Schlange vor dem Eiswagen
Ein Dom aus alten Waggons
Bedburg-Alt-Kaster - (mf) Teurer Eintritt, kaum Besucher und wenig Interesse an den Waren
– auch im Rhein-Erft-Kreis haben viele Kunsthandwerkermärkte mit
diesen Problemen zu kämpfen. Nicht so der Ricarda-Markt in Altkaster.
Hier kann der Arbeitskreis Altstadt Kaster (AKAK) jedes Jahr einen
neuen Rekord verkünden.
„Ich sage mal: Das war der schönste Markt, den wir je hatten”,
resümierte Reinhold Deutzmann vom AKAK nach zwei Markttagen. Rund
20.000 Besucher schlenderten dieses Mal durch die engen Straßen,
vorbei an historischen Gebäuden und Kunsthandwerk.
Allein 8.000 sind es am Samstag gewesen - dabei sah es zunächst gar
nicht danach aus.
Wegen der hohen Temperaturen kamen anfangs wenig Besucher. „Am
Nachmittag war aber die Hölle los”, sagte Deutzmann. Eines der
Geheimrezepte für den Erfolg des Ricarda-Marktes sei die Qualität
der Waren und die Auswahl der Händler.
Nicht jeder darf seine Waren in Altkaster anbieten.
Dementsprechend gefragt ist der Markt auch bei den Kunsthandwerkern:
Von den 110 Anbietern waren 40 zum ersten Mal dabei.
Im Sortiment hatten die Händler unter anderem Keramikwindspiele mit
verschiedenen Tiermotiven, sorgfältig ausgearbeitete Fingerpuppen aus
Filz, zum Beispiel in Form einer Katze, oder massive Marmorkugeln mit
Gesichtern aus Mosaik darauf.
Thomas und Nadine Esser aus Blerichen, die bereits zum fünften Mal
ihre Waren in Altkaster anboten, präsentierten selbstgefertigte
Dekorationen aus alten Hölzern. „Mittlerweile haben wir viele
Stammkunden hier”, sagt Thomas Esser, der eigentlich in der
Jugendarbeit tätig ist, aber auch eine Ausbildung zum Schreiner
absolviert hat.
Eines seiner Lieblingsmotive ist der Dom, den er aus den Planken von
alten Eisenbahnwaggons fertigte. Manche der Hölzer, mit denen er
arbeite, seien 350 Jahre alt, erklärt Esser.
Die Waren sind aber nicht das einzige Argument, das für den
Ricarda-Markt spricht. Weil der Markt eingeschlossen von Gebäuden
ist, verteilte sich der Geruch von geräuchertem Fisch, frischen
Waffeln und Reibekuchen in den Straßen.
„Man fühlt sich deshalb hier wie im eigenen Wohnzimmer”, findet
Deutzmann. Um die heimische Atmosphäre zu verstärken, haben die
Kasterer dieses Jahr sogar den Pfarrgarten renoviert und mit alten
Holzmöbeln ausgestattet. Auch der Vikariegarten war seit Langem
wieder geöffnet.
Dieses Jahr punktete der Markt zudem mit einer Prise Nostalgie bei den
Besuchern. Eiscafé-Besitzerin Sema Güngör bot an ihrem historischen
Eiswagen in der Vikariestraße italienisches Gelato an.
Durch das warme Wetter kam Güngör ganz schön ins Schwitzen: Vor
ihrem Wagen standen die Besucher Schlange. Sie müsse dringend die
Behälter auffüllen, sonst gehe ihr das Eis aus, erklärte Güngör.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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