Absatztrends in wichtigen globalen Automobilmärkten
1. Quartal 2018
CENTER OF AUTOMOTIVE MANAGEMENT - Prof. Dr. Stefan Bratzel CAM
E-Mobilität: Absatztrends in wichtigen globalen
Märkten
Die Elektromobilität nimmt in wichtigen Märkten in 2018 an Fahrt
auf. Dabei bleiben China und Norwegen die Treiber und
Ausnahmeerscheinungen der globalen Elektromobilität. China festigt
seine Position als Leitmarkt mit starkem Wachstum. Im ersten Quartal
2018 wurden in China 142.445 E-Autos abgesetzt (New Energy Vehicles,
inkl. Brennstoffzelle, gewerbliche Fahrzeuge, Busse).
Die E-Fahrzeugverkäufe konnten damit im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um 154 % Prozent gesteigert werden. Der Marktanteil
von E-Fahrzeugen steigt auf 2,0 Prozent an den Neuzulassungen (Q1
2017: 0,8%) (vgl. Abbildung 1).
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In Norwegen steigt der Marktanteil von Elektrofahrzeugen im ersten
Quartal 2018 auf einen Rekordwert von jetzt 47,9 Prozent (!) an den
Neuzulassungen (Q1 2017: 35,3%). Es wurde dort mit 16.180
Elektrofahrzeugen ein Zuwachs von 20 Prozent erzielt.
Dabei ist vor allem der Anteil reiner E-Fahrzeuge gestiegen, während
die Neuzulassungen von Plug-in Hybriden mit 6.487 Fahrzeugen im
Vergleich zum Vorjahresquartal konstant geblieben sind (vgl. Abbildung
2).
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Das sind die Kernergebnisse einer Studie des Center of Automotive
Management (CAM), die die aktuellen Markttrends sowie die
Produktstrategien der globalen Automobilhersteller regelmäßig
analysiert.
Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „China und Norwegen sind
Ausnahmeerscheinungen der E-Mobilität. Leitmarkt bleibt China, wo mit
substantiellen industriepolitischen Motiven die batterieelektrische
Fahrzeugtechnologie vorangetrieben wird. In Norwegen, wo mittlerweile
fast die Hälfte der Neuwagenzulassungen E-Fahrzeuge sind, wird
deutlich, wie schnell sich ein Wandel der Antriebstechnologien
vollziehen kann. Grundsätzlich gewinnt die E-Mobilität aber auch in
anderen automobilen Kernländern wie Deutschland deutlich an
Dynamik.“
Nach Absatzzahlen zweitgrößter E-Fahrzeugmarkt bleibt die USA. Dort
sind die Neuzulassungen von Elektroautos im ersten Quartal 2018 um 32
Prozent auf fast 54.000 E-Fahrzeuge angestiegen. Batterieelektrische
Fahrzeuge (BEV) und Plug-in Hybride (PHEV) stellen dabei jeweils die
Hälfte der Verkäufe.
Der Marktanteil von E-Fahrzeugen steigt von 1,0 auf jetzt 1,3 Prozent
an den Neuzulassungen und bleibt damit im internationalen Vergleich
noch auf niedrigen Niveau. Marktführer ist Tesla, die mit dem Model
3, Model S und Model X rund 18.000 E-Fahrzeuge absetzen können,
während Toyota mit dem PHEV Modell Prius Prime auf rund 6.500
Verkäufe kommen.
Der deutsche Markt setzt seine Dynamik der letzten Monate fort und
kommt im ersten Quartal 2018 mit einem hohen Zuwachs von 70 Prozent
auf 17.549 neu zugelassene Elektrofahrzeuge. Damit steigt der
Marktanteil von 1,2 Prozent auf jetzt im globalen Vergleich
überdurchschnittliche 2,0 Prozent.
Mit rund 9.102 BEV legen die Verkäufe von reinen Elektrofahrzeugen
mehr zu (+80%) zu als die Plug-in-Hybride, die auf 8.447 Pkw (+60%)
ansteigen. Smart setzt mit seinen Modellen Fortwo ED und Forfour ED
dabei mit fast 2.600 Pkw am meisten reine E-Fahrzeuge ab, gefolgt von
VW e-Golf mit 1.449 Pkw, Renault Zoe mit 1.297 Einheiten und BMW i3
mit 1.129 Pkw.
Zwischen Januar und März 2018 sind beim Bundesamt für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle (BAFA) rund weitere 11.000 Förderanträge
(Umweltbonus) für Elektrofahrzeuge eingegangen. Insgesamt steigt
damit die Zahl der Anträge auf 57.549. Davon entfallen 24.214
Anträge auf Plug-In-Hybride und 33.318 auf BEVs sowie 17 auf
Brennstoffzellenfahrzeuge.
Die Fördermittel würden jedoch für mehr als 300.000 Fahrzeuge
reichen. Bei gleichen Abruftempo wie zuletzt würden die Fördermittel
noch mindestens bis zum Jahr 2022 reichen. Allerdings verfallen die
Mittel, die bis Ende Juni 2019 nicht abgerufen werden.
In Deutschland sind die Neuzulassungen beim Diesel weiter im freien
Fall. Im März 2018 liegt der Marktanteil nur noch bei 31,3 Prozent,
ein Rückgang von 25,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Die
Neuzulassungen von Benzinfahrzeugen steigt dagegen um 9,3 Prozent auf
einen Marktanteil von 64 Prozent. Die CO2-Emissionen steigen um 0,8
Prozent auf jetzt 128,7 g/km und weisen dabei im Kernmarkt Deutschland
in die falsche Richtung, um die EU-Grenzwerte von 95 g/km im Jahr
2020/21 zu erreichen.
