An die Reichspogromnacht erinnert
Über hundert Bedburger setzten ein Zeichen

Mehr als hundert Bedburger versammelten sich auf dem jüdischen Friedhof, um ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Gewalt zu setzen. | Foto: Führer
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  • Mehr als hundert Bedburger versammelten sich auf dem jüdischen Friedhof, um ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Gewalt zu setzen.
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Bedburg - (mf) Der 9. November 1938 war der Beginn des Völkermords an den
Juden: Nicht nur jüdische Geschäfte und Synagogen brannten während
der Reichspogromnacht. Hunderte Juden wurden verletzt, viele ermordet.
In Bedburg etwa hatte besonders der Kaufmann Albert Franken zu leiden.
Ein Mob zertrümmerte seine Wohnung, zerbrach Fenster und verwüstete
jedes Zimmer. Er selbst kam später ins Konzentrationslager Dachau und
wurde dazu gedrängt, ins heutige Israel auszuwandern.

Mit der Aktion „Mensch Bedburg!” hat die Stadt an das Schicksal
von Franken und anderer Menschen im Stadtgebiet erinnert, die von den
Nationalsozialisten umgebracht wurden. Mehr als hundert Bedburger
haben sich auf dem jüdischen Friedhof an der Kölner Straße
versammelt, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.
Bürgermeister Sascha Solbach und Heinz Obergünner vom
Geschichtsverein wandten sich dort mit Ansprachen an die Bedburger,
von denen viele zum ersten Mal auf dem jüdischen Friedhof waren. Die
Reichspogromnacht sei der Übergang von verbaler Hetze zu
körperlicher Gewalt gewesen, sagte Solbach. Von einem „Rückfall in
die Barbarei” sprach Obergünner im Hinblick auf den 9. November
1938. „In nur einer Nacht ist der Gedanke der Aufklärung, des
Humanismus, des Rechtsstaats und der Freiheit des Individuums zunichte
gemacht worden”. Eingebettet wurden die Ansprachen in jüdische
Klezmermusik, die der Musiker Blake Weston mit einer Klarinette
vortrug.

Im Anschluss an das Gedenken auf dem Friedhof gingen die Bedburger in
die Hundsgasse. Dort lasen Schüler der Hauptschule die Namen der
Menschen vor, für die in Bedburg Stolpersteine verlegt wurden.

Auf dem Marktplatz folgte dann ein buntes Programm, das mit den
weiterführenden Schulen, den Kirchen, dem Geschichtsverein und
Künstlern der Stadt entwickelt wurde. Der Autor Aaron Spielmanns rief
zum Poetry Slam auf, um die Musik kümmerten sich die Schüler der
Hauptschule unter der Regie von Dieter Kirchenbauer sowie der
Jugendchor San Francesco unter der Leitung von Hermann Jürgen
Schmitz.

Zur gleichen Zeit gab es auch in Kirchherten eine Gedenkfeier in der
katholischen Kirche. Im Anschluss besuchten die Teilnehmer die
dortigen Stolpersteine.

Während der Aktion „Mensch Bedburg!“ wurde auch ein Kummerkasten
auf dem Marktplatz eingerichtet. In diesem können die Bedburger ab
sofort ihre Ängste und Sorgen, aber auch Fragen oder Anregungen
schriftlich abladen. Die Briefe will die Stadt öffentlich beantworten
ohne dabei den Namen der Absender zu veröffentlichen. Im Moment steht
der Kummerkasten auf dem Marktplatz in Bedburg. Die weiteren Standorte
werden noch bekannt gegeben.

Mehr als hundert Bedburger versammelten sich auf dem jüdischen Friedhof, um ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Gewalt zu setzen. | Foto: Führer
Heinz Obergünner vom Geschichtsverein wandte sich mit einer Ansprache an die Bedburger auf dem jüdischen Friedhof. | Foto: Führer
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