Ein Moment der Erinnerung
Dreigestirn besucht Ausstellung im Rathaus
![Die Bedburger Narrenzunft verneigt sich in ehrendem Gedenken an das Schicksal ihres Gründungsmitglieds Mathias Höflich. BNZ-Vorsitzender Dr. Georg Kippels, Prinzenführer Wolfgang Correnz, Jungfrau Gebhardine (Gebhard Müller), Firtz Maddaus, Prinz Norbert I. (Walter), Markus Nüsser und Bauer Marco (Bartels). | Foto: Bedburger Narrenzunft](https://media04.rheinische-anzeigenblaetter.de/article/2017/02/22/3/140753_L.jpg?1639038766)
- Die Bedburger Narrenzunft verneigt sich in ehrendem Gedenken an das Schicksal ihres Gründungsmitglieds Mathias Höflich. BNZ-Vorsitzender Dr. Georg Kippels, Prinzenführer Wolfgang Correnz, Jungfrau Gebhardine (Gebhard Müller), Firtz Maddaus, Prinz Norbert I. (Walter), Markus Nüsser und Bauer Marco (Bartels).
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Bedburg - Die Bedburger Narrenzunft erinnert an das von den Nazis ermordete
Gründungsmitglied Mathias Höflich. Vorstand, Präsidium und
Dreigestirn auf Spurensuche in der Ausstellung „Juden in Bedburg“
und am kürzlich verlegten Stolperstein vor Höflichs ehemaligem Haus
in der Lindenstraße 28.
„Mathias Höflich war eines der Gründungsmitglieder der Bedburger
Narrenzunft im Jahre 1886“, erläutert Dr. Georg Kippels,
Vorsitzender der BNZ, den Grund des Besuchs, „und deshalb ist es uns
ein Bedürfnis und gleichzeitig eine große Ehre, im Karnevalstrubel
einmal inne zu halten und uns zu erinnern.“ Wer war Mathias
„Mathieu“ Höflich? Stadtarchivar Uwe Depcik hat die Fakten in der
Ausstellung im Rathaus Bedburg akribisch dokumentiert. Demnach wurde
Mathias Höflich am 1. April 1859 in Frauweiler geboren und war
jüdischer Abstammung.
Höflich gehörte zu einer Gruppe von Juden in Bedburg, die ihren
Geschäften nachgingen und in der Bevölkerung geachtet wurden.
Mathias Höflich arbeitete als Metzgermeister und engagierte sich in
mehreren Vereinen. Im August 1933 feierte er mit seiner Frau Luise die
Goldene Hochzeit und im zugehörigen Bericht des Bedburger Erftboten
wird die große Beliebtheit des Paares ausführlich beschrieben. Die
am Ende des Artikels formulierten Glückwünsche klingen heute
allerdings wie Hohn angesichts des Schicksals, dass das Ehepaar
Höflich in der Folgezeit durch die Nazis erleiden musste: Entzug der
Rentenunterstützung, 1940 Zwangsumsiedlung nach Köln, 1942
Deportation nach Theresienstadt und schließlich Ermordung noch im
selben Jahr.
Prinz Norbert aus dem BNZ-Dreigestirn interessierte sich besonders
für die Aktivitäten Höflichs in der Narrenzunft und erfuhr, dass
Höflich von der Gründung an als aktives Mitglied geführt wurde und
auch viele Jahre im Elferrat saß. „Wenn ich hier lese, dass er im
Jubiläumsjahr 1896 zum Prinzen proklamiert wurde“, stellte Prinz
Norbert nachdenklich fest, „so stehen wir heute in der direkten
Traditionsnachfolge - ein bedeutender Grund, seiner zu gedenken.“
Das Ende der Mitgliedschaft Höflichs in der BNZ ist belegt durch die
protokollierte Aussage des BNZ-Präsidenten in der
Sessions-Anlaufversammlung im November 1933, Mathias Höflich sei
freiwillig aus der Zunft ausgetreten. „Interpretiert man dazu die
Ausführungen des BNZ-Zunftschreibers Ernst Schopen in der
100-Jahre-BNZ-Schrift aus dem Jahre 1986“, erläutert Kippels, „so
muss man diese Freiwilligkeit doch sehr in Frage stellen. Heute
können wir nur spekulieren, aber wahrscheinlich ist, dass die
Nazi-Herrschaft 1933 auch in Bedburg bereits so weit gediehen war,
dass sie die Vorstandsentscheidungen in den Vereinen maßgeblich
beeinflussen konnte.“ Bürgermeister Solbach dankte der
BNZ-Abordnung für den Besuch im Rathaus und betonte die Bedeutung des
karnevalistischen Brauchtums gerade in der heutigen Zeit: „Wir
dürfen den braunen Angstmachern keine Chance geben und dürfen uns
die Freude am Feiern nicht verderben lassen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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