Stolperstein in Alt-Kaster verlegt
Ein Stein gegen das Vergessen

Viele Menschen wollten dem besonderen Moment der Erinnerungsarbeit in Bedburg beiwohnen. Gunter Demnig hatte in Bedburg bereits  mehr als 20 Stolpersteine verlegt. | Foto: Stadt Bedburg
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  • Viele Menschen wollten dem besonderen Moment der Erinnerungsarbeit in Bedburg beiwohnen. Gunter Demnig hatte in Bedburg bereits mehr als 20 Stolpersteine verlegt.
  • Foto: Stadt Bedburg

Bedburg-Kaster (red). Der Künstler Gunter Demnig hat zusammen mit Bürgermeister Sascha Solbach den 23. Stolperstein in Bedburg verlegt, der gleichzeitig der erste in Alt-Kaster ist. Er ist damit als einer von über 100.000 Stolpersteinen europaweit Teil des größten dezentralen Mahnmals der Welt.

„Wir schließen mit dem vorerst letzten Stolperstein für Bedburg heute einen Kreis in unserer Erinnerungsarbeit, der zu lange Lücken hatte. Die von Menschen an Menschen begangenen Verbrechen des Holocaust – auch in Bedburg – sind ein Teil unserer Geschichte, der sichtbar gemacht werden muss“, sagte Sascha Solbach.

Der neu verlegte Stolperstein erinnert an die Jüdin Jeanette Steinmann, die 1865 in Frimmersdorf geboren und von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Sie hatte sich mit ihrem Ehemann Josef Steinmann – wohl aus den USA kommend – in den 1920er-Jahren in Kaster niedergelassen. Ihr Mann starb 1935 und liegt auf dem jüdischen Friedhof Bedburg unter der Grabsteininschrift „Ruhestätte der Eheleute Steinmann“ begraben. Seine Frau durfte ihre ewige Ruhe jedoch nicht an seiner Seite finden. Nach einem Befehl der Gestapo Staatspolizeistelle Köln zur Verhaftung von Juden im Kölner Umland wurde Jeanette Steinmann im Sommer 1942 aus der Wallstraße in Kaster abgeführt. Die NSDAP-Ortsgruppe Kaster, zu der auch Königshoven und Pütz gehörten, hatte in diesem Jahr 268 Mitglieder. Jeanette Steinmann war die einzige Jüdin in Kaster.

Ihre Einwohnermeldekarte dokumentiert die Deportation bis heute: „Juni 1942: Gestapo abtransportiert“. Ab dem Bahnhof Köln-Deutz wurde sie am 15. Juni 1942 zusammen mit 961 weiteren Personen zwischen vier und 89 Jahren in dem ersten Sonderzug von Köln zum Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Den Holocaust überlebten von ihnen nur 37 Menschen. Jeanette Steinman starb dort am 5. November 1942 im Alter von 77 Jahren.

Die Patenschaft für den Stolperstein von Jeanette Steinmann stiftete die Elternschaft des Abiturjahrgangs 2023 des Silverberg-Gymnasiums Bedburg und übergab sie dem Abschlussjahrgang bereits auf dessen Abiturfeier im vergangenen Sommer. Elternvertreter waren bei der Verlegung ebenso anwesend wie ehemalige Schüler des Abiturjahrgangs 2023. Die weiteren Stolpersteine im Bedburger Stadtgebiet befinden sich ebenfalls in den Händen von Paten. Neben dem Silverberg-Gymnasium haben im Jahr 2021 auch die Wilhelm-Busch-Schule aus Bedburg, die Anton-Heinen-Schule aus Kirdorf und die Geschwister-Stern-Schule aus Kirchherten die Patenschaften für die Stolpersteine übernommen. Möglich gemacht wurden die Verlegungen der nun insgesamt 23 Stolpersteine in Bedburg auch durch die engagierte Recherche- und Aufklärungsarbeit des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Bedburg unter dem Vorsitz von Heinz Obergünner.

Am Abend wurde der Blumenkranz, der während der Verlegung den Stolperstein Jeanette Steinmanns geschmückt hatte, zum jüdischen Friedhof gebracht und dort am Grab ihres Ehemannes, der geplanten gemeinsamen Ruhestätte des Paares, niedergelegt.

Viele Menschen wollten dem besonderen Moment der Erinnerungsarbeit in Bedburg beiwohnen. Gunter Demnig hatte in Bedburg bereits  mehr als 20 Stolpersteine verlegt. | Foto: Stadt Bedburg
Künstler Gunter Demnig bettete den Gedenkstein in das Pflaster in Alt-Kaster ein. | Foto: Stadt Bedburg
Redakteur/in:

Georg Zingsheim aus Kerpen

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