Neuanfang nach Autounfall
Ich stehe jetzt mit beiden Beinen im Leben“
Vor fast einem Jahr hat Angie Berbuer bei einem Autounfall beide
Beine verloren. Inzwischen hat sie Prothesen erhalten und berichtet im
Internet über ihr Leben.Foto: Zingsheim
Von Georg Zingsheim
Bedburg. Eine eigene Wohnung, ein Auto, ein kleiner Hund und
vor allem: zwei Prothesen. Das Leben von Angie Berbuer hat sich in den
letzten zwölf Monaten rasant verändert. Vor fast einem Jahr hatte
die 22-Jährige aus Bedburg auf der A61 in der Nähe von Koblenz einen
Autounfall, bei dem sie beide Beine oberhalb der Knie verloren hat.
Nichts war mehr so wie vorher für die Abiturientin.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus musste sie ihre kleine Wohnung
aufgeben und zog wieder bei ihrer Mutter ein. Inzwischen hat sich
Angie Berbuer wieder eine eigene Bleibe gesucht und sagt: „Ich stehe
jetzt mit beiden Beinen im Leben“ und stellt sich wie zum Beweis auf
ihre Prothesen. Mit der speziell für sie angepassten Hilfe kann sie
gehen und ist wieder einigermaßen mobil.
Ein wichtiger Schritt zur wiedererlangten Selbstständigkeit war der
Verzicht auf ihre starken Medikamente, die sie zur Linderung der
Schmerzen einnehmen musste. „Als ich die Medikamente reduziert habe,
wurde ich im Kopf wieder klarer“, erklärt die junge Frau mit dem
starken Willen, die sich wieder nach oben kämpft. Auch ihr neuer
Freund Charly, ein verspielter Zwergspitz, sei eine Art
„Therapiehund“ für sie, der geholfen habe, sich über ihre
Probleme bewusst zu werden und Lösungen zu finden. Die Tatsache, dass
Charly mehrmals am Tag Gassi gehen muss, hält mobil. Inzwischen hat
Angie Berbuer wieder ein Auto, das für einen gehbehinderten Menschen
ein besonderes Stück Freiheit bedeutet.
Als die Not groß war, hat Angie Berbuer vielfältige Hilfe erfahren.
So konnte ihr die Caritas-Stiftung einen namhaften Betrag zur
Verfügung stellen, der durch Spenden aufgestockt worden war und als
Grundstock für den Neuanfang diente. Aber inzwischen hat Angie
Berbuer auch berufliche Aktivitäten gestartet. Sie hatte nach ihrem
Unfall über die sozialen Netzwerke sehr viel Zuspruch von zahlreichen
Menschen erfahren, und sie ist jetzt selbst in der Lage, auf Fragen
Ratschläge zu erteilen. „Krass, wieviel Menschen mich unterstützt
haben.“
Auf Kanälen wie Instagram, Facebook, TikTok oder Youtube folgen fast
100.000 Personen ihren Aktivitäten, so dass sich Angie Berbuer
inzwischen als Influencerin bezeichnet. An manchen Tagen verbringe sie
acht bis zehn Stunden damit, um Posts vorzubereiten und mit ihren
Followern zu kommunizieren. „Die Leute wollen verfolgen, wie es mir
geht und finden mein Leben interessant.“ Im Augenblick scheint der
Weg für Angie Berbuer nach oben zu gehen, selbst Treppen schafft sie
mit ihren Prothesen. „Allerdings müssen sie ein Geländer zum
Festhalten haben.“ Einen neuen Halt im Leben hat sie wieder
gefunden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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