
Gründer des Kanuclubs. 1927 hat er sich maßgeblich für den Bau des
Freibads eingesetzt.
Inden hat recherchiert, dass Conrads Idee im Jahr 1912 zuerst mit
einiger Skepsis begegnet wurde. Doch die Idee setzte sich durch: „Er
überlegte, mit Gleichgesinnten eine Freilichtbühne zu gründen. Aber
es gab viele Schwierigkeiten zu überwinden, denn Widersacher gab es
damals auch“, schrieb Hugo Piel.
Es war der „Wilhelm Tell“, mit dem sich die Schauspieler erstmals
einem Publikum präsentierten. Gleich sechs Mal zeigten sie 1914
„Die Nibelungen“, „bevor über Europa die Lichter ausgingen“,
wie Piel notierte. Der Krieg begann, und mit dem Schauspiel in Bedburg
war erst einmal Schluss. „Tausende Zuschauer kamen damals nach
Bedburg zu den Aufführungen, die ganze Stadt war aktiv“, betont
Inden. Inden war es, der im Zuge seiner Recherchen an den Text von
Hugo Piel gekommen ist, den der in späteren Jahren aus der Erinnerung
geschrieben hat.
So sei er vor Monaten beim Schuster Hubert Gatzen gewesen, der ihm die
Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt habe.
Die meisten Fotos schließlich hätten Trude Raabe aus dem
Geschichtsverein, Gerd Engels sowie der ehemalige Hauptschuldirektor
Viktor Steffens zur Verfügung gestellt. Es war die Inflation in der
Mitte der zwanziger Jahre, die das Ende der Naturbühne bedeuten
sollte. „Die Inflation fraß ihre Kinder. Es war noch viel Geld in
der Kasse, es hatte aber keinen Wert mehr“, schrieb Hugo Piel.
„Das war das Ende der Freilichtbühne“. Das Buch von Franz Inden
und Konrad Bludau ist ein interessantes Nachschlagewerk über die
Geschichte Bedburgs. Es ist beim Schuhmachermeister Gatzen in Bedburg,
im Schreibwarengeschäft Wassenberg in Kaster und bei den Mitgliedern
des Geschichtsvereins für 7,50 Euro erhältlich.
 

- Markus Clemens

Auf dem Sandberg in Bedburg präsentierte die Naturbühne bis 1924 ihre klassischen Theaterstücke.  | Foto: Markus Clemens
Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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