Zwei Supermärkte machen mit
Einkaufen zur „Stillen Stunde“ startet

Weniger Reize, weniger Ablenkung – so funktioniert das Prinzip der „Stillen Stunde | Foto: Stadt Bergisch Gladbach
  • Weniger Reize, weniger Ablenkung – so funktioniert das Prinzip der „Stillen Stunde
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Die Stadt Bergisch Gladbach setzt zusammen mit dem Inklusionsbeirat und zwei Einzelhändlern die Initiative zur „Stillen Stunde“ um. Start ist der 1. März.

Bergisch Gladbach. Der alltägliche Einkauf ist in heutiger Zeit von ständiger Reizüberflutung geprägt. Die Beleuchtung ist grell, Musik dudelt im Hintergrund und Mitarbeiter wuseln mit ausladenden Rollcontainern hin und her, um die Regale aufzufüllen. An der Kasse erfasst der Scanner jeden Artikel mit schrillem Piepton und während des Bezahlvorgangs unterhalten sich andere Kunden lautstark. All dies ist Alltag für die Mehrheitsgesellschaft, aber es gibt auch Menschen, bei denen allein die Vorstellung bereits großen Stress auslöst.

Insbesondere für Personen mit Autismus oder andere Personen mit Reizverarbeitungsschwierigkeiten können diese alltäglichen Situationen zur Herausforderung werden. Deshalb möchte die „Stille Stunde“ den Kundinnen und Kunden eine reizreduzierte Zeit zum Einkaufen anbieten, bei der Augen und Ohren geschont und die Ablenkung im Geschäft minimiert werden soll. Dazu
gehört auch, dass in dieser Zeit Assistenzhunde dort, wo es möglich ist, in den Geschäften willkommen sind.
„Bergisch Gladbach ist eine der ersten Städte Deutschlands, die dieses Konzept nun ausprobiert. Deshalb sind wir auch froh und dankbar, dass wir einen Einzelhändler und eine Einzelhändlerin für diese Projekt gewinnen konnten. Wir hoffen, dass sich noch weitere Kooperationspartner finden lassen“, erklärt Monika Hiller, Inklusionsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach.

Konkret beteiligen sich Markus Hetzenegger und Ursula Wintgens mit ihren Lebensmittelmärkten in Sand (EDEKA) und in Bensberg (REWE) in der Schloßstraße an diesem Projekt. „Wir verstehen die Teilnahme an der ‚Stillen Stunde‘ als Signal an die Gesellschaft: Jede und jeder kann mit geringem Aufwand etwas tun, damit sich andere wohler fühlen“, so erläutert es Ursula Wintgens, Inhaberin des REWE-Marktes in der Schlossgalerie in Bensberg. „Wir wollen für all unsere Kundinnen und Kunden ein optimales Kauferlebnis bieten und wenn dies mit so einfachen Mitteln möglich ist, wollen wir es probieren“, ergänzt Markus Hetzenegger, Edeka-Händler in Sand.

Die „Stille Stunde“ soll in den Geschäften ab dem 1. März jeden Dienstag zwischen 16 und 18 Uhr stattfinden. In dieser Zeit sind natürlich auch alle anderen Kunden herzlich willkommen. „Gerade am Anfang werden wahrscheinlich viele Fragen gestellt werden, warum es in den Läden leiser und dunkler ist als sonst, aber wir informieren gerne über die Gründe“, erläutern die beiden Kaufleute.

Vorbild Neuseeland
Die Idee und Umsetzung der „Stillen Stunde“ stammt aus Neuseeland und geht auf eine Angestellte einer Supermarktkette und Mutter eines autistischen Kindes zurück. Denn sobald sie mit ihrem Kind einkaufen ging, begann es an zu schreien.
Nach einem Gespräch mit ihrem Vorgesetzten und verschiedenen Tests in den Geschäften wurde die „Stille Stunde“ dort 2018 eingeführt. Grund für die Einführung war, dass Menschen, die mit Autismus leben, oft an einer Reizüberflutung leiden, da sie sämtliche Eindrücke ihrer Umgebung nicht filtern können und somit schnell mit der Situation überfordert sind.
In der Schweiz wird die „Stille Stunde“ ebenfalls seit Kurzem getestet und wird dort immer beliebter, da die Ruhe beim Einkaufen von vielen Menschen einfach nur als wohltuend empfunden wird.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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