Vor 70 Jahren geschah das Unglück
Kreuz erinnert an Johnni
Bedburg-Kaster - Der Kasterer See ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Bedburger
Umgebung. Am Ende des Sees, hinter der Schleuse, steht ein
Gedenkkreuz, das vielen Spaziergängern und Radfahrern mit Sicherheit
schon einmal aufgefallen ist. Willy Harren, früherer Bürgermeister
der Stadt Bedburg, war 12 Jahre alt, als das Kreuz aufgestellt wurde.
Er berichtet von den Ereignissen, die vor knapp 70 Jahren an diesem
Ort stattgefunden haben und an die das Kreuz erinnert.
Der Onkel eines Junglehrers an der Volksschule Kaster war damals
Kaplan in der Kirchengemeinde St. Anna in Köln-Ehrenfeld.
Und so kam es, dass sich die Jungschar- und Pfadfindergruppe mit zehn
bis zwölf Jungen von St. Anna aus Ehrenfeld 1947 mit Messdienern und
Jungschar aus Kaster zu einem 14-tägigen Zeltlager hinter dem
früheren Weiler Tollhaus trafen. Es wurde zusammen in den Zelten
übernachtet und gefrühstückt, anschließend wurden die Ehrenfelder
bei Gastfamilien zum Essen eingeladen. Tagsüber fanden dann
gemeinsame Spiele statt, die Jungen spielten Fußball und machten
Schnitzeljagden im Epprather Wald. Hunger war das Wort, das in der
ersten Nachkriegszeit auch Köln überschattete, und den Jungen sollte
es auf dem Land gut gehen. „Es war eine extrem schwierige Zeit, in
der es in Köln nichts zu beißen gab“, blickt Willy Harren zurück.
Am 12. August 1947, es war der dritte oder vierte Tag des Zeltlagers,
wurde eine Schnitzeljagd veranstaltet. Bei der Rückkehr kam einer der
Jungen aus Ehrenfeld, Johnni Schiffer, an einem Abhang ins Stolpern
und verletzte sich dabei mit seinem ausgeklappten Pfadfindermesser,
das er in der Hand hielt, tödlich.
Willy Harren kommen die Tränen, als er von den Geschehnissen
erzählt. „Meine spätere Schwiegermutter, Gertrud Hintzen, hatte
Johnni als Mittagsgast in ihrer Familie aufgenommen. An jenem Tag
hatte sie bereits auf ihn mit dem Essen gewartet.“
Zum Gedenken an Johnni wurde noch am gleichen Tag ein Gottesdienst in
der Kirche St. Georg in Kaster durchgeführt.
Das Zeltlager wurde fortgesetzt. „Es herrschte große Betroffenheit.
Die Fröhlichkeit war nicht mehr wie vorher“, erinnert sich Harren.
Schon unmittelbar nach dem Unglück wurde an der Stelle, wo es
geschehen war ein Kreuz im Gedenken an Johnni errichtet.
Das Kreuz blieb am Unfallort stehen, bis es dem Tagebau weichen musste
und im Harffer Rathaus aufbewahrt wurde. Schließlich siedelte es in
den Keller des Kasterer Rathauses mit um.
Im Jahr 2001 regte der ehemalige Amtsleiter (Personal) Heinz Nothbaum
an, das Kreuz wieder aufzustellen. Schreinermeister Peter Wirtz
sanierte und beschriftete es kostenlos. Dachdeckermeister Josef
Görgens sorgte für eine Kupferabdeckung.
Mit einer Gedenkfeier wurde es dann neu eingesegnet und an der Stelle
am Ende des Sees wieder errichtet.
Aktuell wird das Kreuz von der St.-Sebastianus-Georgius-
Schützenbruderschaft saniert. „Brudermeister Otto Saffarek, Arthur
Claßen und Achim Wolff setzen das Kreuz instand“, berichtet Willy
Harren. Zusätzlich sponserte RWE eine neue Bank neben der
Gedenkstelle.
Gepflegt und instand gehalten wird die Gedenkstelle von den noch
lebenden Beteiligten des Zeltlagers, unter anderem von Willy Harren
und Heinz Tesch, ehemaliger Elsdorfer Bürgermeister.
Zum 70. Todestag von Johnni Schiffer möchte Willy Harren alle noch
lebenden Beteiligten des Zeltlagers zu einer kleinen Gedenkfeier am
Kreuz, das bis dahin wieder aufgestellt ist, einladen.
Der 81-Jährige kommt oft zum Kreuz und sitzt auf der Bank. Es ist
einer seiner Lieblingsplätze. „Oft kommen Leute und fragen nach der
Bedeutung“, erzählt Harren.
- Jens Eßer und Martina Thiele-Effertz
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.