Unterschriften auf openPetition
Bedburger Eltern fordern mehr Grundschullehrer

Bedburg - Vier Jahre lang durchgehend von einer Klassenlehrerin betreut zu
werden, das ist der Idealfall. Doch leider ist im Schulalltag ein
ständiger Klassenlehrerwechsel heute keine Seltenheit mehr.
Pünktlich zu Schulbeginn in Nordrhein-Westfalen fordern
Schulpflegschaften dreier Grundschulen in Bedburg in einem Offenen
Brief von der Bezirksregierung endlich eine bessere Versorgung mit
Lehrern an den Grundschulen und attraktivere Rahmenbedingungen für
den Beruf.
Beteiligt an der Initiative sind die Geschwister-Stern-Schule in
Kirchherten, die Martinusschule in Kaster und die Wilhelm-Busch-Schule
in Bedburg.
„Es geht in der Grundschule um den gelungenen Start ins Lernen, der
durch die Personalsituation nachhaltig gefährdet ist“, kritisiert
Ralph Erdenberger, Schulpflegschaftsvorsitzender der
Geschwister-Stern-Schule.
Auf openPetition sammelt die Initiative bis zum 6. Oktober
Unterschriften für ihr Anliegen.
„Zu häufig erleben wir in letzter Zeit, dass an unseren
Grundschulen Lehrerstellen unbesetzt bleiben oder nur mit großen
Schwierigkeiten besetzt werden können“, heißt es dort. Dies gelte
sowohl für Stellen, die im Zuge wachsender Schülerzahlen neu
geschaffen werden als auch für Vertretungen von bereits vorhandenem
Personal.
Das kann Claudia Neiß, Schulleiterin der Geschwister-Stern-Schule nur
bestätigen. „Ich finde es grundsätzlich gut, dass Eltern sich
politisch einbringen“, bewertet sie die Initiative der
Schulpflegschaften. Aus eigener Erfahrung weiß sie zu gut, welche
Klimmzüge nötig sind um Unterrichtsausfall vorzubeugen und wie
schwierig es ist für eine Kollegin, die zum Beispiel durch Elternzeit
oder längere Krankheit ausfällt, eine für die Grundschule
ausgebildete Kraft als Vertretungslehrerin zu finden. „Alle die
jetzt fertig werden, können eine gute Stelle finden.
Vertretungsstellen sind daher natürlich nicht so attraktiv“,
schildert Neiß das Dilemma.
Die fehlende Zahl der Bewerber, wirke sich negativ auf die Gestaltung
des Stundenplans, auf die Arbeitsbelastung des vorhandenen
Lehrpersonals und vor allem auf die Bildung der Kinder aus - bis hin
zum Ausfall von Unterricht, kritisiert die Elterninitiative.
„Durch das unzureichende Personalpolster werden
verantwortungsbewusste Lehrerinnen mit Kinderwunsch in ein
unzumutbares Dilemma zwischen eigener Lebensplanung und dem guten
Funktionieren der Schule gebracht“, lautet eine weitere Kritik.
„Wir sehen unsere Initiative als Präventionsarbeit. Besonders vor
dem Hintergrund dass Schulen wachsen“, erklärt Ralph Erdenberger.
„Zusammen ist man ein bisschen stärker“, begründet Andrea Skoll,
Schulpflegschafts-Vorsitzende der Martinusschule das
Eltern-Engagement. „Wir an unserer Schule beschweren uns nicht
aktuell. Wir sind für dieses Jahr gut aufgestellt. Im vergangenen
Schuljahr hatten wir aber großen Personalmangel, der von der Schule
hervorragend aufgefangen wurde. Keine Stunde ist ausgefallen.“
Dennoch habe es in einigen Klassen etwas Unruhe gegeben, da
Vertretungslehrer, die eigentlich längerfristig eingeplant waren,
wieder abgezogen wurden. Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken fordert
die Initiative auf openPetition Maßnahmen wie einen erleichterten
Zugang zum Studium der Primarstufen und eine Aufwertung des
Berufsbildes des Grundschullehrers in seiner beruflichen Perspektive,
zum Beispiel durch bessere Bezahlung.
Für Bedburg lautet die Forderung, dass an allen Bedburger
Grundschulen die Stundentafel voll erfüllt wird und die Kinder an
Bildungsangeboten uneingeschränkt partizipieren können.
„Die langfristige Bindung an eine Lehrerpersönlichkeit, die gerade
in jungen Jahren wichtig ist für den Bildungserfolg, findet durch
viele Wechsel in den Kollegien immer seltener statt. Es wird für
Kinder, Lehrer und Eltern schwieriger, eine persönliche und
verlässliche Beziehung aufzubauen. Ohne Kontinuität ist die wichtige
individuelle Förderung bedroht“, so das Fazit der Initiative.
Bürgermeister Sascha Solbach unterstützt den Einsatz der Eltern.
„Ich höre das als Bürgermeister immer wieder, wie wenig
Vertretungslehrer da sind.“ Wenn man schulpolitisch etwas
umgestalten wolle, dann müsse sich auch auf Seiten der Lehrkräfte
etwas tun. Das Berufsbild müsse attraktiver werden, fordert auch
Solbach.
www.openpetition.de/petition/online/mehr-lehrer-fuer-unsere-grundschulen 

- Martina Thiele-Effertz

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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