Von Bergisch Gladbach nach Eisenach
450 Blasinstrumente für das Bachhaus

Sammler Günter Hett mit einem Double Bell von 1940. Foto: Bachhaus Eisenach
  • Sammler Günter Hett mit einem Double Bell von 1940. Foto: Bachhaus Eisenach
  • hochgeladen von Angelika Koenig

Bergisch Gladbach. Johann Sebastian Bachs Vater Ambrosius war Trompeter und Leiter der Stadtpfeifer in Eisenach gewesen, ein Ensemble von Bläsern und anderen Instrumentalisten. Doch was nun auf das Eisenacher Bachmuseum zukommt, hätten wohl weder er noch sein berühmter Sohn sich je träumen lassen: 450 Blasinstrumente gehen von Bergisch Gladbach nach Eisenach: Trompeten, Posaunen, Hörner, Tuben, Kornette und Kornupien, Saxophone, Oboen, Fagotte und Flöten – und Ausgefallenes wie ein Double Bell (mit zwei Schalltrichtern), ein Tornisterbass, riesige Ophikleiden und ein Helicon. Auch Jagd-, Post- und Fahrradhörner sind dabei. „Es ist ein nahezu geschlossener Bestand von Blasinstrumenten vom frühen 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts – die europaweit bedeutendsten Hersteller sind alle mit ihren verschiedenen Patenten vertreten“, sagt Bachhaus-Direktor Dr. Jörg Hansen. Zusammengetragen hat all dies der 82-jährige Instrumentenbauer Günter Hett in BergischGladbach. Über dreißig Jahre hinweg sammelte er auf Flohmärkten und im Internet, erwarb Sammlungen anderer Privatleute hinzu – und reparierte, pflegte und kopierte die Kostbarkeiten. Bereits sein Vater war Posaunist gewesen, als Kind lernte er Trompete spielen und wurde mit 12 Jahren Mitglied im Posaunenchor des CVJM in Essen, wo er das Flügelhorn spielte und auch Alt- und Tenorposaune, Tuba und Bariton spielen lernte. Nach einem Berufsleben auf Leitungspositionen im Analyseautomatenbau machte sich der gelernte Diplomingenieur als Instrumentenrestaurator selbständig und pflegte sein Hobby, den Erwerb rarer alter Blasinstrumente. So kam Stück um Stück die heute wahrscheinlich größte private Instrumentensammlung in Deutschland zustande, von der sich der Sammler altersbedingt nun trennen will.
„Für unseren seit 1910 bestehenden Instrumentensaal mit barocken Musikinstrumenten hatten wir uns zunächst nur für einige Stücke interessiert: ein Zink aus dem 17. Jahrhundert, eine Flöte aus dem 18. Jahrhundert, ein Paar Pauken. Doch als unser Instrumentenwart Uwe Fischer und ich vor Ort waren, war schnell klar: Besser als mit dieser Sammlung wird sich die Entwicklung der Blasinstrumente bis heute nie erzählen lassen. Mit unserem zweiten Saal, der für Schülerveranstaltungen und Vorträge mehrfach wöchentlich genutzt wird, stand auch ein Raum zur Verfügung, in dem ein großer Teil dieser kulturhistorisch bedeutsamen Sammlung gezeigt werden kann“, so Hansen. Diese Bereitschaft, den Schatz nicht nur entgegenzunehmen, sondern einen großen Teil davon geschlossen und museumsdidaktisch aufbereitet in einer Ausstellung zu präsentieren, veranlassten den Sammler dann zur schenkweisen Überlassung des Bestands. Etwa 150 Instrumente sollen im neugestalteten Raum des Museums in Vitrinen ihren Platz finden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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