Cosmo-Studie
Ältere Menschen schätzen ihr Erkrankungsrisiko als zu gering ein
Rhein-Berg - Viele ältere Menschen schätzen das eigene Risiko, an Covid-19 zu
erkranken, geringer ein, als es tatsächlich ist. Zu diesem Ergebnis
kommt die COSMO-Studie in einer Analyse.
Demnach schätzten 52 Prozent aller Befragten im Alter von 65 bis 74
Jahren ihre Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken, als
„extrem unwahrscheinlich“ oder „eher unwahrscheinlich“ an. Bei
den 18 bis 29 Jährigen liegt der Prozentsatz im Vergleich bei 35
Prozent.
Das Gesundheitsamt des Rheinisch-Bergischen Kreises ruft deshalb
insbesondere ältere Einwohner auf, die aktuelle Situation nicht auf
die leichte Schulter zu nehmen. „Seniorinnen und Senioren sind
erheblich gefährdeter als junge, gesunde Menschen“, betont die neue
Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Sabine Kieth. „Sie stehen ebenso
im Fokus wie Menschen mit Vorerkrankungen, beispielsweise mit Asthma,
Diabetes oder Bluthochdruck.“ Zwar seien grundsätzlich auch bei
jungen, gesunden Personen schwere Krankheitsverläufe jederzeit
möglich, so Kieth.
„Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Ältere und gesundheitlich
Angeschlagene schwerer erkranken, ist deutlich höher.“ Derzeit sind
im Rheinisch-Bergischen Kreis 153 (Stand: 16. April 2020) Personen
erkrankt, acht Infizierte starben bislang. Alle Verstorbenen waren
älter und vorerkrankt.
Das Ergebnis der Studie könnte der Nebeneffekt einer eigentlich
vorteilhaften inneren Einstellung sein: So fühlten sich Seniorinnen
und Senioren derzeit insgesamt psychisch widerstandsfähiger, weniger
belastet und weniger einsam als Jüngere. Diese sogenannte Resilienz,
also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen seelisch
einigermaßen schadlos zu überstehen, sei bei Menschen über 60
Jahren besonders ausgeprägt.
Doch resiliente Menschen nähmen auch das Risiko, sich anzustecken als
geringer wahr und seien der Meinung, eine Infektion leichter
verhindern zu können. „Natürlich ist es wichtig, in diesen Zeiten
zuversichtlich zu bleiben“, betont Krisenstabsleiter Dr. Erik
Werdel. „Trotz der Öffnung weiterer Geschäfte, gelten die
bestehenden Kontaktbeschränkungen nach wie vor und sollten unbedingt
eingehalten werden. Daher appelliere ich an die größtmögliche
Eigenverantwortung, gerade von älteren Menschen, danach zu handeln.
Damit kann jede und jeder Einzelne zur Eindämmung des Virus
beitragen“.
COSMO-Studie
Die COSMO-Studie ist eine Serie von Erhebungen, die Einblick in die
Gemütslage der Bevölkerung geben sollen. Anhand der Ergebnisse
wollen die Verantwortlichen feststellen, welche Informationen
Bürgerinnen und Bürgern brauchen, um sich richtig zu verhalten und
Falschmeldungen zu erkennen.
Die Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener öffentlicher
Einrichtungen wie der Universität Erfurt, dem Robert Koch-Institut
und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Befragt
wurden 1030 Menschen zwischen 18 und 74 Jahren in insgesamt sieben
Durchgängen. An den Durchgängen nahmen jeweils verschiedene Personen
teil. Die Verteilung in Alter, Geschlecht und Wohnort entspreche
dabei, so die Verantwortlichen, in etwa dem Durchschnitt der deutschen
Bevölkerung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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