Großbritannien kann seine E-Fahrzeugverkäufe ebenfalls steigern und
setzt im ersten Quartal 2018 14.084 Einheiten (+11%). Auf die
Plug-In-Hybride entfallen 71 Prozent, 29 Prozent der Verkäufe sind
reine Elektrofahrzeuge. Letztere wachsen um 33 Prozent auf über
13.500 Einheiten. Der Marktanteil steigt damit von 1,5 auf jetzt 2
Prozent.
In Frankreich erhöhen sich ebenfalls die E-Auto Neuzulassungen im
ersten Quartal 2017 auf 10.891 (+17%). Damit liegt auch hier der
Marktanteil auf 2,0 Prozent (2017-1: 1,7%). Im Unterschied zu
Großbritannien machen BEVs über 67 Prozent der Elektroautoverkäufe
aus, während auf Plug-in Hybride 33 Prozent entfallen. Der Renault
Zoe ist mit über 4.000 Einheiten mit Abstand der Marktführer in
Frankreich gefolgt vom Nissan Leaf mit fast 1.100 Verkäufen.
In den Niederlanden steigen die Elektroverkäufe um 122 Prozent auf
jetzt 4.512 Fahrzeuge (2016-1): 2.029). Der Marktanteil steigt damit
von 1,7 auf jetzt überdurchschnittliche 3,3 Prozent.
Entwicklungstrends der E-Mobilität bis 2030/Nullemissionsquote
Die Elektromobilität wird in den nächsten zwei Jahren nur moderate
Wachstumsraten in wichtigen Automobilmärkten realisieren können.
Allerdings rechnet das CAM auf Basis einer Szenarioanalyse mit einer
deutlichen Steigerung der Marktdynamik zu Beginn der 2020er Jahre.
Ausschlaggebend sind die massiven Produktanstrengungen der Hersteller
und das zu erwartende regulatorische Umfeld in zentralen Autoländern.
Für Deutschland und die EU ist ab 2020 mit einem exponentiellen
Anstieg des E-Autoabsatzes zu rechnen, da die OEM die CO2-Ziele
erreichen müssen und Strafzahlungen verhindern dürften. Die derzeit
vergleichsweise geringen Marktanteile sollten nicht darüber
hinwegtäuschen, dass ein massiver Umbruch der Antriebstechnologien in
den nächsten zehn-15 Jahren bevorsteht.
Auf Basis der CAM-Szenarien werden die globalen Neuzulassungen von
E-Autos bis zum Jahr 2020 nur moderat ansteigen und sich zwischen 2,5
Prozent (konservativ) und sechs Prozent (optimistisch) bewegen.
Danach ist jedoch befeuert von einer breiten Produktoffensive der
globalen Hersteller und wegen einer verbesserten Ladeinfrastruktur von
einem massiven Wachstum des E-Mobilitätsmarktes auszugehen. Im Jahr
2025 wird im optimistischen Szenario mit rund 25 Prozent bzw. 25
Millionen jährlich neu zugelassenen Elektro-Pkw gerechnet
(konservativ: 12%). Diese könnten danach bis zum Jahr 2030 auf 40
Prozent bzw. rund 40 Mio. elektrisch angetriebener Pkw steigen
(konservativ: 25%). Gleichwohl wären dann immer noch mindestens 60
Prozent der Neuzulassungen mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet
(vgl. Abb. 3).
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Ausschlaggebend für die Trendkurven sind Annahmen zu den
Entwicklungen im politisch-regulativen Umfeld sowie im Hinblick auf
die komparativen Wettbewerbsvorteile der Elektromobilität im
Vergleich zum Verbrennungsmotor.
Es wird insbesondere davon ausgegangen, dass sich die Herstellkosten
für Benzin- und Dieselfahrzeuge im Zuge sich verschärfender
Umweltregularien in den nächsten Jahren signifikant verteuern werden.
Gleichzeitig werden die Kosten für (reine) Elektrofahrzeuge vor allem
durch günstigere Batteriezellkosten pro kWh deutlich sinken und
technologische Innovationen insbesondere im Hinblick auf Reichweite
und Ladedauer den Kundennutzen erhöhen. Voraussetzung der Szenarien
ist auch eine entsprechende Dichte von (Schnell-)Ladeinfrastrukturen
in den Kernmärkten China, Europa und USA.
Das Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule der
Wirtschaft in Bergisch Gladbach untersucht regelmäßig im Bereich der
„Elektromobilität“ die Absatzentwicklungen und Trends in
wichtigen automobilen Leitmärkten sowie die Innovationen der
Automobilhersteller.
Analysiert werden die Absatztrends und Rahmenbedingungen in relevanten
Ländern sowie die fahrzeugtechnischen Neuerungen von über 30
Automobilgruppen seit dem Jahr 2005. Insgesamt sind derzeit über
10.000 Innovationen in der CAM Inno-Datenbank inventarisiert. Jede
einzelne Neuerung wird systematisch nach dem M.O.B.IL - Ansatz
(Maturity/ Reifegrad, Originalität, Benefit/Kundennutzen, Innovation
Level/ Innovationsgrad) bewertet und gewichtet. Aus der Summe der
gewichteten Innovationen wird die Innovationsstärke eines
Automobilherstellers berechnet.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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