Chefredenschreiber von Helmut Kohl zu Gast
Kohl kannte den Preis von Brot und Milch

Erinnerten sich an Helmut Kohl: Der Bundestagsabgeordnete Georg Kippels, der ehemalige Staatssekretär Michael Mertes und der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Becker (v.l.). | Foto: Führer
  • Erinnerten sich an Helmut Kohl: Der Bundestagsabgeordnete Georg Kippels, der ehemalige Staatssekretär Michael Mertes und der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Becker (v.l.).
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Bedburg-Weiler-Hohenholz - (mf) Die CDU Bedburg hat ein Gedenken für Helmut Kohl auf Gut
Hohenholz veranstaltet. Als Gastredner konnte die CDU Michael Mertes
gewinnen. Mertes ist ehemaliger Staatssekretär und war von 1987 bis
1993 Chefredenschreiber für Helmut Kohl. Der Altbundeskanzler war am
16. Juni dieses Jahres verstorben.

Den „Alten“ hätten ihn seine Mitarbeiter manchmal untereinander
genannt, sagt Mertes und hält kurz inne. Als ehemaliger
Chefredenschreiber des Altkanzlers kann er viele solcher Geschichten
erzählen. An eine Anekdote erinnert sich Mertes besonders gern.
„Wenn er durch Deutschland unterwegs war, bat er den Fahrer
anzuhalten, ging in eine Gaststätte und bestellte sich eine Apfel-
oder Weißweinschorle”.

Schnell sprach sich dann die Anwesenheit Kohls im Ort herum und die
Einwohner strömten in die Gaststätte. „Dann diskutierte er ganz
offen mit den Menschen. So wollte er die Distanz vermeiden”, sagt
Mertes. Er habe sich den normalen Menschen verbunden gefühlt und
kannte auch den Preis von Brot und Milch.

Ähnlich war ihm auch die Meinung der CDU-Basis wichtiger als die der
Staatssekretäre, erklärt Mertes. „Er hatte Angst davor, dass mit
zunehmender Amtsdauer die Bodenhaftung abnimmt”.

Kohl war der Bundeskanzler mit der längsten Dienstzeit. Von 1982 bis
1998 war der gebürtige Rheinland-Pfälzer Bundeskanzler – ganze
vier Amtsperioden. Doch Mertes schwelgte nicht nur in persönlichen
Erinnerungen. Großes Lob fand er auch für den Einsatz des
Altkanzlers hinsichtlich der Wiedervereinigung Deutschlands. Diese war
nicht selbstverständlich. Im Bundestag wurden Alternativen wie eine
demokratisierte DDR diskutiert, aber dann doch verworfen. Schwierig
war es für Kohl auch, die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs von
der deutschen Einigung zu überzeugen. Ihm half es, dass er sich
Vertrauen als Staatsmann erwarb. So habe er letztlich sogar den
französischen Präsidenten François Mitterrand auf seine Seite
ziehen können, sagt Mertes. Eines seiner letzten Gespräche im Jahr
2004 führte der ehemalige Staatssekretär mit Kohl in seinem Berliner
Büro. Thema war die Deutsche Einheit und dass sie Kohl nicht in den
Schoß gefallen ist.

Zum Abschluss der Veranstaltung überraschte die CDU noch mit einem
Kuriosum. 1996, zur 500-Jahr-Feier der St.-Sebastianus-Bruderschaft,
war der damalige Bundeskanzler Schirmherr des Schützenfestes in
Königshoven.

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